Voll Rita
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Voll Rita!

Voll Rita
„Voll Rita!“ // Deutschland-Start: 4. April 2019 (Kino)

Zurzeit geht es hoch her in der Freundesclique. Während Rita (Anna Maria Böhm) in einer Bar arbeitet, versucht sich Max (Sebastian Kolb) noch immer an einer Schauspielkarriere. Wenn er nicht gerade seiner Ex Paula hinterhertrauert. Als Rita und Max sich treffen und ihr dabei eine Nachricht herausrutscht, wird es ganz schön emotional. So emotional, dass Rita erst einmal nach Berlin abhaut, wo Randy (Ulrich Faßnacht) hart an einem Casting für einen neuen Film arbeitet. Aber auch bei ihm ist gefühlsmäßig gerade jede Menge los, mit seiner Freundin Louise geht gerade gar nichts – ohne dass er wüsste warum.

Wenn Filme Fortsetzungen erhalten, dann meistens aus einem einfachen Grund: Kohle. Die lässt sich besonders einfach verdienen, so zumindest die Theorie, wenn Figuren bereits etabliert und beliebt sind. Das setzt jedoch voraus, dass der erste Teil auch tatsächlich erfolgreich war. Bei Voll Paula! würde das wohl niemand ernsthaft behaupten, der Kinostart im Herbst 2015 fand mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit an. Was kein Drama war, denn die Indie-Liebeskomödie war überhaupt nicht darauf ausgelegt, ein Massenpublikum anzuziehen.

Ich bin auch noch da
Aus Spaß an der Sache, so sagt Regisseur und Drehbuchautor Malte Wirtz, habe sich das Team von damals wieder zusammengefunden. Zumindest ein Teil des Teams. Ausgerechnet Paula, die Titelfigur des Vorgängers fehlt diesmal. Auch über Louisa wird nur gesprochen, ihre Abwesenheit ist selbst den Figuren von Voll Rita! ein Rätsel. Der Film erfüllt deshalb auch nur zum Teil die Erwartungen eines Sequels, fühlt sich teilweise mehr wie ein Spin-off an, wenn mit Rita eine kleine Nebenfigur des ersten Teils in den Mittelpunkt rückt.

Wobei das mit dem Mittelpunkt so eine Sache ist. Zwar fungiert Rita als Bindeglied zwischen den beiden großen Handlungssträngen – die Geschichte um Max in Köln und die um Randy in Berlin –, für beide ist sie inhaltlich aber ohne großen Belang. Sie ist in erster Linie Gesprächspartnerin, damit die beiden Herren von ihrem Leid klagen können. Was sie selbst bewegt, bleibt dabei seltsam auf der Strecke, vor allem für eine Titelfigur. So als wäre sie auch im Privaten die Barfrau, der alle ihre Schicksale erzählen, von der aber niemand weiß, wer sie genau ist.

Viel Leben, wenig Inhalt
Dass dies gar nicht so wahnsinnig stark ins Gewicht fällt, ist ein Kompliment an Hauptdarstellerin Anna-Maria Böhm, die ihre zentrale und zugleich leere Rolle mit genügend Leben füllt. Allgemein sind es die dargestellten Persönlichkeiten, die den Film zusammenhalten, wo inhaltlich dieser Halt fehlt. Oder manchmal auch der Inhalt: Große Handlung gibt es nicht, keinen roten Faden, man unterhält sich über vieles, ohne dabei nennenswert weiterzukommen. Erneut ließ Wirtz seine Darsteller improvisieren, einfach ein bisschen frei Schnauze reden. Das klappt in Voll Rita! erstaunlich gut, deutlich besser als in seinem letzten Film Nur ein Tag in Berlin, bei dem Alltäglichkeit zu schnell in unpassende Absurdität überging.

Was nicht heißen soll, dass hier immer alles ganz authentisch wäre. Kleinere Experimente kann sich Wirtz nicht verkneifen, direkte Ansprachen des Publikums, dazu gibt es kurze Slapstick-Einlagen. Die reißen den Film aber nicht auseinander, sondern passen insgesamt zu einem Film, der Authentizität mit Skurrilität mischt. Letzteres hängt vorrangig mit den Figuren zusammen, die inzwischen zwar die magische 30er-Grenze überschritten haben, dadurch aber kein Stück weiser geworden sind. Im Gegenteil: Sie hangeln sich irgendwie durchs Leben, haben oft keine echte Ahnung, was sie da tun, was sie tun sollen. Das ist irgendwie sympathisch und trotz des humorvollen Tons echt genug, dass man sich selbst darin wiederfinden kann. Denn für Chaos ist man ja irgendwie nie zu alt, egal ob nun ein emotionales oder berufliches.



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„Voll Rita!“ erzählt teilweise die Geschichte von „Voll Paula!“ weiter, wenn wir erfahren, wie es mit den Figuren von damals weiterging. Dabei handelt die Komödie zu gleichen Teilen von den Protagonisten wie von den Abwesenden, mischt improvisierte Authentizität mit humorvoller Skurrilität. Das hat kein echtes Ergebnis. Hat das Leben aber oft genauso wenig.
6
von 10