Es hätte schlimmer kommen können Mario Adorf
© COIN FILM

Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf

Es haette schlimmer kommen koennen
„Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf“ // Deutschland-Start: 7. November 2019 (Kino) // 10. September 2020 (DVD)

Dokumentarfilme über große Stars können schon eine sehr schöne Sache sein, gewähren sie doch intime Einblicke, die man ansonsten kaum erhält. Allerdings riskieren sie auch, schnell zu einer reinen Götzenveranstaltung zu werden: Ein Film von Fans für Fans, der vor lauter Bewunderung ganz vergisst, einmal richtig hinzuschauen und vielleicht auch kritisch zu hinterfragen. Letzteres tut Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf auch nicht so wirklich, überlässt dem deutschen Schauspielurgestein lieber selbst das Wort. Doch zum Glück für das Publikum ist das auch gar nicht unbedingt notwendig, schon der humorvolle Titel verrät, dass hier ein etwas eigener Weg gegangen wird.

Der ist sehr lang, führt von der Kindheit des in der Schweiz geborenen Darstellers Mario Adorf bis zur Gegenwart. Und er war sehr wendungsreich. Als Sohn einer Näherin geboren, die ihn irgendwann an ein Waisenhaus abgeben musste, weil sie sich nicht um ihn kümmern konnte, träumte er zwar schon früh von der Schauspielerei. Aber das klappte nicht alles so wie gedacht. Ob es nun das etwas holprige Vorsprechen in München war oder sein nicht ganz glücklicher Ausflug nach Hollywood, wo Adorf auf die Rolle des Schlägers oder Mexikaners festgelegt war, da gab es schon die eine oder andere Umleitung.

Eine persönliche Reise in die Vergangenheit
Adorf hat ziemlich viele dieser Anekdoten auf Lager, die er überaus freigiebig mit den Zuschauern und Zuschauerinnen teilt. Teilweise tut er das mit ein bisschen Unterstützung von Kolleginnen, wenn er mit Senta Berger und Margarethe von Trotta plaudert und in Erinnerungen schwelgt. Diese kleinen Möglichkeiten des Austauschs tun dem Film auch gut, wenn sie noch etwas andere Perspektiven bieten, gerade auch bei den Passagen, die mehr Zeitporträt-Charakter haben. Überzeugend ist Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf aber auch in de Solomomenten.

Natürlich kann man sich immer fragen, ob ein einzelner Film einem so langen und ereignisreichen Leben wie dem von Adorf gerecht werden kann. Der Dokumentarfilm, der auf der Berlinale 2019 Premiere hatte, hat dann auch einen sehr episodenhaften Charakter. Die einzelnen Ereignisse werden chronologisch wiedergegeben, ohne dass daraus jedoch ein übergreifendes Thema würde. Zudem geht Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf irgendwann dazu über, vor allem über den beruflichen Werdegang zu reden. Auskünfte über das Privatleben gibt es kaum, seine immerhin seit über 30 Jahren andauernde Ehe wird beispielsweise mit wenigen Sätzen abgehandelt.

Doch diese mangelnden Einblicke werden durch die Persönlichkeit Adorfs wieder ausgeglichen, der selbst eine bloße Werkschau so gestalten kann, dass man gebannt auf die Leinwand schaut. Der 88-Jährige zeigt sich trotz seiner Erfolge sehr bodenständig und nahbar, bringt auf viel Humor und Herzlichkeit mit. Selbst wer sich nicht zu den Fans des Schauspielers zählt, kann hier seinen Spaß haben. Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf ist ein Film, der nicht durch filmische oder inhaltliche Ambitionen glänzt, aber so von Grund auf sympathisch ist, dass das nicht wirklich in Gewicht fällt.



(Anzeige)

„Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf“ verrät im Titel nicht nur, dass die deutsche Schauspiellegende im Mittelpunkt steht, sondern auch dass die Doku einen etwas eigenen Weg geht. Dabei steht nicht der inhaltliche Tiefgang im Mittelpunkt, sondern vielmehr die vielen Anekdoten und der persönliche Charme des Titelhelden.