Abbuzze

Abbuzze! Der Badesalz Film

AbbuzzeGerd Knebel und Henni Nachtsheim bilden das Komikerduo Badesalz, welches durch einige Auftritte und Fernsehshows bekannt geworden ist. Mitte der Neunziger drehten sie ihren ersten Kinofilm, Abbuzze!, seither gab es einen weiteren Direct-to-DVD-Spielfilm und immer wieder Gastauftritte, z. B. in Das Sams, Lissi und der wilde Kaiser oder Schlussmacher.

Ein letzter Kunde und dann Feierabend – so der Plan von Versicherungsvertreter Erich (Nachtsheim). Dass der Kunde etwas außerhalb der Stadt wohnt, ist zwar ärgerlich, aber es verspricht ein lukratives Geschäft zu werden. Endlich dort angekommen, stellt er fest, dass der Aufzug des Hochhauses kaputt ist. Der Vertragsabschluss lockt und so werden die Treppen in Angriff genommen. Auf dem Weg nach oben kommt ihm der Kunde allerdings entgegen – im Leichensack. Erich muss unverrichteter Dinge abziehen, doch immerhin funktioniert der Fahrstuhl nun wieder. Natürlich bleibt der Aufzug stecken und auf Erich wartet die verrückteste Zeit seines Lebens, als plötzlich der Landstreicher Richard (Knebel) aus einer dunklen Ecke auftaucht.

Ein Humor, der spät zündet
Nach der ersten Sichtung, noch zu Schulzeiten, war ich absolut unbeeindruckt – kein einziger Lacher während den ganzen 95 Minuten. Ich habe oft erkannt, was witzig gemeint war, aber irgendwie haben die Jokes bei mir nicht gezündet, auch wenn ich sie gar nicht schlecht fand. Ein paar Tage später besprach ich Abbuzze! mit einem Klassenkameraden, der ihn sich ebenfalls angeschaut hatte. Bei so gut wie jedem Zitat mussten wir unfassbar lange und laut lachen. Seither habe ich den Film – mal alleine, mal mit Freunden – fünfzehn weitere Male angeschaut, so oft wie keinen anderen, und es war jedes Mal wieder ein vorzügliches Vergnügen. Die meisten Komödien verlieren nach der zweiten oder dritten Sichtung bereits viel von ihrem Witz und regen nicht mehr so sehr zum Lachen an wie beim ersten Mal. Abbuzze! hingegen wird fast mit jeder Sichtung besser, denn auch wenn die Pointen nun hinlänglich bekannt sind, ist man der Scherze nicht überdrüssig, sondern freut sich geradezu auf sie und kann erneut herzlich lachen.

Die Rahmenhandlung des im Aufzug steckengebliebenen Erichs ist simpel gehalten und dient zum Teil dazu, verschiedene sketchartige Episoden unterzubringen, die bis auf wenige Ausnahmen nichts miteinander zu tun haben. Jede einzelne Episode ist ein Highlight für sich! Knebel und Nachtsheim schlüpfen dafür in zahlreiche Rollen und oft gibt es ganz groteske Situationen und/oder absurde Dialoge – ob in der rechtsradikal orientierten Kneipe „Der Germanenkrug“ oder im unter der Leitung von Ottfried Fischer (einer von mehreren Gastauftritten) stehenden U-Boot, mit dem „Äppelwoi“ ausgeliefert wird.

Niemand muss perfekt sein
Wiederkehrende Motive einiger Episoden sind Überwachung und Sicherheit – bei aller Komik weist der Film teilweise auch kritisch auf gesellschaftliche Missstände hin, ohne dies predigend oder aufdringlich zu tun. Es ist kein integraler Bestandteil des Films und ein tieferer Sinn sollte auch nicht hineininterpretiert werden, dennoch ist es ein interessantes Detail. Selbst Anschlussfehler, die eventuell erst nach der zweiten oder dritten Sichtung auffallen, strahlen eine Aura der Absichtlichkeit aus, womit der Film zur nachhaltigen Beschäftigung einlädt – auch wenn sie letzten Endes vermutlich einfach genau das sind: Fehler.

Wer den Humor von Badesalz mag, wird diesen Film lieben, wer mit den Komikern nichts anfangen kann, wird vielleicht auch diesem Film nichts abgewinnen können. Die Witze sind superb, wenn man sich darauf einlässt, das Schauspiel überzeugt, die Musik ist wunderbar, der Ursprung des Titels ist herzallerliebst und das antidramaturgische Konzept geht entgegen aller Erwartungen vollkommen auf.

Sicher hätte man bei Abbuzze! die ein oder andere Kleinigkeit besser machen können, vor allem aus heutiger Sicht fällt das niedrige Budget fast durchgehend auf, es gibt einige Logiklücken und ich verstehe jeden, der ihn niedriger bewertet (IMDb: 6,6). Abbuzze! spielt keinesfalls in derselben Liga wie Amadeus, dennoch ist es für mich ganz persönlich einer der wenigen Filme, denen ich besten Gewissens die Höchstwertung gebe, sowie für mich der beste Film von 1996.



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„Abbuzze! Der Badesalz Film“ ist ein spezieller Film, auf den man sich einlassen und welchen man gegebenfalls mehrmals schauen muss. Seine volle Wirkung entfaltet er jedoch erst, wenn man ihn in Gesellschaft bespricht. Für Fans von Badesalz ein absoluter Pflichtfilm, andere können ihn, wie ich, als Einstieg in den Humor des Komikerduos verwenden.
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von 10