Io Leonardo

Amazing Leonardo

Io Leonardo
„Amazing Leonardo“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Wie schon in Ich, Leonardo da Vinci, ebenfalls eine Dokumentation, wird in Amazing Leonardo die Welt einmal aus den Augen des grandiosen und nie dagewesenen Künstlers und Naturforschers betrachtet. Leonardo da Vinci sollte wohl jedem ein Begriff sein, denn dieses Genie hat nicht nur mit der Mona Lisa der Welt ein unersetzbares Geschenk gemacht, sondern auch mit Das Abendmahl, Christis letztes gemeinsames Mahl mit seinen Jüngern, und vielen weiteren kostbare Zeichnungen und Malereien. Zusätzlich zu seinen künstlerischen Werken hat er die Welt durch seine Entdeckungen in den verschiedensten Wissenschaften revolutioniert und für immer geprägt. Prophezeiungen, anatomische Forschungen und astronomische Beobachtungen zählen zu den elementaren Erkenntnissen, die er in einem rund 6.000-seitigen Vermächtnis hinterließ.

In Io, Leonardo werden nun viele seiner weltlichen Errungenschaften visualisiert und grob zusammengefasst. Dabei gibt es einen Off-Erzähler, der durch die Geschichte führt und die bekannten Eckdaten dieser legendären Geschichtsfigur, von der Geburt bis zum Tod, den Zuschauern bekannt gibt. Doch auch Leonardo da Vinci, gespielt von Luca Argentero, bekommt eine Sprechrolle. Laut Off-Sprecher sind alle von Argentero gesprochene Texte tatsächliche Zitate von Leonardo da Vinci, die vor allem im Traktat über die Malerei zu finden sind und geschickt in den Film eingearbeitet wurden. In einer Art gegenseitigen Dialog zwischen Off-Sprecher und Schauspieler, gibt es dann einen kurzen Einblick in die Vielfalt und Komplexität der bekanntesten und wichtigsten Erfindungen und Errungenschaften da Vincis.

Eine visuelle Hommage an ein Genie
Dokumentationen haben sind manchmal etwas zäh, wenn sie leidenschaftslos heruntererzählt werden. Bei Io, Leonardo ist dies nicht ganz so. Viele der Szenerien bieten positive Überraschungen und ideenreiche Darstellungsformen. Während die Handlung zwar in sehr schnellen Schritten und recht strikt strukturiert abgearbeitet wird, hat sich Regisseur Jesus Garces Lambert vielmehr auf die großartige Visualisierung der Arbeiten Leonardo da Vincis konzentriert und somit eine magische Welt erschaffen, die sich nahtlos in die Geschichte einfügt. Um dies zu realisieren, ist Lambert mit seinem Team zu den originalen Schauplätzen gereist, an denen Da Vinci einst lebte und holte sich zudem die Unterstützung des Professors Pietro C. Marani, um Faktensicherheit garantieren zu können.

Kaum besser hätte man die Gedankengänge, Vorstellungen und Ideen dieses Genies darstellen können als durch lebendig werdende Malereien, Zeichnungen und Skulpturen. Mit viel Enthusiasmus wird es geschafft, die Intentionen hinter den berühmtesten Arbeiten des Genies darzustellen und zu erläutern. In dieser sehr modernen und experimentellen Verfilmung werden überragende Bilder erzeugt, die durch eine dezente und dennoch heroische musikalische Untermalung noch verstärkt werden in ihrer Ausdruckskraft. Zumeist wurde dafür die Musik eines Streichorchesters genutzt, doch erinnern manch auditive Eindrücke auch an Szenen aus The Da Vinci Code – Sakrileg.

Das Abendmahl als moderne Entwicklungsgeschichte
Besonders nennenswert scheint hier wohl die Inszenierung des Schaffensprozesses rund um die Malerei Das Abendmahl. Hierfür wurde die Szene recht exakt nachgestellt und die Figur Da Vincis mit einer Art Zeitreise genau an diesen Schauplatz geschickt, um die einzelnen Akteure perfekt in Szene zu setzen. So geht er mit aller Geduld um die gedeckte Tafel und platziert Stück für Stück jeden Einzelnen der Abgebildeten genau in die richtige Pose, die von einem auf den anderen Moment zu Eis erstarren, damit die Malerei gelingt. Es wird eine monumentale Ekstase beim Zuschauer geschaffen.

Abgesehen von den herausragend gelungen Visualisierungen wird jedoch ein wenig das Thema verfehlt, denn eine biographische Aufarbeitung seines Lebens bleibt fast vollständig aus. Im Fokus der Genialität die einzelnen Schaffenswerke miteinander zu verbinden, rückt die Biographie deutlich in den Hintergrund, auch wenn das Werk sich zumindest ansatzweise versucht an der Lebenslinie Da Vincis entlang zu hangeln. Nennenswert ist zu guter Letzt auch noch, dass während der Reise durch Da Vincis Leben die dargestellt Figur seiner selbst keinem Alterungsprozess unterliegt, was ein recht bedeutungsloses Patzer der Produktion sein kann oder auch einfach stilistisch sinnvoll erklärbar ist im Sinne einer Vorstellung seines eigenen Lebens.



(Anzeige)

„Io, Leonardo“ ist es visuelles Erlebnis absolut wert, einmal geschaut zu werden, auch wenn bei genauerer Betrachtung in Hinblick auf die erzählte Realität der Film doch einige Federn lassen muss. Wer sich eine intensive Auseinandersetzung mit der Person wünscht, sollte hiervon eher die Finger lassen, kann sich jedoch ein grobes Bild einer der wichtigsten Figuren der Geschichte offenbaren lassen, mit der Möglichkeit einen modernen Blick auf seine Arbeiten zu erhaschen.
8
von 10