What the Waters Left Behind
© Busch Media

What the Waters Left Behind

What the Waters Left Behind
„What the Waters Left Behind“ // Deutschland-Start: 16. November 2018 (DVD/Blu-ray)

Wer heute durch den kleinen argentinischen Ort Epecuén läuft, der würde kaum glauben, dass das früher einmal ein beliebtes Urlaubsziel gewesen sein soll. Und doch kamen tatsächlich viele Touristen hierher, um die Thermalbäder zu genießen. Ausgerechnet das Wasser war es aber auch, das Epecuén dem Erdboden gleichmachte, als eine Flutwelle alles unter sich begrub. Erst mehr als dreißig Jahre später sollte das Wasser zurückgehen und eine verfallene Ruine hinterlassen. Eine solche Kulisse eignet sich natürlich prima für einen Dokumentarfilm, dachte sich eine junge Gruppe an Filmemachern und machte sich auf den Weg ins verlassene Nirgendwo. Als sie dort nach einer Autopanne ungeplant Rast einlegen müssen, stellen sie jedoch fest: Ganz so verlassen ist der Ort gar nicht.

Alte Straßenzüge, Werbetafeln, Möbel und Gebäude: Als 2009 das Wasser in Epecuén zurückging, offenbarte sich dadurch ein gespenstischer Anblick, der – was schon ein wenig ironisch ist – verstärkt Touristen anzieht. Welche Katastrophe die reale Überflutung im Jahr 1985 war, das wird in den letzten Bildern deutlich, die What the Waters Left Behind zeigt. Denn der Film endet tatsächlich mit dokumentarischen Aufnahmen, die den Niedergang des Urlaubsorts festhalten. Selbst wer zuvor nichts von der Geschichte von Epecuén wusste, vielleicht auch nicht während des Films realisierte, dass diese durchaus wahr ist, bekommt so einen Eindruck, was dies damals für die Menschen bedeutete.

Schöne Bilder, unschöne Langeweile
Eigenartigerweise haben die Brüder Luciano und Nicolás Onetti, die hier Regie führten und zusammen am Drehbuch mitschrieben, jedoch so gar kein Interesse an der Geschichte. Der Dokumentarfilm, den sie vorschieben, der ist bloß ein Anlass, um eine Gruppe von Leuten ins argentinische Hinterland zu schicken und abmurksen zu lassen. Das kann man natürlich machen, zumal verlassene Orte immer eine gewisse Faszination mit sich bringen. Nicht ohne Grund zeigen Endzeitfilme wie A Quiet Place oder In My Room, wie frühere Supermärkte leer stehen, die Welt so wirkt, als hätte da jemand auf den Pauseknopf gedrückt.

Gewissermaßen trifft das auch auf What the Waters Left Behind zu, wenngleich nicht ganz so wie erwartet. Die Bilder der Einöde sind tatsächlich sehr schön geworden, haben jedoch weniger mit Geisterstädten zu tun als mit der Natur. Es ist ein stimmungsvoller Einstieg, wenn wir mit den Jugendlichen durch die karge Landschaft fahren. Aber auch ein sehr langsamer Einstieg: Eine gefühlte Ewigkeit passiert in dem Film so rein gar nichts, so als wüsste niemand, was er eigentlich dort sollte. So etwas kann gut gehen, wenn daraus eine sich allmählich steigernde Spannung generiert wird. Tut es hier aber nicht. Auch wenn immer mal wieder Andeutungen fallen, dass das etwas Böses vor sich geht im Niemandsland, das Tödlichste ist hier dann doch die Langeweile.

Dreckiger Horror, der keiner ist
Später drehen die Onettis dann durchaus kräftig auf, wenn sich What the Waters Left Behind plötzlich in einen Backwood-Splatter verwandelt. Spannender wird der Film dadurch jedoch nicht. Denn dafür funktionieren zu viele elementare Punkte einfach nicht. Die Figuren schwanken zwischen nichtssagend und nervig, sodass es hier keinen echten Grund gibt, mitzittern zu wollen. Auch die Art und Weise ihres Ablebens ist nicht übermäßig interessant. Dafür sind sie alle zu schnell tot, ohne dass da überhaupt je eine Nervenkitzel-Situation daraus entstanden würde.

Es ist sogar eher belustigend, wie hier mal wieder davon ausgegangen ist, dass eine möglichst schmutzige Umgebung und kleinere Folterszenen automatisch Horror bedeuten. Doch dafür hat es schon zu viele ähnlicher Filme gegeben, zu viele deutlich besserer Filme. Da helfen dann auch die kuriosen Masken und der späte Versuch eines Plottwists nichts mehr, die argentinische Produktion ist angesichts des reizvollen Szenarios eine enttäuschend farblose und billig zusammengeschusterte Kopie von Texas Chainsaw Massacre und Konsorten.



(Anzeige)

Das Szenario von „What the Waters Left Behind“ ist interessant, der Film selbst ist es nicht. Wenn eine Gruppe von Jugendlichen eine reale Ruine erkundet, dann ist das zwar schön bebildert, lässt aber die zu erwartende Geisterstadtatmosphäre vermissen. Stattdessen gibt es wenig originellen und noch weniger spannenden Backwood-Splatter, dessen tödlichste Gefahr die Langeweile ist.
3
von 10