Tanna
© Kairos Film

Tanna – Eine verbotene Liebe

(„Tanna“ directed by Bentley Dean, Martin Butler, 2015)

Tanna eine verbotene Liebe
„Tanna – Eine verbotene Liebe“ läuft ab 30. März 2017 im Kino

Seit vielen Jahren schon sind die beiden Stämme auf der kleinen Insel Tanna miteinander verfeindet, regelmäßig kommt es zu Konflikten, sogar gewaltsamen Auseinandersetzungen. Als eine davon fast mit dem Tod endet, beschließen die Ältesten, endlich tätig zu werden. Eine Hochzeit zwischen zwei Mitgliedern der beiden Stämme soll die friedliche Zukunft aller besiegeln. Doch genau das geht schief, als sich die junge Wawa (Marie Wawa) mit Dain (Mungau Dain) einlässt, anstatt sich für ihren versprochenen Ehemann aufzuheben. Die mühsame Vereinbarung droht zu scheitern, selbst der Tod von Dain wird gefordert. Um ihren Häschern zu entkommen, beschließen die beiden daher, lieber gleich zu fliehen und woanders ein neues Leben zu beginnen – verfolgt vom eigenen Stamm.

Der nächste Fernurlaub ist nicht in Sicht? Kein Problem. Dafür gibt es ja Filmemacher, die uns fremde Länder und fremde Kulturen näherbringen. Schön exotisch wird es vor allem, wenn diese Angehörige indigener Völker einspannen, wir nicht nur unbekannte Naturlandschaften sehen dürfen, sondern auch ein paar überlieferte Riten und Traditionen. Einige dieser Werke haben es auch dankenswerterweise auf die große Leinwand geschafft. So brachte uns Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans die Schönheit von Guatemala näher, in Mahana – Eine Maori-Saga waren wie in Neuseeland unterwegs, Nomaden des Himmels führte ins ferne Kirgisistan. Generationenkonflikte inklusive.

Reizvolle Bilder einer fernen Insel
Nun also auch Tanna, eine der Inseln, welche den Pazifik-Inselstaat Vanuatu ausmachen. Ein Staat, der beispielsweise für das immaterielle Erbe der Sandzeichnungen bekannt ist. Von Sand ist in Tanna jedoch erst einmal nur wenig zu sehen. Stattdessen dürfen sich die zwei Stämme durch einen ursprünglichen Dschungel schlagen, manchmal auch sich selbst. Dass das Regie- und Drehbuchduo Bentley Dean und Martin Butler zuvor im Dokumentarbereich unterwegs war, spürt man sofort. Gerade auch im späteren Verlauf, wenn die Flucht der beiden Liebenden andere Plätze der Insel hervorbringt, wird das bildlich sehr reizvoll. Vulkane, Buchten – der Film macht richtig Lust, seine Siebensachen zu packen und in den nächsten Flieger zu steigen.

Der Inhalt tut das weniger. Der Vergleich zu William Shakespeares „Romeo und Julia“ wird gerne mal bemüht, um die schon im deutschen Titel angesprochene „verbotene Liebe“ näher zu beschreiben. Man könnte aber auch jede andere Geschichte nehmen, jeden anderen Film, jedes andere Buch, welches eine Romanze in einem verfeindeten Umfeld enthält. Und das sind viele. Man könnte Tanna daher als ein sehr klassisches Drama bezeichnen. Als ein sehr universelles. Oder auch als ein sehr langweiliges. Wären da nicht die wundervollen Bilder, die Geräusche der Wildnis, man würde nicht so wahnsinnig viele Gründe finden, der tragischen Odyssee der beiden folgen zu wollen.

Zwischen Fakt und Fiktion
Das liegt auch an den Figuren selbst, die über die für diese Rollen üblichen Charakteristiken hinaus nichts bieten. Während Wawa aber zumindest noch eine aufmüpfige junge Frau sein darf, ist Dain ziemlich nichtssagend. Seines guten Aussehens wegen soll der Mann für die Rolle ausgewählt worden sein. Ob das nun stimmt, sei mal dahingestellt. Ebenso die Aussage, dass die Geschichte auf einer wahren basiert. Denn eigentlich interessiert sich das für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominierte Tanna gar nicht so sehr für die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität. Viele der Stammesangehörigen übernehmen in dem Film die Rolle, die sie auch in Wahrheit haben, tragen dieselben Namen, sind keine Schauspieler im eigentlichen Sinn. Das kommt der dokumentarischen Anmutung natürlich zugute, man glaubt dem Film tatsächlich die gut gemeinte Geschichte, die er da erzählt. Ohne größere Vorbehalte. Dennoch bleibt sie nicht mehr als ein Mittel zum Zweck, ein weiteres Element in diesem Mosaik aus raschelnden Blättern, der Hitze des Vulkans und dunklen Höhlen, das wir hier erleben dürfen.



(Anzeige)

Die Geschichte zweier Liebende aus verfeindeten Stämmen ist natürlich altbekannt, wird hier auch zu keinem Zeitpunkt großartig variiert oder um interessante Elemente erweitert. Dafür gibt das dokumentarisch anmutende Drama einen wunderbaren Einblick in die ferne Schönheit einer kleinen Pazifik-Insel.
7
von 10