Extra Ordinary
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Extra Ordinary

„Extra Ordinary“ // Deutschland-Start: 25. Oktober 2019 (DVD/Blu-ray)

Rose Dooley (Maeve Higgins) hat seit ihrer Kindheit bereits außergewöhnliche Kräfte und arbeitete schon früh zusammen mit ihrem Vater als Medium – bis es zu einer Tragödie kam. Seither hat sie dieser Tätigkeit abgeschworen und verdient stattdessen als Fahrlehrerin ihr Geld. Erst als sie dem attraktiven Witwer Martin (Witwer Martin) begegnet, dessen Frau sich auch als Geist noch ständig in sein Leben einmischt, beginnt sie, das alles noch einmal zu überdenken. Doch die eigentliche Gefahr geht von dem ehemaligen Rockstar Christian Winter (Will Forte) aus, der neu in die Gegend gezogen ist und für ein Comeback dringend eine Jungfrau sucht, die er opfern kann …

Wenn Menschen von uns gehen, dann mögen wir uns vielleicht noch gern an sie erinnern. Die Vorstellung aber, dass sie weiterhin direkt in unser Leben eingreifen können, die ist uns dann doch eher unheimlich – zumindest in unseren Kulturkreisen. Und so machen die meisten Filmemacher aus Geistern und Gespenstern dann auch in erster Linie furchterregende Kreaturen, die uns in Horrorfilmen den Schlaf rauben sollen. Humorvolle Zugänge zu dem Thema gab es aber natürlich auch immer wieder. Am berühmtesten ist sicherlich der Klassiker Ghostbusters, an dem sich die meisten übersinnlichen Komödien messen müssen – darunter das grandios gescheiterte Reboot aus dem Jahr 2016.

Ein geistreicher Geheimtipp
Extra Ordinary hat es da schon leichter. Auch aufgrund der außerhalb Irlands weitestgehend unbekannten Darsteller und Darstellerinnen dürfte die Komödie kaum mit großen Erwartungen zu kämpfen haben. Umso größer ist die Überraschung: Die Geschichte um eine Geisterjägerin, die unfreiwillig ihre Talente wiederentdeckt, ist deutlich gelungener und sympathischer als der Auftritt ihrer Kolleginnen, gerade auch weil das hier alles etwas bescheidener auftritt. Großartige Spezialeffekte gibt es keine, von Will Forte abgesehen findet sich niemand, der auch nur ansatzweise als Hollywood-Star durchginge.

Dabei hätte Maeve Higgins absolut das Zeug dazu. Seit Mitte der 00er Jahre tritt die irische Komikerin regelmäßig mit ihren Shows auf. Im Kino oder dem Fernsehen war sie bislang jedoch kaum zu sehen, ihre Rollen waren wenig zahlreich und zudem meistens sehr klein. Und doch schafft sie es über weite Strecken, Extra Ordinary, das auf dem South by Southwest 2019 Premiere feierte, ganz alleine zu tragen, etwa durch ihre ausdrucksstarke Mimik. Aber auch ihre männlichen Kollegen haben ihre Glanzpunkte. Forte erheitert als schrille Karikatur eines selbstverliebten One-Hit-Wonders, Barry Ward zeigt gerade zum Ende hin eine Wandlungsfähigkeit, die einem die Tränen in die Augen treibt.

Mit Herz und Witz
Der Humor schwankt dabei zwischen albern und skurril. Die Auftritte der Geister, die zu einem festen Bestandteil von Roses Leben geworden sind, sind beispielsweise schön schräg. Dann und wann neigen Mike Ahern und Edna Loughman, die zusammen Regie führten und das Drehbuch schrieben, dazu, Witze etwas zu sehr in die Länge zu ziehen oder auch mehrfach zu verwenden. Doch im Großen und Ganzen kommt während der gut anderthalb Stunden keine Langeweile auf, wenn unser Heldenteam mit reichlich kuriosen Mitteln gegen einen übermächtigen Feind in den Kampf zieht und irgendwie jeder, der hier auftaucht, auf seine Weise bekloppt ist.

Dabei ist Extra Ordinary, das im Rahmen des Fantasy Filmfests 2019 Deutschlandpremiere feiert, nicht einfach nur harmloses Herumgealbere. Stattdessen wird der Humor mit jeder Menge Herz kombiniert. Ahern und Loughman erzählen hier vom Schicksal einer Frau, die nach einer traumatischen Erfahrung vereinsamt ist und nach und nach lernt, wieder Teil des Lebens zu werden. Eine Art Coming-of-Age-Geschichte jenseits der 30, wenn man so möchte. Ebenso rührend ist, wie hier ein Vater um seine Tochter kämpft und sein spätes Glück findet. Ein Wohlfühlfilm im Fantasyumfeld, der vielleicht kein Klassiker wird, aber doch als Geheimtipp sein Publikum finden sollte. Pluspunkte gibt es für die sehr schöne Retro-Stimmung, die sich nicht nur an den VHS-Kassetten festmacht, die Rose unentwegt schaut, um sich fortzubilden.



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In „Extra Ordinary“ geht eine übernatürlich begabte Fahrlehrerin zusammen mit einem geplagten Witwer auf Geisterjagd. Das ist witzig und herzerwärmend zugleich, gefällt durch ein spielfreudiges Ensemble und eine schöne Retro-Stimmung, auch wenn die albern-skurrile Komödie manchmal zu Wiederholungen neigt.
7
von 10