Made in China
© Etienne George

Made in China

Made in China
„Made in China“ // Deutschland-Start: 18. Juli 2019 (Kino) // 12. Dezember 2019 (DVD/Blu-ray)

Die Familie von François (Frédéric Chau) ist vor einigen Generationen von China nach Frankreich ausgewandert. Er selbst sieht sich dann auch in erster Linie als Franzose, umso mehr, da sein Verhältnis zu seinem Vater (Bing Yin) äußerst schlecht ist – seit zehn Jahren haben sie sich schon nach einem Streit nicht mehr gesprochen. Seine Freundin Sophie (Julie De Bona) kann da nicht tatenlos zusehen, schließlich erwarten die beiden ihr erstes Kind. Da wird es langsam echt an der Zeit, das Kriegsbeil zu begraben. Widerwillig lässt er sich darauf ein und geht mit seinem besten Freund Bruno (Medi Sadoun) zu einer Familienveranstaltung, was das Chaos aber nur umso größer macht.

Auf den ersten Blick könnte man ja meinen, dass Made in China ein Spin-off von Monsieur Claude und seine Töchter ist, schließlich sind mit Frédéric Chau und Medi Sadoun gleich zwei der vier Schwiegersöhne hier in der Hauptrolle zu sehen. Aber auch inhaltlich schließt der neue Film der beiden an den französischen Superhit an, vor allem an die Fortsetzung Monsieur Claude 2. So wie dort geht es auch hier um das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen, um die Schwierigkeiten von Minderheiten, aber auch um Vorurteile, die von der breiten Bevölkerung mitgetragen werden, ohne sich derer oft bewusst zu sein.

Ende gut, alles gut
Dafür darf es hier dann auch mal etwas derber sein, Made in China beginnt mit so üblen Klischees und schrecklichen Witzen, dass sich schnell die Befürchtung eines absoluten Rohrkrepierers breit macht. Glücklicherweise steigert sich die Komödie im Laufe der knapp anderthalb Stunden jedoch gewaltig, auch deshalb, weil sie sich immer weiter weg von einer Komödie bewegt. Der Fokus der Geschichte wandert weiter, weg von der Familie innerhalb der Gesellschaft, hin zur Familie selbst und den vielen Punkten, die bei ihr im Argen liegen.

Ganz kann sich Chau, der selbst Komödiant ist und am Drehbuch mitschrieb, die Scherze aber nicht verkneifen. Für den Ausführung vertraut er dann aber doch eher seinem Filmkumpel Sadoun, der als ziemlicher Tollpatsch zielsicher jedes Fettnäpfchen aussucht. Das tut er ohne böse Absicht, stellvertretend für einen Rassismus, der anderen nichts Böses will und einfach aus der Unwissenheit geboren wird. Made in China ist damit im Grunde eine weitere Culture-Clash-Komödie, wenn verschiedene Kulturen und Traditionen miteinander ringen, sich manchmal ein bisschen schwer tun mit den komischen Eigenheiten des jeweils anderen.

Mehr Herz als Witz
Die ganz großen Lachanfälle sind dabei jedoch nicht zu befürchten. Anders als eben Monsieur Claude, das ganz offensiv das Zwerchfell in Angriff nahm, ist hier eher das Herz anvisiert. Dafür gibt es neben den beiden regulären Romanzen des Films – Bruno darf sich in die schöne Lisa (Mylène Jampanoï) verlieben – vor allem das Thema der Familie. Wenn sich hier ein Vater und sein Sohn nach zehn Jahren der Funkstille doch wieder annähern, ein gemeinsames Kind zwei Kulturen zusammenbringt, dann ist das natürlich schön und wärmt das Herz ein bisschen, auch wenn es alles andere als originell ist.

Das gilt dann auch insgesamt für Made in China. Das Setting der chinesischen Community innerhalb Frankreichs mag ein eher ungewöhnliches sein, der daraus entstandene Film ist das sicher nicht. Nach dem eher verunglückten Einstieg schaltet die Tragikomödie auf Autopilot und kommt am Ende sicher und ohne größere Turbulenzen am Zielort an. Das kann man nun bedauern, als verpasste Chance, tatsächlich etwas aus der kulturellen Reibung zu machen und vielleicht Eigenheiten der zwei Seiten auszuarbeiten. Oder man nimmt den Beitrag vom Filmfest Emden-Norderney als das, was es ist: eine Mischung aus Wohlfühlkino und Plädoyer für mehr Offenheit beim Umgang miteinander, für eine Kommunikation auch, eine oft in Vergessenheit geratene Kunst. Und das ist ja nie wirklich verkehrt.



(Anzeige)

„Made in China“ beginnt als eher unangenehme Komödie über Vorurteile und wandelt sich später in einen Wohlfühlfilm, der zwischen verschiedenen Kulturen vermittelt. Das ist nicht so wirklich ambitioniert, hat das Herz aber am rechten Fleck und vermeidet jegliche Fehltritte – selbst wenn einer der beiden Protagonisten stark zu diesen neigt.
6
von 10