Pfad der Rache Acts of Vengeance Antonio Banderas
© Splendid Film

Pfad der Rache

Pfad der Rache
„Pfad der Rache“ // Deutschland-Start: 26. Januar 2018 (DVD/Blu-ray)

Für Frank Valera (Antonio Banderas) bricht eine Welt zusammen, als er erfährt, dass seine Frau und seine Tochter brutal ermordet wurden. Zerfressen von Schuldgefühlen beginnt er daraufhin, an illegalen Untergrundkämpfen teilzunehmen, wo er auch dem Polizisten Hank Strode (Karl Urban) begenet. Der eröffnet ihm, dass der Fall aufs Eis gelegt wurde, da keine weiteren Spuren mehr gefunden wurden. Kurze Zeit später fasst Frank zwei Beschlüsse: 1. Er arbeitet an seinen Kampffähigkeiten, um selbst den Tätern das Unrecht heimzahlen zu können, das sie ihm und seiner Familie angetan haben. 2. Er will nicht eher wieder sprechen, bis diese Täter gefasst wurden.

Wenn der Stern erfolgreicher Schauspieler so langsam am Sinken ist, bedeutet das für sie oft das Abstellgleis B-Action-Movie. Ein ganz besonders schlimmes Zeichen ist es, sollte es sich dabei um einen Racheschinken halten. Sicher, Liam Neeson machte aus diesem Abstieg eine Stärke, indem er in einer ganzen Reihe mitspielte und auf einmal wieder relevant war und eine zweite Karriere als Action-Star fand. Auch Keanu Reeves durfte dank John Wick auf diese Weise mal wieder die Kinocharts-Luft schnuppern, von oben wohlgemerkt. Doch das sind eher die Ausnahmen.

Der Absturz vor dem Comeback
Antonio Banderas ist einer dieser Schauspieler, bei denen es in den letzten Jahren so gar nicht mehr rund lief. Bevor er sein aktuelles Comeback Leid und Herrlichkeit drehte, das ihm in Cannes eine Auszeichnung als bester Darsteller einbrachte, haute er einen No-Name-Film nach dem anderen heraus, oft von zweifelhafter Qualität. Einer der schlimmsten davon ist Pfad der Rache, ein eben solcher Rache-Thriller, der sich ausschließlich darum dreht, wie ein Mann ein ihm zugefügtes Unrecht sühnen will. Was dann meistens bedeutet: Wir töten alle, die irgendwie damit zusammenhängen.

Das Problem des Films ist aber nicht die zweifelhafte Moralität, das Recht in die eigene Hand nehmen zu wollen und einfach alles abzumurksen. Auch dass Pfad der Rache in der Hinsicht kaum von den anderen Genrevertretern zu unterscheiden ist, muss einem noch nicht das Vergnügen verderben. Das Problem ist, dass der Film grauenvoll ist, sich selbst entsetzlich ernst nimmt und dabei eine Lächerlichkeit nach der anderen raushaut. Schon die Szenen, wenn Frank sich an verschiedenen Kampftechniken versucht, sind so cheesy, dass einem vom bloßen Zusehen übel wird. Aber der Höhepunkt ist der dummdreiste Versuch, das alles auch noch mit der Philosophie der Stoiker unterfüttern zu wollen.

Eine bedauerliche Hintertür
Nicht einmal der bizarre Schwur von Frank, nicht mehr reden zu wollen, bis das Ganze vorüber ist, bewahrt einen von diesen Dümmlichkeiten. Stattdessen gibt es einfach Voice-overs, die mit bedeutungsschwangeren Nicht-Texten eine Tiefe vorgaukeln wollen, die zuvor wohl auf Google zusammengeklaut wurde. Wäre der Protagonist tatsächlich sprachlos, das hätte vielleicht sogar funktionieren können. So aber wird das Publikum mit Wörtern gequält, die sich mit den spärlichen Dialogen darum streiten, wer weniger zu sagen hat. Es ist nicht einmal so, dass die Ermittlungen einen Ausweg aus der Misere wären. Dafür sind sie zu plump und willkürlich, wirken so, als hätte da jemand von Polizei-Thrillerserien abgeschaut, ohne den Inhalt verstanden zu haben.

Immerhin, die Kämpfe sind passabel. Wenn der durchaus erfahrene israelische Action-Regisseur Isaac Florentine mal die Fäuste sprechen lässt, fühlt man sich doch noch wie im richtigen Film. Leider sind diese aber zu selten und zu kurz, zumal es Pfad der Rache auch dort noch schafft, die eine oder andere lächerliche Passage einzubauen. Speziell die Szenen, wenn ein Vierbeiner hinzustößt, lassen einen den Verdacht hegen, der Film wäre vielleicht doch als Parodie gedacht. Eine Vorliebe für solchen Trash vorausgesetzt kann man sich immerhin darüber amüsieren, ebenso über das Finale, wenn die „überraschende“ Wendung ansteht. Ansonsten darf man aber getrost einen weiten Bogen drumherum machen, selbst in dem qualitativ oft überschaubaren Rache-Segment sollte es nicht schwer fallen, etwas Besseres zu finden.



(Anzeige)

„Pfad der Rache“ zeigt einen Anwalt, der zum stummen Rächer seiner Familie wird – und einen Antonio Banderas auf dem Tiefpunkt seiner Karriere. Dabei weiß man nicht, was schlimmer ist an dem Film: Die einfallslose Grundgeschichte oder die bizarren Versuche, diese mit einem angeblichen philosophischen Unterbau aufzuwerten. So oder so, der Action-Thriller ist von den passablen Kämpfen einmal abgesehen eine einzige Beleidigung des Publikums.
2
von 10