Tracing Addai
© Film University Babelsberg KONRAD WOLF / Rundfunk Berlin-Brandenburg
Tracing Addai
„Tracing Addai“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Die Nachrichten sind immer wieder voll von Kämpfen gegen Terroristen oder auch terroristischen Anschlägen. Doch wie wird man eigentlich Terrorist? Und warum? Diese Fragen gingen auch der Mutter von Addai durch den Kopf, als der eines Tages zum Islam konvertierte und nach Syrien auswanderte, um sich dort einer Terrororganisation anzuschließen. Das liegt nun einige Jahre zurück, Addai ist längst gestorben. Doch die offenen Fragen sind geblieben, für seine Mutter, aber auch Esther Niemeier, die den Jungen kannte.

In ihrem Abschlussfilm Tracing Addai begibt sich die Regisseurin auf die Spurensuche, was mit dem jungen Mann passiert ist. Dafür befragte sie zum einen die Mutter, die von der schwierigen Zeit berichtet, ergänzt um E-Mail-Konversationen, die sie damals mit ihm führte. Die zweite Informationsquelle ist Ilias, der seinerzeit derselben Organisation angehörte, nun aber zurück in Deutschland ist, wo er eine Haftstrafe verbüßt.

Teile eines traurigen Puzzles
Definitive Antworten erhält Niemeier dabei nicht, nur Bruchstücke einer Geschichte, die noch immer der Mutter schwer zusetzt. Wohl auch deshalb entschied sich die junge Filmemacherin, Tracing Addai in Form eines Animationsfilms umzusetzen. Ähnlich zu Chris the Swiss erlaubt ihr das, Dinge zu zeigen, für die es keine Bilder gibt. Der andere Grund dürfte die damit einhergehende Anonymisierung sein: Auch wenn die Zeichnungen insgesamt realistisch gehalten sind, gibt es doch immer wieder Verfremdungen, die keinen Rückschluss auf die realen Personen zulassen.

Tracing Addai kann dabei selbst keine Antworten geben, weder dem Publikum, noch den Betroffenen. Die wenigen Hinweise für den abrupten Lebenswandel Addais reichen nicht aus, um eine schlüssige Erklärung zu finden. Was dem rund 30 Minuten langen Dokumentarfilm jedoch sehr gut gelingt, ist der persönliche Zugang. Selbst wenn wir die Titelfigur nie kennenlernen und auch die Mutter nur schemenhaft bleibt, so vermittelt Niemeier die Trauer und die Ratlosigkeit angesichts dieses so rätselhaften wie überflüssigen Verlustes eines jungen Lebens.



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„Tracing Addai“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der urplötzlich nach Syrien auswanderte, um sich dort einer Terrororganisation anzuschließen. Die 30-minütige animierte Doku findet dabei keine klaren Antworten, vermittelt aber mit den ausdrucksstarken Bildern das Gefühl von Trauer und Ratlosigkeit.