Prelude
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Prélude

Inhalt / Kritik

Prelude
„Prélude“ // Deutschland-Start: 29. August 2019 (Kino) // 27. März 2020 (DVD)

Von klein auf hatte David (Louis Hofmann) immer einen großen Traum: als Konzertpianist auf den bedeutenden Bühnen dieser Welt zu spielen. Nun scheint der 19-Jährige diesem Traum einen ganzen Schritt nähergekommen zu sein, als er an einem Konservatorium aufgenommen wird und ein Stipendium für die USA winkt. Doch ganz so einfach wie erhofft, ist das Ganze dann doch nicht. Der Druck ist enorm, der Ton ist rau, die Konkurrenz enorm – etwa Davids Kommilitone Walter (Johannes Nussbaum). Und dann wäre da ja noch Marie (Liv Lisa Fries), auf die der Jugendliche ein Auge geworfen hat, was ganz neue Probleme mit sich bringt. Denn ein Privatleben ist in den Musikhallen nicht vorgesehen.

Wer im Leben etwas erreichen will, der muss bereit sein, richtig viel zu investieren. Das gilt natürlich für alle möglichen Bereiche, mal mehr, mal weniger. Gerade auch bei den künstlerischen Berufen ist der Konkurrenzkampf enorm: Auf viele Menschen, die denselben Traum teilen, kommen nur wenige Möglichkeiten, diesen Traum auch wahr werden zu lassen. Wer sich in diesem Konkurrenzkampf behaupten will, der muss nicht nur das notwendige Talent haben. Er muss auch bereit sein, mehr zu machen als andere, im Zweifelsfall das Privatleben zurückzustecken oder gar ganz aufzugeben.

Willst du das wirklich?

Wie hart dieser Kampf im Bereich Musik sein kann, das hat vor einigen Jahren Whiplash bewiesen, die Referenz sozusagen auf dem Gebiet der künstlerischen Ausbeutung. Wer zuvor an das Ideal der schönen Künste glaubte, daran etwas losgelöst von dieser Welt sich der Muße hinzugeben, der wurde damals auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Schön war nichts an der Art und Weise, wie mit fragwürdigen Methoden das Beste aus den jungen Menschen herausgeholt wurde, oftmals indem man sie gegeneinander ausspielte. So brutal war das Vorgehen, dass sich manch einer im Publikum gefragt haben dürfte: Ist es das Ganze überhaupt wert?

Ähnlich wird es den Zuschauern und Zuschauerinnen gehen, die sich Prélude anschauen, quasi dem deutschen Pendant des Musikdramas. Hier ist es mit Prof. Matussek (Ursina Lardi) mal eine Frau, welche die Höchstleistungen aus den Jugendlichen herauskitzeln will. Sehr viel sanfter als der männliche Kollege aus den USA ist sie aber nicht. Auch sie ist letztendlich nur an dem Ergebnis interessiert, schert sich nicht groß darum, wie es mit den ihr anvertrauten jungen Menschen geht. Das kann man natürlich leicht verabscheuen, der Film versucht nicht einmal, mehr aus ihr als die Antagonistin zu machen. Wo bei Whiplash noch die Grundsatzdebatte anstand, ob der Druck vertretbar ist, wenn nur auf diese Weise musikalische Genies erzeugt werden, da ist das hier durch den verschobenen Fokus einfacher.

Die Geschichte eines Scheiterns

Regisseurin und Drehbuchautorin Sabrina Sarabi, die hier ihr Spielfilmdebüt abgibt, ist viel mehr daran interessiert, was eine solche Situation mit einem Jugendlichen macht. In Prélude ist die Lage besonders fies, da David ein stützendes Umfeld fehlt. Menschen, die in irgendwie auffangen können. Die Geschichte eines hoffnungsvollen Musikers wird hier zu einem sehr bitteren Drama, einem sehr düsteren Drama. Je größer der Druck wird, umso mehr gerät alles außer Kontrolle. Umso hilfloser ist der angehende Pianist ausgeliefert. Der Schritt zum Psychothriller ist hier sehr viel näher, als es der eher ruhige Einstieg vermuten ließe. Die Liebe zur Kunst mutiert zu einem unheimlichen Wahn, der einen an vielem zweifeln lässt.

Wenig zweifelhaft sind jedoch die Leistungen von Louis Hofmann (Dark, Die Mitte der Welt), der hier eine überzeugende Darstellung irgendwo zwischen sensibler Naivität und unbeherrschtem Verlangen zeigt. Ihm gegenüber steht Liv Lisa Fries (Heil) als junge Femme Fatale mit manipulativen Tendenzen. Eine solche Konstellation kann schnell in Seifenoper-Abgründe abrutschen, zumal die Beziehung hier von Anfang an unter keinem guten Stern steht. Prélude, das auf dem Filmfest München 2019 Weltpremiere feierte, schlachtet diese Tragik aber gar nicht so sehr aus, ist trotz der Nähe zu David ein eher distanzierter, unterkühlter Albtraum, der aufzeigt, wie eine sensible, ungefestigte Seele an einer Härte scheitert, für die sie nicht gemacht ist. Von einer Sehnsucht verschlungen und wieder ausgespuckt wird, deren Hässlichkeit sich hinter schönen Klängen versteckt.

Credits

OT: „Prélude“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Sabrina Sarabi
Drehbuch: Sabrina Sarabi
Musik: Felix Rösch
Kamera: Max Preiss
Besetzung: Louis Hofmann, Liv Lisa Fries, Johannes Nussbaum, Ursina Lardi

Bilder

Trailer

Interview

In Prélude muss der junge David einiges durchmachen für seinen großen Traum als Pianist. Aber wie war das, diese Figur zu spielen? Wir haben Louis Hofmann bei der Weltpremiere zum Interview getroffen und ihn zu dem Film und seinen eigenen Erfahrungen als Künstler befragt.

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„Prélude“ zeichnet den Weg eines ambitionierten Pianisten nach, der von der großen Karriere träumt, jedoch nicht mit dem damit verbundenen Druck klarkommt. Der Fokus liegt dabei weniger auf der Frage nach der Verhältnismäßigkeit, sondern zeigt auf erschreckende Weise auf, wie eine junge, sensible Seele an einer harschen Realität zerbricht.
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von 10