Jessica Chastain – Eine Garantin für gutes Kino?

Schaut man sich die Kinolandschaft von 2019 an, so wird schnell klar, dass Freunde des Kinos heutzutage in der bestmöglichen Zeit leben. Auch wenn es bezüglich Filmen so viel Unfug und Murks gibt wie nie zuvor, stehen dem gegenüber doch eine ganze Armada von faszinierenden, wertvollen und inspirierenden Filmperlen, die in den letzten Jahren das Projektorlicht erblicken durften. Dabei spielen auch die von Kinoenthusiasten oft so verachteten Streaming-Plattformen eine entscheidende Rolle, denn sie ermöglichen es Filmschaffenden, abseits der großen Studios, die vorwiegend wirtschaftliche Interessen verfolgen, ihre Herzensprojekte zu verwirklichen. Und auch der Nachwuchs an Schauspielern lässt das Cineasten-Herz höherschlagen, denn dort bilden sich ebenfalls viele große Talente heraus, die man sich auch noch in 30 Jahren in den großen Filmklassikern von übermorgen vorstellen kann.

Die ernste Frau mit den roten Haaren

Eine dieser Hoffnungen des Films ist die Kalifornierin Jessica Chastain. In über 30 Filmen konnte die am Theater geschulte Schauspielerin ihr Talent bislang anschaulich unter Beweis stellen und gehört heute ohne Frage zu Hollywoods vielseitigsten Künstlern. Mit ihrem markanten Aussehen, den feuerroten Haaren und hypnotisierenden Augen, hat sie zudem einen starken Wiedererkennungswert, der sie zu einem Publikumsmagneten macht. In diesem Artikel möchten wir ein paar der Filme vorstellen, die ihre Karriere in den letzten Jahren zementiert haben, um die Frage zu beantworten, ob sie eine Garantin ist, für objektiv gutes Kino.

Lobbyismus und Politik

In vielen Filmen von Chastain werden kontroverse Themen aufgegriffen. So spielte sie schon im Kriegs-Thriller „Zero Dark Thirty“ mit, viel aber besonders durch ihre beiden Filme „Die Erfindung der Wahrheit“ und „Molly’s Game“ auf. In beiden Filmen spielt sie eine starke Frau, die ihren eigenen Weg geht: In „Die Erfindung der Wahrheit“ ist sie eine knallharte Anti-Waffen-Lobbyistin und in Aaron Sorkins „Molly’s Game“ die Poker-Prinzessin Molly Bloom, die jahrelang in den USA exklusive Poker-Turniere für die Reichen und Schönen veranstaltete, am Rande der Legalität.

Auch wenn der Film auf wahren Begebenheiten basiert und es Molly Bloom tatsächlich gab, müssen es in der Realität nicht immer exklusive Poker Events sein, zu denen nur die High Society geladen ist. Im wahren Leben gibt es dutzende verschiedene Turniere überall auf der Welt, an denen regelmäßig auch ganz normale Menschen teilnehmen, und (ganz legal) gewinnen. Nicht vergessen sollte man da auch den Online Bereich, in dem beispielsweise Anbieter PokerStars aktuell die 200 milliardste Pokerstars Hand feiert. Gerade hier ist das Spiel also besonders beliebt. Poker ist also keinesfalls ein Reichensport, eine Tatsache, die Aaron Sorkin mit seinem Film möglicherweise nicht ganz so erfolgreich transportiert. Denn in der Realität lassen sich am Pokertisch durchaus auch Frauen wiederfinden, wie sie vielleicht von Jessica Chastain gespielt werden könnten. Trotzdem sind beide Streifen sehenswert.

Von Terrence Malick bis Christopher Nolan

Dass Jessica Chastain alle Facetten der Schauspielerei mit Bravour meistern kann, zeigte sich schon früh in ihrer Karriere. Allein in 2011, dem Jahr ihres Durchbruchs, stellte sie sich in sieben unterschiedlichen Filmen einem breiten Kinopublikum vor. Dabei arbeitete sie auch mit vielen großen Regisseuren zusammen. Nach ihrer bedeutenden Rolle in „The Tree of Life“ von Regie-Legende Terrence Malick, ist sie insbesondere mit Christopher Nolans Astronauten-Drama „Interstellar“ aufgefallen, in dem sie in einer starken Nebenrolle brillierte. Bereits ein Jahr später (und erneut um Matt Damon zu retten) machte sie sich in Ridley Scotts „Der Marsianer“ wieder auf den Weg ins All und zementierte damit ihren Platz als wichtiges Repertoire-Mitglied in den Blockbustern Hollywoods.

Gute Aussichten

Auch bei einem Blick auf ihr Profil in der bekannten Film-Datenbank IMDB zeugen viele Einträge in roter Schrift davon, dass sie auch in Zukunft noch häufig auf der Kinoleinwand zu sehen sein wird. Noch in diesem Jahr gehören dazu insbesondere der Marvel-Ableger „X-Men: Dark Phoenix“ und der zweite Teil von Andy Muschiettis „ES“, einer Neuauflage des Horror-Klassikers von Stephen King. Dessen erster Teil avancierte bereits im vergangenen Jahr zum bislang erfolgreichsten Horrorfilm der Geschichte und holte allein mit den deutschen Einspielergebnissen die 35 Millionen US-Dollar Produktionskosten voll wieder herein. Vier weitere Filme mit Jessica Chastains Beteiligung befinden sich momentan noch in der Post- und Pre-Produktionsphase mit einem voraussichtlichen Kinostart in den nächsten Jahren.

Gutes Kino?

Doch wie sieht es aus mit der Eingangsfrage? Ist Jessica Chastain nun eine Garantin für gutes Kino, sprich, sichert sie durch ihre Teilnahme an einem Filmprojekt dem Zuschauer zu, dass ein qualitativ hochwertiges Kinoerlebnis zu erwarten ist?

Diese Frage ist wohl zu subjektiv, um sie eindeutig für jeden Zuschauer beantworten zu können, sicherlich hat sich das der ein oder andere bereits bei der Überschrift gedacht. Um doch zumindest zu versuchen, sich einer Antwortmöglichkeit zu nähern, lässt sich feststellen, dass Jessica Chastains Filme in der Vergangenheit einem bestimmten roten Faden gefolgt sind. Meist handelte es sich entweder um Thriller mit politisch und gesellschaftlich anspruchsvollen, komplizierten und kontroversen Themen oder um großangelegte Blockbuster von Star-Regisseuren, die vorzugsweise nicht minder große philosophische Themen behandelten. Interessanterweise ist Jessica Chastain darüber hinaus auch eine Schauspielerin, die dem für bekannte Schauspieler untypischen Genre Horror nicht fremd ist. Neben Andy Muschiettis „Mama“ und „ES: Kapitel 2“ war sie zudem im bunt-opulenten Gothic-Horror „Crimson Peak“ von Ekel-Regisseur Guillermo del Toro zu sehen.

Es zeigt sich also, was schon mehrere Male in diesem Artikel angeklungen ist: Durch ihre außerordentliche Wandelbarkeit ist Jessica Chastain einem außergewöhnlich großen Publikum in den verschiedensten Genres ans cineastische Herz gewachsen. Möglicherweise ist dies der Grund, warum sie aktuell in Hollywood so beliebt ist. Auch wenn im Gegenzug vielleicht nicht jeder ihrer Filme für jeden ihrer Fans aufs Neue zum Lieblingsfilm werden dürfte, sind sie doch alle mindestens sehr sehenswert. Entsprechend lautet unsere Antwort auf die Eingangsfrage subjektiv ja.



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