Rate Your Date
© 20th Century Fox

Rate Your Date

Rate Your Date
„Rate Your Date“ // Deutschland-Start: 7. März 2019 (Kino)

Das hatte sich Anton (Marc Benjamin) ja irgendwie anders vorgestellt. Eigentlich wollte er den nächsten Schritt gehen und seine langjährige Freundin heiraten. Die überrascht ihn vorher aber mit dem Vorschlag, eine offene Beziehung zu führen und sich erst einmal mit anderen zu treffen. Der völlig überrumpelte Informatiker lässt sich darauf ein, auch auf Drängen seines besten Freundes Paul (Edin Hasanovic). Doch schon das erste Date mit der bindungsscheuen Teresa (Alicia von Rittberg) klappt nicht so wie erwartet. Dafür ist die Begegnung der Anfang einer Idee: Warum nicht eine App veröffentlichen, bei der die User andere bewerten und in Kategorien einteilen? Gesagt getan, Anton, Paul, Teresa und Teresas beste Freundin Patricia (Nilam Farooq) machen sich gleich an die Arbeit und können sich bald über erste Erfolge freuen. Auf die anfängliche Euphorie folgt jedoch Ernüchterung und mächtig Ärger.

Inzwischen gibt es ja fast keinen Bereich des Lebens mehr, der nicht durch das Internet mitbestimmt wird. Das gilt natürlich auch für die Liebe, die durch allgegenwärtige Kommunikationskanäle auf Dauersendung ist, die manchmal sogar auch im worldwideweb ihren Anfang findet. Entsprechend viele Filme gibt es bereits um amouröse Online-Annäherungen: Von E-Mail für dich bis zu Safari – Match Me If You Can ist die Liste an Werken lang, die auf die eine oder andere Weise meinten, etwas über den Zeitgeist aussagen zu können. Oder wenigstens ein bisschen Unterhaltung zu bieten.

Viel Bekanntes
Den Anspruch hat natürlich auch Rate Your Date, der neueste Versuch, einem nicht mehr ganz neuen Thema etwas Relevantes abzuringen. Zunächst geht es aber erst einmal ganz klassisch zu, wenn es darum geht, das Quartett zusammenzubringen. Man nehme eine bindungsscheue Dauerdaterin und lässt sie auf einen unerfahrenen Nerd treffen, die andere Paarung besteht aus einer alleinerziehenden Mutter und einem Berufssohn, der noch nie etwas auf die Reihe bekommen hat. Dass Teresa hier das Lotterleben genießt und die klassische Konstellation damit umgedreht wurde, ist sympathisch. Ansonsten ist die Figurenzeichnung eher sparsam, vertraut sehr auf die starken, etwas stereotypen Kontraste.

Und auch bei der Geschichte sollte man keine Wunderwerke erwarten. Dass die App einschlägt wie eine Bombe ist ebenso wenig überraschend wie der anschließende Sturz. Die kommenden amourösen Verwicklungen und Konflikte stehen gleichermaßen schon nach wenigen Minuten fest. Größere Ambitionen hat Regisseur und Co-Autor David Dietl (König von Deutschland) da nicht, er verlässt sich lieber auf das Bewährte. Das Thema Online mag im hier und jetzt verankert sein, ansonsten ist Rate Your Date wenig modern, greift auf viele konventionelle Elemente zurück, in der Hoffnung, damit das Massenpublikum zu finden.

Charmant und aufmunternd
Und doch ist die Liebeskomödie deutlich sehenswerter, als sich das oben vielleicht anhört. Denn was dem Film an Originalität fehlt, das macht er durch jede Menge Charme wieder wett. Vor allem das Zusammenspiel des Quartetts trägt maßgeblich dazu bei, dass man hier dann doch ganz gern vor der Leinwand sitzt. Edin Hasanovic (Schuld sind immer die Anderen) hat sichtlich Spaß an seiner Karikatur des nichtsnutzigen Sohnes reicher Eltern. Der irgendwie rührend verschusselt auftretende Marc Benjamin (Vielmachglas) ist eine schöne Kombination mit der resoluten Alicia von Rittberg (Ballon). Nilam Farooq (Mein Blind Date mit dem Leben) darf ein bisschen Bodenständigkeit in den ansonsten etwas verkorksten Kosmos bringen.

Sympathiepunkte sammelt der Film aber auch durch die ambivalente Haltung zum Internet. Rate Your Date verteufelt nicht grundsätzlich die Möglichkeiten, die neue Medien so bringen. Er verschweigt aber auch nicht, dass die Anonymität des Netzes sehr hässliche Folgen haben kann, Menschen zu Monstern werden, wenn man sie lässt. Die Auflösung ist auch an der Stelle recht vereinfacht, vor einer wirklichen Auseinandersetzung mit den Themen Kategorisierung und Schubladendenken drückt sich Dietl letztendlich. Da wird dann lieber der Stecker gezogen, wenn es zu kompliziert wird. Aber es bleibt doch ein süßer Film, der dazu ermuntert, sich wieder auf andere Menschen einzulassen. In einer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft auch wieder den Mut zu haben, mehr zu lesen als nur die plakativen Überschriften, die wir unterwegs so achtlos fallenlassen.



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Eine App, mit der man seine Dates bewerten kann? Das riecht nach Ärger. „Rate Your Date“ erfüllt dann auch nahezu alle Erwartungen, die man an eine solche Liebeskomödie haben kann, sowohl bei der Geschichte wie auch den Figuren warten viele Konventionen. Und doch ist dieses Plädoyer für mehr Tiefgang sympathisch und süß, gerade auch wegen des charmanten Quartetts, das mit uns die Schattenseiten des Internets erlebt.
6
von 10