Kevin allein zu Haus
© 20th Century Fox

Kevin – Allein zu Haus

Kritik

Kevin allein zu Haus
„Kevin – Allein zu Haus“ // Deutschland-Start: 17. Januar 1991 (Kino) // 1. Oktober 2015 (DVD/Blu-ray)

Wie jedes Jahr ist Weihnachten bei der Familie McCallister etwas Besonderes. Dieses Jahr soll es aber noch viel spezieller werden, denn die Familie will die Festtage in der französischen Hauptstadt verbringen, was die ganze Familie naturgemäß in Aufruhr versetzt. So ist am Tag vor dem Abflug nichts von der Besinnlichkeit Weihnachtens zu spüren und stattdessen herrscht Chaos, werden Koffer gepackt, letzte Anrufe getätigt und natürlich das Haus einbruchssicher gemacht. Der acht Jahre alte Kevin (Macaulay Culkin) scheint dabei nur im Wege zu stehen und als er dann auch noch von seinen Geschwistern gehänselt wird, bekommt er einen Wutanfall. Seine genervte Mutter (Catherine O’Hara) schickt ihn daraufhin auf den Speicher des Hauses, wo er die Nacht verbringen soll. Am nächsten Morgen finden die McCallisters zu ihrem Unglück heraus, dass sie verschlafen haben und müssen daher zum Flughafen hetzen. In der Eile vergessen sie aber den noch immer schlafenden Kevin, der sich, als er dann endlich nach unten kommt, wundert, wo seine Familie hin ist. Nach dem Streit am vorherigen Abend freut sich der Junge über die „sturmfreie Bude“ und lässt es sich gut gehen, doch während er seinen Spaß hat, haben zwei Einbrecher, Harry (Joe Pesci) und Marv (Daniel Stern) das Haus der Familie als ihr nächstes Ziel auserkoren, in der Gewissheit, die Familie sei in Urlaub. Derweil hat Kevins Mutter zudem das Fehlen ihres Sohnes bemerkt und setzt alles daran, wieder zurück in die Staaten und zu ihm zu kommen, was über Weihnachten aber nicht gerade einfach ist.

Der Mann des Hauses
Das amerikanische Mainstream-Kino der 80er Jahre ist ohne den Namen John Hughes nicht komplett. Vor allem mit Teenager-Filmen wie The Breakfast Club (1985), Pretty in Pink (1986) oder Ferris macht blau (1986) machte sich Hughes einen Namen, nicht nur als Regisseur, sondern zudem als Drehbuchautor und Produzent, eine Rolle, durch die er vor allem in den 90ern besonders auffiel. Viele Kassenschlager und Komödien dieser Zeit gehen dabei auf sein Konto, wie zum Beispiel Ein Hund namens Beethoven (1992), 101 Dalmatiner (1996) oder eben die Filme rund um den heranwachsenden Kevin McCallister. Niemand hätte allerdings Anfang der 90er gedacht, dass der auf einem minimalen Budget produzierte Kevin – Allein zu Haus nicht nur ein Kassenschlager werden würde, sondern auch bis heute einer der beliebtesten Weihnachtsfilme weltweit.

Neben Hughes’ Skript ist ein großer Faktor dieses Erfolgs die Besetzung Macaulay Culkins als Kevin, eine Rolle, die ihn sein ganzes Leben verfolgen sollte. Dabei ist Kevin alles andere als jenes liebe Kind, das man aus Filmen wie Der kleine Lord, ebenfalls ein Weihnachtsklassiker kennt, sondern vielmehr ein naiver Bengel mit einem spitzbübischen Charme. Kevin wird zu einer universellen Identifikationsfigur, sind seine kindlichen Eskapaden – exzessiver Eiskonsum, Zielübungen mit dem Luftgewehr – nicht zuletzt Erinnerungen an unsere Kindheit, in der ein Tag ohne Familie und damit ohne Regeln oder Rücksichtnahme auf andere eine Wunschfantasie waren. Diese gilt es letztlich auch zu beschützen, was Kevin Einfallsreichtum (und eigentlich auch Gemeinheit) erklärt, wenn es um das Aufstellen der Fallen für Marv und Harry geht.

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist das Setting des Films, insbesondere das Haus der McCallisters. Das echte Haus, welches in Winnetka, Illinois liegt, wird im Film zu einer Festung, einem geschützten Raum für die Fantasien Kevins, aber auch der Erinnerung an seine Familie – beides Werte, die es zu schützen gilt. Nicht zuletzt ist es einer jener Vorstadtbauten, die für eben jene Werte der Familie stehen, die universell verständlich sind, für Schutz, Behaglichkeit und Miteinander, welche im Film von außen durch die Einbrecher bedroht werden.

Weihnachten und Slapstick
Joe Pesci und Daniel Stern spielen ein eher unwahrscheinliches Einbrecherduo. Vielmehr erinnern die beiden an ein Komikerduo wie Stan Laurel und Oliver Hardy oder die Marx Brothers, deren Gags auch immer eine stark destruktive Note hatten, wobei einer von ihnen immer eine Art Korrektiv bildet. Wenn Marv eine diebische Freude dabei empfindet in den Häusern, in die sie eingebrochen sind, noch alle Wasserhähne anzustellen, führt dies zu amüsanten Wortgefechten der beiden, bei denen Harry auf die Unnötigkeit eines solchen Vorgehens hinweist.

Zudem ist die darstellerische Leistung beider Schauspieler alleine wegen ihres hohen physischen Einsatzes zu loben, der gerade, wenn sie in die von Kevin aufgestellten Fallen tappen, dem Film zu großartigen Slapstick-Einlagen verhelfen.

Credits

OT: „Home Alone“
Land: USA
Jahr: 1990
Regie: Chris Columbus
Drehbuch: John Hughes
Musik: John Williams
Kamera: Julio Macat
Besetzung: Macaulay Culkin, Joe Pesci, Daniel Stern, John Heard, Catherine O’Hara

Bilder

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„Kevin – Allein zu Haus“ ist völlig zu Recht ein Klassiker für die Festtage. Gekonnt verbindet John Hughes' Skript sowie Chris Columbus' Inszenierung lustige mit rührenden Szenen, die eben jene Werte abbilden, um welches es an Weihnachten geht.
9
von 10