Florence Foster Jenkins
© Constantin Film

Florence Foster Jenkins

Inhalt / Kritik

Florence Foster Jenkins DVD
„Florence Foster Jenkins“ // Deutschland-Start: 24. November 2016 (Kino) // 2. Juni 2017 (DVD/Blu-ray)

Für Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) gibt es eine große Leidenschaft im Leben: die Musik! Unentwegt setzt sich die Millionärin für die Künste ein, fördert, wo sie kann. Genauso sehr liebt sie es aber auch, selbst Musik zu machen. Genauer schmettert sie mit großem Einsatz Opernarien. Das Problem ist nur: Jenkins hat überhaupt kein Talent hierfür. Dass ihr Gesang wenig dafür geeignet ist, von anderen Menschen gehört zu werden, traut ihr aber keiner zu sagen – weder ihr Manager und Ehemann St. Clair Bayfield (Hugh Grant), noch Cosmé McMoon (Simon Helberg), der sie am Klavier begleitet. So lange die Auftritte im kleinen Rahmen stattfinden, hält sich der Schaden noch in Grenzen. Doch nun hat sich das musische Nicht-Talent dazu entschieden, in der ruhmreichen Carnegie Hall aufzutreten – was in einer absoluten Katastrophe zu enden droht.

Angesichts der Massen an Menschen, die ihrem Traum folgend eine Karriere als Sänger suchen, ist es kein Wunder, dass man die wenigsten wirklich behalten wird. Bei dem Gros der mittelmäßigen Anwärter gilt das ohnehin, aber auch die tatsächlich guten Künstler haben es mitunter schwer, sich Gehör zu verschaffen. Florence Foster Jenkins hatte dieses Problem nicht. Wann auch immer sie sang, hörten die Leute zu – meist ungläubig angesichts der mit vollem Ernst vorgebrachten schiefen Töne. Nun ist schlechter Gesang kein Weltuntergang, nicht jeder ist für die Künste geboren. Jenkins hatte als schwerreiche Frau aber das „Glück“, sich alles erlauben zu können. Zumindest für eine Weile. Und zumindest eines hatte sie erreicht: Man erinnerte sich an sie, an ihre furchtbaren und grotesken Auftritte. Tut es bis heute.

Hohe Prominenz

Ungewöhnlich ist es schon, dass in so kurzer Zeit gleich drei Filme sich der Geschichte der talentlosen Sängerin annahmen. Erst ließ sich das französische Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne von der Diva inspirieren, anschließend beleuchtete die Dokumentation Die Florence Foster Jenkins Story deren Leben näher. Zum Abschluss wurde es dann noch einmal richtig prominent: Stephen Frears – als Regisseur von Die Queen und Philomena quasi Biopic-Spezialist für ungewöhnliche Frauen –, nimmt sich des Themas an, Meryl Streep wagt sich an die Hauptrolle.

Dass Streep sich an dem qualvollen Gesang versucht, war schon etwas gewagt. Nicht nur, dass die Rolle viel Mut zur Hässlichkeit erfordert, die dreifache Oscar-Gewinnerin ist im Gegensatz zu Jenkins eine tatsächlich begabte Sängerin – wie sie in Ricki – Wie Familie so ist und Into the Woods bewiesen hat. Dennoch gelingt es ihr auch hier wunderbar mit ihrer Figur zu verschmelzen, trällert die schlimmsten Nicht-Töne, welche die menschliche Vorstellungskraft und menschliche Organe hervorbringen können. Und das, ohne Jenkins damit zu einer Witzfigur zu degradieren.

Zwischen Humor, Tragik und Herz

Im Mittelteil wird Florence Foster Jenkins schon mal etwas alberner. Während Marguerite sehr viel früher die tragischen Aspekte einer Frau aufzeigte, die sich ohne echte Selbstwahrnehmung, dafür mit bizarren Kostümen komplett lächerlich macht, konzentriert sich die englischsprachige Variante stärker auf den Humor. Sehenswert sind aber beide Interpretationen einer Geschichte, die so skurril ist, dass sie sich wohl keiner hätte einfallen lassen können. Zumal auch in dieser Version die unmusikalische Millionärin nicht als ein Mensch dargestellt wird, der sich rücksichtslos ein Leben zusammenkauft. Vielmehr mangelte es ihr an einem Umfeld, welches ihr die Grenzen aufzeigte – sei es aus Mitgefühl, Feigheit oder Habgier. Frears baute zudem einige warmherzige, geradezu zärtliche Momente ein, welche das unabdingliche Scheitern der Exzentrikerin umso bitterer machen. Fast möchte man dieser künstlerischen Katastrophe dann doch die Daumen drücken. Aber selbst, wenn hier mal nicht gesungen wird oder so getan als ob, lohnt sich der Film. Das betrifft zum einen das Darstellertrio, das die Balance aus Lachen, Weinen und Herz beherrscht, aber auch an der wundervollen Ausstattung: Kostüme und Inneneinrichtung sind fantastisch, hier weht regelmäßig der Zauber einer vergangenen Zeit. Bis das nächste Lied diesen Zauber wieder unterbricht.

Credits

OT: „Florence Foster Jenkins“
Land: UK, Frankreich
Jahr: 2016
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Nicholas Martin
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Danny Cohen
Besetzung: Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Florence Foster Jenkins“ erzählt die Geschichte der schlechtesten Sängerin aller Zeiten, die aufgrund ihres Vermögens und eines schweigsamen Umfelds dennoch vor großem Publikum sang. Das ist aufgrund des unmöglichen Gesangs und der bizarren Kostüme meistens sehr lustig, es mangelt aber auch nicht an traurigen und warmherzigen Momenten.
8
von 10