Prospect
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Prospect

„Prospect“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Die Aussichten sind gut, als Cee (Sophie Thatcher) und ihr Vater Damon (Jay Duplass) auf dem fremden Planeten landen. Als eine der wenigen sind sie in der Lage, ein ebenso seltenes wie wertvolles Mineral zu bergen, das eine gefährliche Lebensform in sich trägt. Und Damon weiß, wo eine ganze Menge davon verborgen ist: Haben sie erst einmal die Schätze an sich gebracht, hätten sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Doch es kommt anders: Unterwegs begegnen die beiden dem skrupellosen Plünderer Ezra (Pedro Pascal), der ganz eigene Pläne verfolgt, wie er den Planeten um seine Kostbarkeiten erleichtern kann.

Science-Fiction-Filme nutzen futuristische Technologien ja ganz gerne, um uns eine schöne neue Welt zu zeigen oder zumindest vorzugaukeln. Nicht so Prospect. Wenn Cee und Damon in einem engen Raum zusammenhocken, der eher nach Seifenkiste als nach Raumschiff aussieht, braucht es schon eine Weile, bis man realisiert, worin man sich überhaupt befindet. Ein großer Planet zieht draußen an dem winzigen Fenster vorbei, sorgt damit aber nicht für das Staunen, das uns beim Betreten einer neuern Welt gerne mal befällt. Es sorgt vielmehr für Desorientierung. Wo sind wir hier? Was machen wie hier?

Was fremd ist, darf fremd bleiben
Nach und nach werden Zeek Earl und Chris Caldwell, die das Drehbuch von Prospect schrieben und auch Regie führten, Antworten liefern. Dass die zwei auf den Planeten kamen, um die Mineralien zu sammeln, ist eine davon. Aber es werden nicht so viele sein, wie man erwartet, wie man erhofft, wie man vielleicht gebraucht hätte. Ob die beiden gern mit dem Mysteriösen spielen oder es ihnen gar nicht so wichtig war, das bleibt offen. So oder so machen sie es ihrem Publikum recht schwierig, in die Geschichte zu kommen, zumal die sich auch Zeit lässt, bis es denn mal richtig losgeht.

Auch die Figuren bleiben auf Distanz, zum einen weil Earl und Caldwell nicht so viel über sie erzählen. Und das, was gesagt wird, wird ganz gerne durch die Ausrüstung verschluckt. Die Schutzanzüge, die denselben abgenutzten Second-Hand-Look wie das Raumschiff haben, erschweren es, die ohnehin eher spärlichen Dialoge zu verstehen. Das wird nicht jedem gefallen, ebenso der geringe Anteil an Action. Und doch ist es Teil eines Konzepts, das nach leichten Anfangsschwierigen durchaus aufgeht. Prospect ist eben nicht bombastisches Hochglanzkino, sondern verstaubt, verdreckt, sperrig. Ein Kampf der Kleinen und Unbedeutenden.

Eine kleine Geschichte fast ganz groß
Dass der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 auf einem Kurzfilm der beiden basiert, merkt man ihm leider an. So erzählt Prospect keine wirklich durchgängige Geschichte. Vielmehr besteht der Film aus einer Reihe von Begegnungen, die auf dem Planeten stattfinden und wahllos zusammengeschnitten worden scheinen – ähnlich, wie es dieser Jahr der ebenfalls auf einem Kurzfilm basierende Cargo getan hat. Zwar gibt es eine Entwicklung im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehung, wenn Menschen in einer gefährlichen Umgebung auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet sind. Aber die hat mehr mit Gewöhnung zu tun, weniger mit einem inneren Trieb oder gewonnenen Erkenntnissen.

Und doch ist dieser minimalistische Genrevertreter einer der sehenswertesten Science-Fiction-Filme der letzten Zeit. Mit wenigen Mitteln schufen Earl und Caldwell eine aufregende Welt, die größtenteils aus irdischer Flora besteht und doch auf ihre Weise fremd und gefährlich ist. Himmelskörper, die am Horizont vorbeiziehen, kleine Partikel, die unentwegt durch die Luft schweben, dazu die bizarren Wesen, von denen man nicht sagen kann, ob sie Pflanze oder Tier sein sollen. Dazu gibt es schöne Westernanleihen und auch kleinere Einblicke in Gesellschaft und Mythologie, für die allein man sich schon eine ganze Reihe oder Serie zu dem Planeten gewünscht hätte. Abgerundet wird der Geheimtipp durch starke Hauptdarsteller, die bei aller Distanz und offenen Fragen diesem etwas anderen Trip auf eine ferne Welt eine menschliche Komponente verleihen.



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„Prospect“ ist kein Film für das übliche Blockbuster-Sci-Fi-Klientel. Actionszenen sind spärlich, über den fernen Planeten und die Figuren erfahren wir wenig, die Technologie wirkt eher aus der Vergangenheit denn aus der Zukunft. Und doch ist der Indiefilm ein schöner Geheimtipp, der gerade durch seine fremdartige, spannende Welt und die guten Hauptdarsteller sehr sehenswert ist.
7
von 10