Without Name

Without Name

„Without Name“, Irland, 2016
Regie: Lorcan Finnegan; Drehbuch: Garret Shanley; Musik: Gavin O’Brien, Neil O’Connor
Darsteller: Alan McKenna, Niamh Algar, James Browne, Brendan Conroy

„Without Name“ läuft im Rahmen des 7. Shebeen Flick Irish Film Festival (15. bis 25. März 2018)

Der Geodät Eric (Alan McKenna), entfremdet vom Stadtleben und seiner Familie, begibt sich in abgelegene und namenlose irische Wälder, um zu prüfen, ob sich die Gegend für ein dubioses Bauvorhaben eignet. Bald bahnt sich der Verdacht an, dass der mysteriöse Ort von einer Art intelligenten Macht bewohnt zu sein scheint. Eine obskure Silhouette huscht zwischen den Bäumen, die den zerstreuten Eric gleichermaßen fasziniert wie beunruhigt. Auf den Spuren des rätselhaften Naturforschers Devoy (Brendan Conroy), dessen philosophische Notizen über „das Wissen der Bäume“ Eric in seiner neuen Bleibe entdeckt hat, versucht er mit seiner Umgebung zu kommunizieren und riskiert dabei, ein Gefangener des Orts „Without Name“ zu werden.

Psychedelischer Eco-Horror
Der irische Regisseur Lorcan Finnegan geht den Versuch an, mit seinem Langfilm-Debüt Without Name einen furchterregenden und psychologisch spannenden Eco-Horror-Thriller zu schaffen. Das gelingt vornehmlich in der beklemmenden Atmosphäre, die Finnegan gemeinsam mit seinem Team hochqualifizierter Techniker um die Geschichte des ernüchterten Landvermessers, der in der Unendlichkeit der Wälder langsam aber sicher seinen Verstand zu verlieren scheint, entwirft. Sogar noch bevor Eric gemeinsam mit seiner jungen Liebhaberin Olivia (Niamh Algar) und dem ansässigen Teilzeit-Hippie Gus (James Browne) einen Plastikbeutel voll halluzinogener Pilze verspeist, fühlt sich der Film an wie ein 90-minütiger LSD-Trip. Durch die betörende Kombination aus Hell-Dunkel-Beleuchtung, optischen Tricks und Illusionen und einer vielfältigen Geräuschkulisse verwandelt sich der Wald in eine bedrückende Hölle aus im Wind schwankenden Bäumen und trügerischem Erdreich.

Unspezifisches und zähes Mysterium
Leider reicht eine starke Atmosphäre allein nicht aus, um die Story, die danach strebt, die bröckelnde Psyche eines Landvermessers mittleren Alters zu reflektieren, zum Leben zu erwecken. Schlussendlich spielt der Film mit unterschiedlichen Ideen und verwebt diese in einem konfusen Netz bestehend aus Psychothriller, Familiendrama und Umweltaktivismus. Dabei scheitert er schließlich in seinem Vorhaben, das turbulente und komplexe Innenleben des Protagonisten widerzuspiegeln. Obwohl die Ansätze teilweise bewährten Ideen ähneln – wie denen des Bestseller-Autors Martin Suter, der in seinem Roman Die dunkle Seite des Mondes die Folgen eines schlechten Pilztrips beschreibt, 2015 verfilmt mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle; vielleicht sogar an die unheimlichen Waldszenarien aus Filmen wie Antichrist oder Melancholia des umstrittenen Regisseurs Lars von Trier erinnern – bleiben zuletzt zu viele lose Enden. Ist es Erics dysfunktionales Familienleben, das seine Nerven strapaziert? Befindet er sich schlichtweg in einer Midlife Crisis? Oder wird die irische Einöde tatsächlich von Geistern heimgesucht? Der Wald scheint von Erics Angst und Sorgen zu zehren und ihn immer tiefer im Wahnsinn zu versenken; das „Warum?“ wird nie eindeutig beantwortet.

Obwohl der Film als Horror-Thriller gilt, scheint dem Regisseur nicht viel daran zu liegen, Spannung und Gefahr zu generieren. Stattdessen verliert er sich immer weiter in visuell ansprechenden, jedoch wahllosen Lichtexperimenten und Stroboeffekten. Dabei schreitet die Erzählung in unendlich langen Kamerafahrten und Zooms nur schwerfällig und zäh voran. In den letzten 30 Minuten nimmt der Film dann endlich an Fahrt auf, doch verlässt den Zuschauer nach einem zweideutigen Finale einerseits mit einem Gefühl der Schwere, doch vor allem mit allgegenwärtiger Verwirrung. Deshalb ist Without Name mit Sicherheit nicht für jedermann. Am besten empfiehlt sich der Beitrag vom Shebeen Flick Irish Film Festivals 2018 für solche, die gerne etwas auf sich wirken lassen möchten. Den Effekt der Bilder, der Musik, der Schwingungen des Films kann man nicht verleugnen, auch wenn an dichter Erzählstrategie nicht viel geboten wird.



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Without Name ist weniger Narration als bizarres Erlebnis. Doch trotz der fesselnden Atmosphäre verfehlt der Film wegen des unfokussierten Erzählstils nicht nur die Erwartungen seines Genres, sondern auch seinen Zweck.
5
von 10