Trautmann
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Inhalt / Kritik

Trautmann
„Trautmann“ // Deutschland-Start: 14. März 2019 (Kino) // 20. September 2019 (DVD)

Bernd Trautmann (David Kross) ist einer von vielen jungen Deutschen, die während des Zweiten Weltkriegs in Gefangenschaft gerieten und nun in einem Lager gehalten werden. Doch eine Sache unterscheidet ihn von den vielen anderen: sein enormes Talent als Torwart. Als er dieses eines Tages demonstriert, wird auch Jack Friar (John Henshaw) auf ihn aufmerksam, der Trainer einer lokalen Fußballmannschaft. Um diese vor dem Abstieg zu bewahren lässt er sich auf einen Deal ein und holt den Deutschen zu sich. Der schafft auch tatsächlich das Wunder und rettet dank seiner glanzvollen Paraden das Team. Wäre da nur nicht die schöne Margaret (Freya Mavor), die Tochter von Jack, die ihm anschließend durch den Kopf spukt.

Bernd wer? Hierzulande dürfte der Name des Fußballers eher wenigen Leuten etwas sagen. Aus gutem Grund. Nicht nur, dass seine Karriere inzwischen einige Jahrzehnte zurückliegt, sie fand auch ausschließlich im Ausland statt. Anders als so manch sportlicher Verkaufsschlager Deutschlands begann und endete die Karriere des gebürtigen Bremen-Wallers in England, wo er auch zur Legende wurde. Aber eben nur dort. Manch einer wird sich daher fragen, wozu dann überhaupt Trautmann gedreht wurde. Ein Biopic über jemanden, den kaum einer kennt, das erscheint wenig erfolgsversprechend. Und doch hat der Film jede Menge zu erzählen und sagen, das weit über Landesgrenzen hinausgeht.

Du Deutscher, du Feind

Schon die ersten Szenen legen dabei den Ton vor: Trautmann wird von Sergeant Smythe (Harry Melling) zur Schnecke gemacht, ohne dass er dies irgendwie provoziert hätte. Braucht er auch nicht. Er ist Deutscher und damit automatisch ein Feind, unabhängig davon, was er im Krieg genau getan hat und wer er ist. Aber auch später wird der Fußballer, der Krieg ist längst vorbei, von allen Seiten angefeindet. Zu tief sitzen die Wunden, welche die Nazis hinterlassen haben, für Differenzierung bleibt da wenig Raum. Wenn es Smythe und vielen anderen ginge, man hätte die jungen Männer auch gleich töten können.

Trautmann, das auf dem Zurich Film Festival 2018 Premiere feierte, ist ein Film über einen begnadeten Sportler. Es ist vor allem aber ein Film über eine Aussöhnung, die hier im Rahmen des Sportes stattfindet. Anfangs nur eine Zweckgemeinschaft zwischen einem unerwünschten Gefangenen und einer Mannschaft, die ihn braucht, aber nicht wirklich will, wird im Laufe der Zeit eine ganz andere Beziehung daraus. Das kann die amouröse Beziehung sein, wie sich an Margaret zeigt, die sich nach anfänglicher Ablehnung in ihn verliebt. Doch damit greift sie nur eine Entwicklung voraus, die sich allgemein in allen Bereichen abspielen wird. Denn aus einem Feind wird hier ein Freund, später auch ein Held.

Leicht und schwierig

Das mag man nun etwas zynisch finden, wie jemand nur seiner Nützlichkeit wegen Akzeptanz findet – ohne sein fußballerisches Talent wäre Trautmann schließlich der Feind geblieben. Oder man findet es eben berührend, wie hier der Hass abgebaut wird, die Menschen lernen, die Vergangenheit zumindest hinter sich zu lassen. Leider hat es Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot, Beste Zeit) dabei wahnsinnig eilig. Anstatt zu zeigen, wie sich beide Seiten langsam annähern, wird das hier in nur wenigen Szenen abgefrühstückt – privat wie beruflich. Wie schwierig dieser Prozess gewesen sein muss, das kommt dabei kaum rüber.

Dafür trägt der deutsche Regisseur und Co-Autor an anderer Stelle gern dicker auf. Vor allem die Nebenhandlung um einen ukrainischen Jungen, dessen Bild Trautmann zeit seines Lebens verfolgt, wird als stellvertretendes Kriegstrauma sehr oft gebraucht. Zu oft. Zu oft, mit einem Hang zum Pathos auch, entsprechender Musik inklusive. Dabei hätte es das alles gar nicht gebraucht. Die Biografie des Exildeutschen war auch so spannend und bemerkenswert genug, da lenkt die wenig subtile Verdichtung nur unnötig ab. Dafür überzeugt das Ensemble, allen voran David Kross (Der Vorleser, Ballon) als zunächst etwas eigenbrötlerischer und störrischer junger Mann, der mit der Zeit sich selbst findet und für die Welt öffnet. Dazu gibt es diverse fußballerische Aufnahmen, die ebenso sehenswert sind wie die Ausstattung.

Credits

OT: „Trautmann“
Land: Deutschland, Irland, UK
Jahr: 2018
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch: Marcus H. Rosenmüller, Nicholas Schofield, Robert Marciniak
Musik: Gerd Baumann
Kamera: Daniel Gottschalk
Darsteller: David Kross, Freya Mavor, John Henshaw, Dervla Kirwan, Harry Melling

Bilder

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Sport als Mittel der Aussöhnung? Bei Bernd Trautmann traf dies tatsächlich zu: Der deutsche Kriegsgefangene überwand die Anfeindungen und spielte sich im Nachkriegs-England in die Herzen der Zuschauer. Diese Annäherung kommt in „Trautmann“ etwas kurz, dafür wird an anderen Stellen unnötig dick aufgetragen. Sehenswert ist das Biopic aber auch so, allein schon für die Darstellerleistung von David Kross.
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von 10