B12
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B12 – Gestorben wird im nächsten Leben

„B12 – Gestorben wird im nächsten Leben“, Deutschland, 2018
Regie: Christian Lerch; Musik: Sebastian Weiss / Sepalot

B12
„B12 – Gestorben wird im nächsten Leben“ läuft ab 19. Juli 2018 im Kino

In Bayern dürfte es nur wenige geben, die nicht schon einmal in irgendeiner Form mit Christian Lerch in Berührung kamen. Erst erlangte er in den Serien Café Meineid und München 7 Berühmtheit. Dann schrieb er das Drehbuch zu dem Überraschungshit Wer früher stirbt, ist länger tot über die Erlebnisse des Lausbubs Sebastian. Sein Regiedebüt Was weg is, is weg lockte immerhin noch 100.000 Menschen in die Kinos. Wenn sich der gebürtige Wasserburger in B12 – Gestorben wird im nächsten Leben nun auf dokumentarische Weise dem Leben in Bayern zuwendet, dann ist zumindest im Süden der Republik klar: Das ist einer von uns!

Dieses Mal verschlägt es Lerch an eine kleine an der B12 gelegenen Raststätte. Immer wieder war der Filmemacher auf dem Weg nach München daran vorbeigekommen, bis er sich eines Tages entschloss, dort auch einmal Halt zu machen. Aus einem Mal wurden viele, zum Schluss kam genug Material für einen ganzen Film zusammen. Dabei macht die nach der Bundesstraße benannte Ratsstätte erst einmal nicht so wahnsinnig viel her. Sie ist eher klein, ein bisschen schäbig, auch nicht so richtig gut besucht. Und doch ist hier jede Menge Leben zu finden. Gewissermaßen.

Ach, das Leben ist so schwer …
Wenn es nach Lenz ginge, dann wäre das mit dem Leben schon vorbei. Zumindest seinem eigenen Leben. 89 Jahre ist er inzwischen und seit einem Schlaganfall schwer krank, so sagt er. Die Behörden sehen das ein klein wenig anders, weshalb sie ihm auch nicht die gewünschte Pflegestufe anerkennen. Wie aus Trotz besteht der Alltag von Lenz dann darin, unentwegt zu jammern und zu meckern, über seinen erbärmlichen körperlichen Zustand und über die ganze Welt. Außer es gibt eine gute Leberknödelsuppe und ein Bier. Dann ist selbst er zu abgelenkt, um weiter zu wimmern.

Nein, wirklich ernstnehmen kann man ihn kaum, macht in B12 – Gestorben wird im nächsten Leben auch keiner. Nicht einmal sein Sohn Mane, der von ihm die Raststätte geerbt hat – mitsamt vielen Schulden und Problemen. Man braucht auch schon recht viel bayerische Gelassenheit und Gemütlichkeit, um dem ebenso permanenten wie penetranten Gejammere gleichgültig gegenüberzustehen. Vielleicht auch eine Maß Bier.

Ein kleines Heimspiel
Ohnehin richtet sich der Film, der auf dem DOK.fest München 2018 Premiere feierte, in erster Linie an Bayern, weshalb die Kinotournee von B12 nicht zufällig nur dort stattfindet. Wer des dortigen Dialekts nicht mächtig ist, wird hier an manchen Stellen bei dem Versuch verzweifeln, aus dem Gebrummel einzelne Wörter heraushören zu wollen. Dabei lohnt es sich durchaus, hier manchmal etwas genauer hinzuhören. Die Gespräche mit den Betreibern, Gästen und Verwandten sind zwar oft von einer banalen Alltäglichkeit. Zwischendurch wird es aber auch nachdenklich, der Ruf nach Weißwurst und Bier wird von Diskussionen um Gott und die Welt unterbrochen.

Ein Widerspruch ist das nicht, vielmehr geht das eine hier in das andere über. Der Dokumentarfilm handelt dann eben doch nicht allein von einer Raststätte und den wenigen Menschen dort. Er ist auch ein Spiegel der bayerischen Kultur, mit einem kleinen Schwenker zum Italienischen – schließlich versucht Giuseppe eher schlecht als recht eine Gaststätte auf dem Gelände zu führen, während seine Frau mit Zwillingen schwanger ist. Kind Nummer sechs und sieben stehen an. Lerch hat dann auch offensichtlich viel Freude daran, in einen ganz eigenen Kosmos einzutauchen, seinem Publikum die diversen Charaktere vorzustellen, die an der B12 ihrem Leben nachgehen. Selbst wenn sie das nicht immer wollen.



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„B12 – Gestorben wird im nächsten Leben“ erzählt die Geschichte einer kleinen Raststätte und der Menschen, die dort ein und aus gehen. Das ist manchmal anstrengend, dann wieder banal, aber auch ein klein wenig weise. Vor allem ist es ein mit viel Freude verbundener Ausflug in einen Kosmos, der gleichzeitig typisch bayerisch und doch auch universal ist.