After the Wedding
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After the Wedding

After the Wedding
„After the Wedding“ // Deutschland-Start: 17. Oktober 2019 (Kino)

Isabel (Michelle Williams) hat ihr Leben dem Waisenhaus in Kalkutta verschrieben. Mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, versucht sie so gut es geht, den Kindern ein schönes Leben zu bereiten. Ganz unerwartet wird Isabel eine sehr großzügige finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt, allerdings nur unter der Bedingung, die Spenderin Theresa (Julianne Moore) dafür in New York persönlich kennenzulernen. Während Isabel fest entschlossen ist, das Geld mit nach Hause zubringen, um den Waisenkindern zu helfen, verfolgt Theresa ganz andere Absichten mit weitreichenden Folgen. Denn Isabel wird auf der Hochzeit ganz plötzlich unverhofft mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert ….

Nachdem das Werk Nach der Hochzeit von Susanne Bier (Bird Box – Schließe deine Augen) 2006 bei den Oscars mit einer Nominierung in der Kategorie „bester ausländischer Film“ gewürdigt wurde, könnte man fast wagen zu fragen, warum es nicht schon früher ein Remake des dänischen Films gab. Gerade weil der amerikanische Filmmarkt ja mittlerweile nicht zimperlich ist und erfolgreiche europäische Produktionen gern mal sofort für das heimische Publikum neu aufsetzt. Hierzulande wirken die meisten dieser Neuverfilmungen dann aber meist überflüssig. So geschehen zuletzt mit dem französischen Kinohit Ziemlich beste Freunde oder mit dem deutschen Film Honig im Kopf.

Leider ist genau das auch der Fall bei After the Wedding, jetzt unter der Regie von Bart Freundlich. Dieser versucht zwar irgendwie frischen Wind in seine Version zu bringen, trotzdem wird der Zuschauer während dessen nie das Gefühl los, dass es dieses Remake schlicht und ergreifend nicht gebraucht hätte.

Trotz seiner Bemühung durch einen Geschlechtertausch der Hauptfiguren das Ganze nochmal interessanter zu gestalten, wirkt die Geschichte bei ihm deutlich künstlicher, viel zu aufgesetzt und letztendlich unglaubwürdiger, als es im Original der Fall war. Nicht zuletzt trägt wieder einmal die typische gelblich-weiche Ausleuchtung der Szenen ihren Teil dazu bei, den Film in eine Art Pilotfolge einer Soap Opera zu verwandeln, bei der man von vorn herein ahnt, dass es kitschig und völlig überdramatisiert zugehen wird. Das Filmplakat sollte einem dabei vorab ebenfalls eine Warnung sein, das nicht gerade subtil auch das Kitschklischee bedient.

Viel Stars um nichts
Man sollte sich in dem Fall daher lieber nicht von der Besetzung täuschen lassen. Sind zwar Julianne Moore und Michelle Williams zwei Schauspielgrößen, die in vielen Rollen glänzen konnten und oft auch Anlass sind, sich zum Ansehen des einen oder anderen Films zu entscheiden, so stehen sich die beiden hier gegenüber, ohne dass weder die zwei Frauen noch der Regisseur zu wissen scheinen, wie dieses unglaubliche Potenzial zu nutzen ist. Entgegen der Annahme, man würde hier eine schwache und blasse Charakterdarstellung vorfinden, ist tatsächlich eher das Gegenteil der Fall. Die Darstellung von Gefühlen ist kein bloßer Wink mit dem Zaunpfahl mehr, hier wird dem Zuschauer eine Grundgstücksbegrenzung in Massivbauweise vor die Nase geworfen, so dass es schon nach relativ kurzer Zeit keine Freude mehr bereitet, sich den wirren Umständen und Vorwänden des Familienzusammentreffens wenigsten im Ansatz hingeben zu wollen.

Michelle Williams (Greatest Showman, Manchester by the Sea) als hintergangene Frau, deren Überzeugungen sich innerhalb von nur wenigen Tagen so grundlegend ändern, dass ihre Figur einfach nicht als Sympathieträger für den Zuschauer fungieren kann. Ihre Figurenzeichnung erscheint oftmals schlichtweg zu einseitig voreingenommen und verbittert. Julianne Moore (Still Alice) als Gegenpart der wohlwollenden Intrigantin funktioniert aber genauso wenig, um irgendwie Empathie entwickeln zu können. Würde also die ganze Situation nicht so aufgesetzt daherkommen, könnte man sogar noch versuchen, über die übertriebenen Gefühlsausbrüche hinwegzusehen. So aber bündeln sich die vielen kleinen unglaubwürdigen, zu überspitzten Momente, die den Film dann schlussendlich zu einem überaus enttäuschenden und unbefriedigenden Kinoerlebnis werden lassen.



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Trotz Starbesetzung und Rollenwechsel bleibt das Remake „After the Wedding“ weit hinter dem Original von 2006 zurück. Zu unecht und zu erzwungen wirkt die Geschichte um zwei Frauen, von denen keine wirklich Sympathiepunkte beim Publikum sammeln kann. Auch mit den besten Absichten sollten manche Neuverfilmungen lieber das bleiben, was sie einmal waren: eine Idee.
4
von 10