The Dead Dont Die
© Universal Pictures

The Dead Don’t Die

The Dead Dont Die
„The Dead Don’t Die“ // Deutschland-Start: 13. Juni 2019 (Kino) // 24. Oktober 2019 (DVD/Blu-ray)

Also, irgendwie ist das alles komisch. Erst sind es die Tiere, die alle verschwinden. Dann fällt den Bewohnern von Centerville auf, dass die Sonnenstunden machen, was sie wollen. Haben wir jetzt Tag oder Nacht? Aber das Schlimmste steht noch bevor: Die Toten erheben sich wieder aus ihren Gräbern und machen nun Jagd auf alles, was sich bewegt. Oder auch nicht bewegt. Inmitten des Chaos versucht das Polizeitrio Ronnie Peterson (Adam Driver), Cliff Robertson (Bill Murray) und Mindy Morrison (Chloë Sevigny) die Ordnung aufrecht zu erhalten, hat aber angesichts der nicht enden wollenden Zombie-Horden alle Hände voll zu tun, um überhaupt am Leben zu bleiben.

Ein Zombiefilm, der das altehrwürdige Cannes Filmfestival eröffnet? Das ist schon etwas ungewöhnlich. Andererseits, wenn sich Kultregisseur Jim Jarmusch mit einem neuen Werk zurückmeldet, sagt erst einmal niemand nein, nicht einmal die ebenso notorisch eigenwillige Grande Dame der Filmfeste. Und gewissermaßen ist The Dead Don’t Die dann auch ziemlich das, was man sich im Vorfeld erwarten konnte, wenn der Filmemacher sich an ein Genrewerk wagt. Es ist nur leider nicht annähernd so gut, wie man es sich vielleicht im Geiste ausgemalt hat.

Gute Bekannte, lebend und tot
Dabei ist der Einstieg eigentlich noch recht vielversprechend. Zum einen hat Jarmusch mal wieder eine beachtliche Anzahl von Stars um sich herum versammelt, alte Freunde von früheren Auftritten. Unter anderem begegnen wir Tom Waits als kurioser Waldschrat, Steve Buscemi gibt den schießwütigen Farmer, Tilda Swinton macht Leichen schön, wenn sie nicht gerade ein Katana schwingt. Auch Bill Murray als grummeliger Polizeichef, dem das alles zu doof ist, trägt zur Erheiterung bei. Und wenn eine große Punk-Ikone als Zombie auftritt, lässt sich das Grinsen ohnehin nicht mehr unterdrücken.

Nur ist The Dead Don’t Die kein Kurzfilm, sondern beansprucht immerhin 105 Minuten für sich. Da braucht es dann schon ein bisschen mehr, als Schauspielgrößen am Wegesrand abzuladen. Nur dass dieses mehr nicht kommt. Einzelne Ausbrüche gibt es, die sind aber so selten und inkonsequent verfolgt, dass sie fast schon egal sind. Wenn der Film zwischenzeitlich auf eine Meta-Ebene wechselt, was er zu verschiedenen Gelegenheiten tut, dann ist das zweifelsfrei unterhaltsam. Anders als aber diverse Horrorkomödie oder zuletzt der Festivalhit One Cut of the Dead will sich dieser Film aber nicht darauf festlegen lassen. Er ist eben keine Meta-Komödie.

Von allem ein bisschen
Und auch die gelegentlichen Absurditäten, an denen sowohl Jarmusch wie auch seine Crew sichtlich Spaß haben – allen voran Swinton – reichen nicht aus, um einen ganzen Film zu tragen. Sollen sie auch nicht, diese Elemente werden in The Dead Don’t Die genutzt, um das Publikum zu überraschen. Dann und wann meint man sogar, Jarmusch habe sich hier allgemein zum Ziel gesetzt, sich über die Zuschauer und Zuschauerinnen lustig gemacht. Denn es ist schon bemerkenswert, wie oft es ihm gelingt, Erwartungen zu unterwandern. Mal weil etwas anderes passiert. Mal weil auch gar nichts passiert. Vor allem Letzteres.

Das ist im Grunde nichts Neues für den Regisseur und Drehbuchautor. Er zeigt oft in seinen Filmen, dass er ein ganz eigenes Verständnis für Tempo und Struktur hat – siehe sein vorangegangener Film Paterson, der sich gerne mal im Kreis drehte. Und irgendwie hat das natürlich seinen Reiz, das auf einen Genrefilm zu übertragen. Aber auch das reicht nicht aus, um aus The Dead Don’t Die mehr als nur eine nette Variante eines überlaufenen Themas zu machen. Es fehlt eine klare Linie, ein eindeutiges Konzept. Nicht einmal das Sprunghafte wird dauerhaft durchgehalten. Das kann man bewundern, zumal Jarmusch seinen gewohnt lakonischen Humor nicht vergessen hat. Oder eben belanglos finden.



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Jim Jarmusch dreht eine Zombie-Komödie? Im Ernst? Ja. Und nein. „The Dead Don’t Die“ geht einen etwas eigenen Weg, wenn der Film mal Genrepfaden folgt, mal nicht, Altbekanntes mit Absurdem mischt und zwischenzeitlich auch auf die Meta-Ebene wechselt. Das ist vereinzelt unterhaltsam, auch wegen der prominenten Besetzung, auf die ganze Dauer ausgedehnt dann aber doch zu wenig konsequent.
6
von 10