Christine 1983
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Christine (1983)

Kritik

Christine 1983
„Christine“ // Deutschland-Start: 16. März 1984 (Kino) // 1. Oktober 1999 (DVD/Blu-ray)

Im Leben von Arnold Cunningham (Keith Gordon) gibt es nicht viele Lichtblicke. Seine Eltern sind kontrollierend und autoritär, in der Schule ist er regelmäßig das Ziel verschiedener Bullies und ihrer Banden, wäre da nicht sein Freund Dennis (John Stockwell), Star des Football-Teams an ihrer Highschool, der, wenn er es mitbekommt, für Arnie einsteht. Nach einem besonders niederschmetternden Tag an der Schule wird Arnie auf einen alten, stark verrosteten Plymouth Fury aufmerksam, den er um jeden Preis haben muss. Auch wenn Dennis ahnt, sein Freund werde betrogen, kann er Arnie nicht vom Kauf abhalten. Doch der Kauf des Autos, welches Arnie liebevoll „Christine“ nennt, hat weitreichende Folgen für Arnie und seine Freundschaft zu Dennis. Die Arbeit an dem Auto nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, sodass er sich von seinen Eltern und seinem besten Freund entfremdet, zu einem anderen, etwas unheimlichen Menschen wird. Nur wenige ahnen, dass „Christine“ ein Eigenleben hat und Arnie für sich beansprucht. Als er wieder Opfer einer Mobbing-Attacke wird, ist dies der Anfang einer Reihe blutige Vorfälle, bei der eben jener rote Plymouth Fury immer wieder gesehen wird.

Die Liebe zum Auto
Viele der Filme des US-Regisseurs John Carpenter, die heutzutage als Klassiker gelten und entsprechend gefeiert werden, waren bei ihrer ersten Kinoauswertung wahres Kassengift. Dieses Schicksal ereilte beispielsweise seinen Film Das Ding aus einer anderen Welt, sodass die Möglichkeit einen Film basierend auf einem Roman Stephen Kings zu drehen, etwas war, dass er für seine Karriere tun musste – so zumindest stellt es Carpenter in einem Interview mit SFX Magazine dar. Des Weiteren gibt der Regisseur zu, er habe das Konzept der Geschichte zwar interessant, für einen Horrorfilm aber wenig spannend gefunden.

In gewisser Weise hat Carpenter mit seinem Urteil über die Romanvorlage durchaus recht. Kings Roman ist nicht gerade eines seiner besten Bücher, aber eines, welches, wie Produzent Richard Kobritz es auf den Punkt bringt, die Obsession der USA mit Autos darstellt, diese als geradezu unheimlich darstellt. Die im Roman nicht erwähnte Eröffnungssequenz, welche die Herstellung Christines sowie anderer Modelle des gleichen Typs in Detroit im Jahre 1957 zeigt, steht symbolisch für die Faszination, die beinahe sexuelle Konnotation, die dem Auto beiwohnt. Liebevoll gleitet Donald M. Morgans Kamera zu den Klängen von Geoge Thorogoods Bad to the Bone über das Automobil, von dem in gleichen Teilen eine unbestreitbare Attraktion wie auch Dunkelheit ausgeht. Wie um dies zu bestätigen „verfallen“ gleich zwei Männer diesem Auto und seinen Vorzügen, einer von ihnen muss gar sein Leben lassen.

Geist in der Maschine
Konsequenterweise ist dann auch Christine der wichtigste Protagonist in Carpenters Film, dreht sich doch jede Handlung um sie oder geht von ihr aus. Für die Charaktere des Filmes, allen voran der von Keith Gordon gespielte Arnie, ist ein Auto eng verbunden mit jenem Aspekt des amerikanischen Traums, der sich durch Freiheit und Unabhängigkeit definiert. So macht die Arbeit am Auto, welches unter Arnies Hand nach und nach repariert und aufpoliert wird, die Quelle seines Stolzes, seines erhöhten Selbstbewusstseins sowie seiner Arroganz. Diese Liebe zum Auto überhöht Bill Phillips‘ Skript ironisch, wenn er Arnie einen Satz in den Mund legt wie, dass eine solche Beziehung alles gierig in sich aufnimmt, konsumiert und stets nach mehr verlangt.

Innerhalb des Erzählkosmos Kings ist „Christine“ Teil einer Welt, ein Symbol für jenes Böse, was seine Erzählungen durchkreuzt. Für John Carpenters Film ist das Auto ein Verführer, ein Mittel zur Wunscherfüllung, der materialistischen wie auch der sexuellen, was den Film daher zu einer Art Satire auf Technikversessenheit macht.

Credits

OT: „Christine“
Land: USA
Jahr: 1983
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Bill Phillips
Vorlage: Stephen King
Musik: John Carpenter, Alan Howarth
Kamera: Donald M. Morgan
Besetzung: Keith Gordon, John Stcokwell, Alexandra Paul, Robert Prosky, Harry Dean Stanton

Bilder

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„Christine“ ist ein Horrorfilm über die unheimliche Beziehung zwischen Technik und Mensch. Auch wenn dem Film bisweilen das Stigma einer Pflichtarbeit für dessen Regisseur anhaftet, zeigt er gerade bei aufmerksamer Sichtung viele versteckte Qualitäten und unterhält als ein (ironischer) Spiegel auf unsere Liebe zum fahrbaren Untersatz.
7
von 10