7 Gefuehle Emotions uczuć
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7 Gefühle

7 Gefuehle Emotions uczuć
„7 Gefühle“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

So richtig glücklich ist Adaś Miauczyński (Michał Koterski) ja nicht mit seinem Leben, war es wohl auch nie. Aus gutem Grund, wie ihm seine Therapeutin verrät: Er hat als Kind nicht gelernt, mit den sieben elementaren Gefühlen Angst, Wut, Trauer, Freude, Ekel, Eifersucht und Scham umzugehen. Und dieses Unvermögen zieht sich bis heute durch sein Leben. Aber stimmt das auch? Um Antworten auf seine brennenden Fragen zu bekommen, beschließt Adaś in seine Kindheit zurückzukehren und all das Revue passieren zu lassen, was ihm seinerzeit widerfahren ist.

Wer die Filme von Marek Koterski kennt, der dürfte auch schon Adaś Miauczyński begegnet sein – in der einen oder anderen Form. Das ist hier ausnahmsweise mal wörtlich zu verstehen, denn die Kunstfigur des Vollzeitneurotikers wurde schon von mehreren Schauspielern verkörpert. In 7 Gefühle, dem neuesten Werk des polnischen Regisseurs, hat er sich jemand ganz Besonderes für die Aufgabe ausgesucht: Sein eigener Sohn Marek darf nun für den Papa demonstrieren, wie viel in einem kaputtgehen kann, wenn man in der Kindheit nicht aufpasst.

Fragen + komische Antworten
Ob das nun autobiografisch ist, Koterski senior eigene Erfahrungen – sowohl als Sohn wie auch als Vater – in 7 Gefühle verarbeitet, das ist nicht klar. Es ist ja nicht einmal klar, inwiefern der Film überhaupt so etwas wie die Realität abbilden möchte. Denn es ist nicht allein die bekannte Besetzung und die neurotische Rückkehr von Adaś, die Fragen aufwerfen. Die auffälligste Sonderbarkeit, die sich selbst ohne Vorkenntnisse offenbart: Sämtliche Figuren wurden mit Erwachsenen besetzt, egal ob es sich um Kinder- oder Erwachsenenrollen handelt.

Das ist mindestens kurios, teilweise auch ein wenig surreal: Ähnlich zu Der Bunker, wo ebenfalls ein Erwachsener als junger Schüler verkauft wurde, entsteht allein durch den Widerspruch von Darsteller zu Figur eine gewisse Komik. Gerade zu Beginn braucht es auch eine Weile, um zu erkennen, wer denn nun wirklich ein Erwachsener ist und wer ein Kind sein soll. Hinzu kommt, dass die Figuren gern mal ein bisschen überzogen sind, eine Karikatur sogar. Die ewige Klassenstreberin, für die es ein Weltuntergang ist, wenn sie mal nicht die Bestnote erhält, würde beispielsweise kaum jemand als Mensch aus Fleisch und Blut ansehen. Dafür ist sie zu komisch.

Kommt da noch mehr?
Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ohne dass daraus etwas Dauerhaftes entstehen würde. Die Witze wiederholen sich zum Teil, sind ohnehin nicht immer wirklich überzeugend, es gibt auch keine Entwicklung in den Figuren, welche das Spiel mit dem Alter irgendwie rechtfertigen würde. Wenn 7 Gefühle ein Film darüber ist, wie die Kindheit den späteren Erwachsenen formt, dann ohne echte Konsequenz. Die Rahmenhandlung um eine Therapiesitzung, welche die innerliche Zeitreise motiviert, spielt im Anschluss keine Rolle mehr, Querverbindungen zwischen den Zeitebenen bleiben aus. Dadurch verkommt der Besetzungscoup zu einem Gimmick, der eine Weile amüsiert, sich im Laufe von 110 Minuten jedoch abnützt.

Zum Ende dreht der Eröffnungsfilm des polnischen Filmfestivals filmPOLSKA 2019 jedoch mächtig auf. Zum einen wird die surreale Note noch einmal verstärkt, bei einem Blick auf einen durchchoreografierten Schulhof. Vor allem aber bricht das Drama durch, das immer wieder hinter der schrillen Oberfläche brodelte. Ganz auf seine übertrieben komischen Elemente möchte Koterski hier zwar nicht verzichten, doch es mischt sich eine erstaunlich effektive Tragik darunter, wenn das öffentliche Gesicht des Klassenzimmers mit dem kontrastiert wird, das sich darunter befindet. Es ist dann auch ein Wechselbad der Gefühle, das von 7 Gefühle übrig bleibt, positive wie negative. Ein Film, den man nicht ernstnehmen kann und es doch tut, der einen Blödsinn nach dem anderen macht und dabei trotz allem etwas über das menschliche Beisammensein sagen kann.



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„7 Gefühle“ nimmt uns mit in die Kindheit eines verkorksten Erwachsenen, wo wir ihm und seiner Schulklasse begegnen. Das ist teils von einer komischen Surrealität, vor allem der Besetzung wegen, teils auch etwas repetitiv. Erst zum Ende hin steigert sich die etwas andere Erinnerung noch einmal deutlich, wenn sie erstaunlich tragisch wird und mehr aus den Figuren macht.
6
von 10