Alte Jungs
© Camino Filmverleih

Alte Jungs

(OT: „Rusty Boys“, Regie: Andy Bausch, Luxemburg, 2016)

Alte Jungs
„Alte Jungs“ läuft ab 4. Januar 2018 im Kino

Nuckes (André Jung), Fons (Marco Lorenzini), Lull (Paul Greisch) und Jängi (Fernand Fox) hatten sich das früher mal alles anders gedacht. Da sind sie nun allesamt in einem respektablen, fortgeschrittenen Alter und werden doch nicht respektiert. Ständig werden sie im Altersheim herumkommandiert, dürfen dies nicht, sollen das nicht tun. Aber selbst ist der Mann: Auch aus der Not heraus beschließen die vier, ein eigenes Heim zu gründen, in dem sie tun und lassen können, was sie wollen. So der Plan. Bald müssen sie jedoch feststellen, dass der nicht ganz so einfach umzusetzen ist. Sie brauchen wesentlich mehr Senioren, um die Genehmigung zu erhalten. Vor allem aber brauchen sie Geld. Viel Geld.

Wenn Menschen an Luxemburg denken, dann fällt ihnen meistens das Thema Geld ein. Filmisch spielt das zweitkleinste Land der Europäischen Union jedoch keine Rolle, außerhalb von internationalen Co-Produktionen wie etwa Good Time. Allein deshalb schon sticht Alte Jungs aus dem wöchentlichen Kinoprogramm ziemlich hervor. Ein Film, der ausschließlich in Luxemburg produziert wurde, dort spielt, von heimischen Darstellern verkörpert, das weckt die Neugierde. Was würde da für eine Geschichte herauskommen?

Aus dem Alltag der vergessenen Rentner
Antwort: eine ziemlich gewöhnliche. Der eine oder andere wird sich sogar fragen, ob es denn nach den ganzen skandinavischen Komödien rund um betagte Protagonisten unbedingt noch eine luxemburgische Variante gebraucht hätte. Andererseits verzichtet Alte Jungs über weite Strecken auf die genussvoll-absurden Übertreibungen, wie wir sie aus Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand oder Ein Mann namens Ove kennen. Stattdessen erzählt Regisseur und Co-Autor Andy Bausch von relativ alltäglichen Sorgen älterer Mitbürger. Das Thema Selbstbestimmung spielt eine große Rolle, Respekt, Krankheiten und Bewahrung von Andenken, aber auch Punkte wie Liebe im Alter.

Das wird im Publikum natürlich in erster Linie Menschen ansprechen, welche sich in einer ganz ähnlichen Situation befinden. Aber auch jüngere Zuschauer finden hier genug, mit dem sie sich identifizieren können. Etwas, das sie mit nach Hause nehmen können, weitab von geriatrischen Einrichtungen. Da wären die komischeren Momente, in denen die Rentnergang etwa überlegt, wie sie ans nötige Geld kommen können. Da wären die nachdenklichen Momente, die gerade auch von allerlei zwischenmenschlichen Konflikten geprägt sind. Und ganz ohne traurige Situationen geht es natürlich auch nicht, das haben solche Filme nun mal so an sich.

Sympathisch, aber unspektakulär
Insgesamt macht Alte Jungs ein bisschen wenig dafür, wirklich in Erinnerung zu bleiben. Der Film scheut die Extreme, sowohl in die humorvolle wie auch emotionale Richtung. Er hat es auch nicht wirklich eilig, schleicht sich um eine Reihe von Themen herum, erzählt von persönlichen Schicksalen und macht ein Fässchen nach dem anderen auf, ohne sich darauf konzentrieren zu wollen. Aber es sind doch immer wieder schöne Momente dabei, herzhafte bis tatsächlich komische. Und sympathisch ist es ja ohnehin, wenn eine Gruppe von Außenseitern, die nicht mehr viel zu sagen hat, das Leben wieder in die eigenen Hände nehmen möchte. Das zeitgleich im Kino startende Seniorenabenteuer Das Leuchten der Erinnerung ist sicher der prominentere und insgesamt auch bessere Titel. Wer aber mal wieder etwas Leises fürs Herz braucht, der darf sich auch dieser munter-verschrobenen Truppe anschließen.



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„Alte Jungs“ erzählt die Geschichte mehrerer Senioren, die es leid sind, ständig bevormundet zu werden, und deshalb ihr eigenes Altersheim aufmachen zu wollen. Das ist sympathisch, wie es solche Außenseiter-Verlierer-Filme immer sind. Trotz einiger komischer und auch zu Herzen gehender Momente macht die Luxemburger Eigenproduktion jedoch relativ wenig, was wirklich in Erinnerung bleibt.
6
von 10