Busters Mal Heart

Buster’s Mal Heart

(OT: „Buster’s Mal Heart“, Regie: Sarah Adina Smith, 2016)

Busters Mal Heart
„Buster’s Mal Heart“ läuft im Rahmen des 35. Filmfests München (22. Juni bis 1. Juli 2017)

Vor bärtigen Hausbesetzern wird gewarnt! Harmlos ist er zwar, aber es ist doch eher ärgerlich für die Menschen, die in der abgelegenen Waldgegend ein Häuschen haben, dass der seltsame Buster (Rami Malek) dort immer wieder einbricht und wohnt. Dabei hatte der bis vor Kurzem selbst ein Zuhause. Eigentlich sogar zwei: Während er ein beschauliches Leben mit Frau und Kind bei der Schwiegermutter führt und dabei auf ein kleines Eigenheim spart, arbeitet er meistens nachts in einem Hotel als Concierge. Dort macht er eines Tages die Bekanntschaft eines mysteriösen Unbekannten (DJ Qualls), der unentwegt vor dem System und einer bevorstehenden Apokalypse warnt.

Schön ist es sicherlich, wenn jemand mit einer Rolle so großen Eindruck hinterlässt, dass man ihn nachher kaum noch vergessen kann. Es bringt aber auch das Risiko mit sich, immer wieder auf diese Rolle reduziert zu werden. Ob Rami Malek, der 2015 durch die gefeierte Hacker-Serie Mr. Robot plötzlich zum Star wurde, jetzt eine Vorliebe für psychisch angeknackste Figuren hat oder er jetzt nur noch solche Drehbücher angeboten bekommt, das sei mal dahingestellt. Aber es ist schon auffällig, wie sehr seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm der aus seinem Serienhit gleicht.

Ein sonderbarer alter Bekannter
Klar, mit Computercodes hat er hier nur wenig zu tun. Vielmehr scheint er sich an den simplen, äußerst reellen Dingen des Lebens zu erfreuen: Familie, ein kleines Häuschen, gutes Essen, die Natur. Gleichzeitig ist aber auch hier von einem Kampf gegen das System die Rede, von Bugs, die beseitigt werden müssen, von einer anonymen Bedrohung. Und zumindest der eine von zwei Handlungssträngen – derjenige in den Wäldern –, lässt die Hauptfigur auch als sonderbaren Einzelgänger erscheinen.

Originell ist das nicht, spielt aber doch in die Hände von Malek. Und in seine großen grünen Augen: Der ägyptischstämmige US-Schauspieler sieht schon im Normalzustand ein wenig fremd und abwesend aus. Er versteht es aber vor allem, mit minimalen Mitteln den Eindruck erwecken, dass hinter der schönen Fassade mehr als nur eine Schraube locker ist. Nur braucht auch er ein Umfeld, in das seine kleinen Verrücktheiten hineinpasst. Das ihm entweder Halt gibt während seiner mentalen Ausflüge oder diese noch verstärkt.

Surreal, manchmal witzig … und etwas langweilig
Während dies bei Mr. Robot meist sehr gut gelingt, hat Sarah Adina Smith dabei doch ihre liebe Mühe. Einige schön surreale Einfälle hat die Regisseurin und Drehbuchautorin sicherlich. Wenn beispielsweise auf Schritt und Tritt Dinge gezeigt werden, die auf dem Kopf stehen – Bilder oder Zimmernummern –, dann erinnert das ein wenig an den französischen Kollegen Quentin Dupieux (Wrong, Reality). Vor allem zu Beginn und zum Ende hin finden sich diverse Szenen, mit denen Buster’s Mal Heart doch die Aufmerksamkeit an sich zieht – vor lauter Verwirrung wüsste man gar nicht, wohin man sonst schauen sollte.

Dazwischen gibt es aber eine Menge Leerlauf. Buster’s Mal Heart will eben keine reine Bewusstseinsverzerrung sein wie bei Dupieux, sondern versucht sich gleichzeitig als Drama bzw. als Charakterporträt. Das kann man natürlich tun, sollte dann aber auch etwas interessantes über diese Person zu erzählen haben. Und irgendwie tut Smith das nicht. Auch der Versuch, die verschiedenen Handlungsstränge über einen Twist zusammenzuführen, ist irgendwie nicht so richtig befriedigend, dafür ist er dann doch zu dünn und altbekannt. Fans von Maleks Paraderolle dürfen trotz der leichten Enttäuschung aber einmal reinschauen, wenn der Film auf dem 35. Filmfest München gezeigt wird. Zumindest als Lückenfüller bis zur dritten Staffel von Mr. Robot taugt der seltsame und zumindest an einer Stelle überraschend lustige Ausflug in die Wälder.



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Wer einmal verrückt ist, der ist es wohl sein leben lang. „Buster’s Mal Heart“ lehnt sich schon sehr an „Mr. Robot“ an und vertraut auf die manischen Darstellungskünste von Rami Malek. Die sind dann hier auch sehenswert, ebenso einige schöne surreale Einfälle. Insgesamt ist die Geschichte dann aber doch zu dünn, der Film insgesamt zu zögerlich und unentschlossen.
6
von 10