Iron Sky
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Iron Sky – Wir kommen in Frieden

Iron Sky
„Iron Sky – Wir kommen in Frieden“ // Deutschland-Start: 5. April 2012 (Kino) // 26. Oktober 2012 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich war es ja nur eine PR-Aktion, die den US-amerikanischen Astronauten James Washington (Christopher Kirby) und dessen Kollegen auf den Mond führte, 50 Jahre nach der letzten Landung. Doch der Schuss geht mächtig nach hinten los, als sie in die Hände der Nazis fallen, die dort nach dem Zweiten Weltkrieg eine Basis aufgebaut haben. Die komplette Mannschaft wird bei diesem Aufeinandertreffen ausgelöscht, lediglich Washington überlebt. Dafür muss der jetzt in Begleitung der beiden Nazi-Agenten Klaus Adler (Götz Otto) und die idealistische Renate Richter (Julia Dietze) zurück auf die Erde, um ein Treffen mit der US-Präsidentin (Stephanie Paul) zu arrangieren.

Dass die Berlinale in den letzten Jahren so ein bisschen ein Identitätsproblem hatte, das ist kein großes Geheimnis. Irgendwie läuft dort inzwischen alles, die einzelnen Sektionen sind teilweise kaum zu unterscheiden. Und doch: So etwas wie Iron Sky ist selbst für das große deutsche Filmfest ungewöhnlich. Eine Science-Fiction-Komödie um Nazis, die Jahrzehnte auf dem Mond verbracht haben und auf die Möglichkeit warten, die Erde zurückzuerobern? So etwas erwartet man in der Ramschabteilung einer Videothek, nicht jedoch auf einem großen renommierten Festival.

Ein Film von Fans für Fans
Andererseits, ein kleiner Coup war es schon, als der Film dort 2012 Weltpremiere feierte. Schließlich war Iron Sky schon eine Berühmtheit, bevor der Film draußen war. Hintergrund war eine Crowdfunding-Kampagne, welche die Finanzierung erst möglich gemacht hat und im Internet für ziemlich viel Publicity sorgte. Und ziemlich viel Geld: 7,5 Millionen Euro standen den Machern am Ende zur Verfügung, für eine australisch-deutsch-finnische Coproduktion ist das schon eine ganze Menge. Teilweise sieht der Film auch tatsächlich erstaunlich hochwertig aus, da ist schon ein deutlicher Kontrast zwischen dem trashigen Inhalt und den – vergleichsweise – schicken Weltraumschlachten.

Diesen Kontrast kann man nun reizvoll finden oder unangebracht, so richtig aus einem Guss ist Iron Sky natürlich nicht, kann sich nicht genau zwischen Blockbuster und C-Movie entscheiden. Aber auch an anderen Stellen zeigt sich, dass das Konzept nicht ganz durchdacht ist. Ein Teil des Humors bezieht sich auf die Konfrontation der Altnazis mit der neuen Welt. Handys? Herumlaufende Schwarze?? Was ist nur aus der Erde geworden?! Das geht mit diversen satirischen Einschüben einher, gerade auf die USA oder die Politik. Gleichzeitig gibt es viel Klamauk, der davon ausgeht, dass die bloße Erwähnung von Nazis schon lustig ist.

Zwischen Spaß und Langeweile
Das trifft aber nur gelegentlich zu, Iron Sky ist trotz des herrlich bescheuerten Szenarios des Öfteren ein wenig öde. Lustige Einfälle hat das finnische Drehbuchteam Johanna Sinisalo und Michael Kalesniko durchaus, immer mal wieder gibt der Film Anlass zum Schmunzeln. Und auch das gut aufgelegte Ensemble macht Spaß, allen voran Udo Kier als Mond-Nazi Wolfgang Kortzfleisch, der so gern von aller Welt gefürchtet wäre, letztendlich aber nur eine groteske Erscheinung ist. Nur, so richtig reicht das am Ende nicht. Die Science-Fiction-Komödie plätschert angesichts des martialisch-überzogenen Tenors seltsam brav vor sich her, ist eine schwankende Ideensammlung, die nie wirklich Fahrt aufnimmt.



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Die Idee ist wunderbar bescheuert: Nazis haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Mond versteckt und wollen nun die Weltherrschaft! Manchmal macht „Iron Sky“ auch tatsächlich Spaß, zumal das Ensemble gut aufgelegt ist. Aber es gibt auch viel Leerlauf: Die überraschend hochwertig produzierte Science-Fiction-Komödie schwankt zwischen Satire und Klamauk, Trash und Blockbusteranmutung, ohne dabei je richtig Fahrt aufzunehmen.
5
von 10