They Shall Not Grow Old
© Warner Bros

They Shall Not Grow Old

They Shall Not Grow Old
„They Shall Not Grow Old“ // Deutschland-Start: 27. Juni 2019 (Kino)

Mit einer Einladung des Imperial War Museum begann der lange Weg des neuseeländischen Regisseurs Peter Jackson (Der Herr der Ringe-Trilogie) hin zu der Dokumentation They Shall Not Grow Old. Anlässlich des BFI London Film Festival 2018 erklärte Jackson im Gespräch mit Filmkritiker Mark Kermode, dass es sich hierbei um eine einzigartige Möglichkeit handelte, jenen Männern ein filmisches Denkmal zu setzen, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Hierzu sichtete er zusammen mit seinem Team viele Fotos und Videoaufnahmen der Zeit, restaurierte diese mit modernster Technik und kolorierte sie zum Teil.

Somit erzählt They Shall Not Grow Old die Geschichte des Ersten Weltkrieg aus der Sicht britischer Soldaten, die teils sehr jung zur Armee eingezogen wurden oder sich selbst meldeten. Von der Grundausbildung an bis zu den letzten Kampfhandlungen im Jahr 1918 konzentriert sich die Dokumentation auf diese vielen Berichte, welche durch eingangs erwähntes Bild- und Tonmaterial unterstützt werden.

„Ich wollte den Krieg auf keinen Fall versäumen.“
Mit They Shall Not Grow Old gelingt Peter Jackson weniger eine Chronologie der Ereignisse als vielmehr ein eindringliches Porträt dieser jungen Männer, die teils sehr blauäugig von blindem Patriotismus und eigener Unerfahrenheit angetrieben sich zum Militärdienst meldeten. Fast möchte man sich an jene jungen Männer zu Beginn von Erich Maria Remarques Im Westen Nichts Neues erinnern, die von der Vaterlandstreue ihres Lehrers und ihrer Eltern angetrieben in ihren Tod in den Schützengräben laufen.

Dies ist aber nur ein Teil des Kaleidoskop an Stimmen, welches Jackson in seiner Dokumentation entwirft. Durch die plastischen, nachkolorierten Aufnahmen wird eine unglaubliche Nähe zu den Männern erreicht, die mal lachend, mal abwesend, in die Kamera schauen, teils mit frechen Kommentaren ihre Kameraden aufheitern. Gar nicht angestaubt wirken die Aufnahmen, keinesfalls wie eine weitere trockene Geschichtsstunde, sondern viel eher wie eine Geschichte junger Menschen, die aufgrund ihrer Überzeugung heraus oder anderer Faktoren heraus in den Krieg zogen. Man merkt mit jeder Minute, wie nahe diese Männer, diese Stimmen unserem Jetzt sind, in dem Kriege leider immer noch eine Realität sind, mit der wir tagtäglich durch die Medien konfrontiert werden.

Bilder von der Front
Am Eindringlichsten wird Jacksons Film, wenn er Geschichten von der Front berichtet. Die Bilder der engen, feuchten, dreckigen, teils mit Leichen umgebenen Schützengräben haben eine unangenehme Nähe und lassen keinen Zweifel an der Hässlichkeit eines jeden Krieges, wie er sich hier beispielsweise zeigt. Über weite Strecken von They Shall Not Grow Old konzentriert sich Jackson weniger auf Kampfhandlungen, sondern vielmehr auf den Alltag in diesen Gräben. Ungläubig schaut man auf die Bilder und lauscht den Berichten, wie sich diese Männer behelfsmäßig Tee machten, einen Ofen bauten oder den Kampf aufnahmen gegen Läuse und Wundbrand.



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"They Shall Not Grow Old" ist eine sehenswerte, an die Nieren gehende Dokumentation. Durch die Geschichten der Soldaten, durch die sorgsam restaurierten Bilder und Aufnahmen erkennt man die Schicksale, die im Krieg definiert wurden, und die vielen noch jungen Leben, die ein jähes Ende fanden.