You’re Next

You’re Next

(„You’re Next“ directed by Adam Wingard, 2012)

Und. Raus. Bist. Du.

You're NextFamilienfeste können ein absoluter Alptraum sein, vor allem, wenn es nicht mal die eigene Familie ist. Nehmen wir Erin (Sharni Vinson): Ihrem Freund Crispian (AJ Bowen) zuliebe willigt sie ein, zum Landhaus seiner Familie zu fahren, um den Hochzeitstag der Eltern (Rob Moran und Barbara Crampton) zu feiern. Ein Wochenende mitten im Nirgendwo, zusammen mit den Eltern des Freundes, den Geschwistern des Freundes und auch noch den Partnern dieser Geschwister – oh ja, das ist der Stoff, aus dem Horrorgeschichten gemacht werden. Es dauert dann auch nicht allzu lange, bis alle mit allen über Kreuz liegen und sämtliche unterdrückte Familienstreitigkeiten hervorbrechen.

Was die zehnköpfige Gesellschaft nicht ahnt: Während sie sich gegenseitig an den Kopf werfen, was der andere getan oder nicht getan hat, lauern vor dem Haus drei maskierte Männer, die nur darauf warten, die Familie auszulöschen. Was sie auch recht bald in die Tat umsetzen. Einer nach dem anderen fallen die Angehörigen plus Anhang den Mördern zum Opfer, bei direkten Angriffen oder auch durch perfide Fallen. Doch Erin gibt nicht auf, sagt den Eindringlingen den Kampf an und ist dabei überraschend erfolgreich.You're Next Szene 1

Rund zwei Jahre nach seiner Premiere mussten wir warten, bis You’re Next nach Deutschland kam, dafür aber gleich doppelt: Erst begeisterte er als Abschlussfilm des Fantasy Filmfests, jetzt folgt der reguläre Kinostart. Während eine Teilnahme eines Slashers beim jährlich stattfindenden Filmfest jetzt nicht wirklich ungewöhnlich ist, ihn in einem normalen Kino sehen zu können, ist es schon. Aber der neueste Film von Regisseur Adam Wingard (u.a. V/H/S und 22 Ways To Die bzw. ABCs of Death) ist auch alles andere als gewöhnlich.

Zunächst kommt einem alles reichlich bekannt vor und You’re Next wirkt wie ein herkömmlicher Home-Invasion-Thriller, ein verdammt guter noch dazu. Wenn nach und nach in schönster Zehn-Kleine-Negerlein-Manier Familie und Anhang dran glauben müssen – und hier gibt es wirklich kein Pardon – dann steigt die Spannung so rasant an, dass man sich fragt, wie man diesen Film überhaupt bis zum Ende durchstehen kann. Doch dann kippt der Horrorfilm plötzlich, und das gleich auf mehreren Ebenen.

Eingeleitet wird dieser Wechsel durch einige überraschende Wendungen in der Handlung. Bis zuletzt halten sich Wingard und Drehbuchautor Simon Barrett nicht an die Erwartungen und nehmen immer wieder Abzweigungen, die man nicht hat kommen sehen. Doch der größere Unterschied zum Anfang ist, dass sich Erin als Hauptfigur herauskristallisiert und ihrerseits nun Jagd auf die Killer macht, ohne sich irgendwie zurückzunehmen. In dem Moment verwandelt sich You’re Next fast schon in einen Revenge-Thriller, bei dem man unweigerlich Erin lauthals anfeuert.YOURE_NEXT_01074422.jpg

Aber auch stilistisch geht Wingard dann andere Wege. War die erste Hälfte von einer Musik dominiert, die ganz eindeutig zum Spannungsaufbau angelegt war, bekommen wir jetzt auf einmal Synthieklänge zu hören, als wären wir wieder mitten in den 80ern gelandet. Die Stimmung als Zuschauer ist auch da prächtig und man versteht, warum You’re Next beim Fantasy Filmfest als Crowd Pleaser angekündigt war. Nur: Horror ist der Film zu dem Zeitpunkt keiner mehr, denn der eigentliche Nervenkitzel ist einem unterhaltsamen Fun-Slasher mit gelegentlich absurden Einfällen gewichen. Das muss nichts Verkehrtes sein, wie auch schon The Cabin in the Woods zeigte. Hier wie dort wechselt sich geschickt das Schreckliche mit dem Komischen ab und sorgen Anspielungen auf andere Filme sowie Gastauftritte von Genregrößen für viel Spaß. Schrecklich und komisch zugleich kann aber auch You’re Next nicht sein. Soll heißen: Wer einen reinen Horrorfilm will, könnte am Ende enttäuscht sein. Alle anderen erwartet gute Unterhaltung, die in der Form im Kino nur sehr selten zu sehen ist.

You’re Next startet am 7. November im Kino



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Zunächst spannender Home-Invasion-Thriller wandelt sich "You’re Next" später zu einem reinen Fun-Slasher. Zusammen mit den unerwarteten Wendungen, absurden Einfällen und Anspielungen für Genrekenner wird auch dort gute Unterhaltung geboten. Reine Horrorfans könnten aber enttäuscht sein
7
von 10