A Harsh Transition

A Harsh Transition

A Harsh Transition
„A Harsh Transition“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Wenn wir uns heute die politische und wirtschaftliche Landschaft ansehen, haben nur wenige Ereignisse ein solch weltweites Beben nach sich gezogen wie die Weltwirtschaftskrise von 2008. Von all den Hiobsbotschaften von Bankenpleiten und dem Einbruch des Immobilienmarktes sah man die Auswirkungen nichts zuletzt bei den normalen Menschen, die zur Arbeit gehen, ihre Steuern bezahlen und sich etwas auf Seite legen. Mag dieses Konzept auch noch so spießig klingen in den Ohren mancher, zeigte dieses Jahr, wie auch die Folgejahre, immer wieder, wie sehr unser Leben auf Lebensplänen wie diesem aufbaut, aber auch wie anfällig unser System mit der Zeit geworden war.

Eine Zeit wie diese hat natürlich ihre Geschichten zu erzählen, individuelle Erzählungen der schwierigen Jahre, der Ohnmachtserfahrungen und der globalen Wut auf eine sich ihrer Verantwortung nicht bewussten Kaste von Spekulanten. In seinem Dokumentarfilm A Harsh Transition, der dieses Jahr beim Chinesischen Filmfest in München läuft, erzählen die Regisseure Li Juan, Wen He und Cao Chenhui eine solche Geschichte oder vielmehr gleich eine ganze Reihe solcher, die sich zu einem narrativen Flickenteppich zusammenziehen.

Der Kampf gegen den Bankrott
Im Zentrum des Filmes steht das Unternehmen HYTD, einer der größten Titandioxid-Hersteller des Landes. Mit dem Ziel, Kernenergie zu generieren und nutzbar zu machen, geht die Geschichte der Firma bis in die 1950er Jahre zurück, als man große Teile der wissenschaftlichen Elite des Landes in das Gebiet nahe der unwirtlichen Wüste Gobi umsiedelte, die dort für den Staat an diesem Großprojekt arbeiten sollten. Über die Jahre wurde HYTD zu einem florierenden Unternehmen sowie zu einem der beliebtesten Arbeitgeber, bis auf einmal jegliche Sicherheit mit dem Eintreten der Wirtschaftskrise, die 2009 schließlich auch China heimsuchte, zerplatzte. Der Film begleitet über mehrere Jahre die Firma, ihre Angestellten, Investoren und Funktionäre bei ihrem Versuch den drohenden Bankrott zu verhindern und damit die Lebensgrundlage vieler zu zerstören.

Im Allgemeinen ist A Harsh Tradition eine sehr technische, fachlich-versierte Dokumentation. Gerade in den zahlreichen Interviews mit den im Prozess involvierten wird nicht gerade mit wirtschaftlichen Fachvokabular gespart, was die Dokumentation an vielen Stellen für manchen Zuschauer sehr fordernd macht. Andererseits muss man den Ansatz der Filmemacher vor eben jenen Details nicht zurückzuschrecken, sondern im Gegensatz zu thematisieren respektieren. Man erkennt zudem immer wieder – die Regisseure machen dies gegen Ende auch deutlich –, dass die Geschichte um HYTD eine von vielen Erzählungen aus dieser Zeit ist, in der ein hohes Maß an Komplexität nicht nur Eintritt in das Leben vieler erhielt, sondern die Existenz dieses Lebens empfindlich traf oder gar bedrohte.

Von daher deuten die zahlreichen Interviews, die Archivaufnahmen sowie die trostlosen Aufnahmen der Kamera, welche die nun verlassenen, dem Rost und dem Unkraut übergebenen Wohnquartiere der Arbeiter sowie ihrer Familie zeigen, auf die Konsequenzen einer jeden Handlung hin. Hinter diesen Aufnahmen verbergen sich Schicksale, oft auch Wut, aber dennoch immer wieder das Bewusstsein für jene Verantwortung, die man trägt und welche die stetige Motivation vieler Beteiligten ist, diese Firma nicht so schnell aufzugeben.



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"A Harsh Transition" ist eine Dokumentation, die zwischen hoher fachlicher Komplexität und menschlicher Anteilnahme, davon handelt, wie viele Menschen versuchten eine noch viel schlimmere Katastrophe zu verhindern. Mithilfe extensiver Interviews und Archivaufnahmen gelingt ein Bild eines Prozesses, der nicht zuletzt auch einige Wahrheiten über das heutige China offenbart.