Die Schluempfe
© Sony Pictures

(„The Smurfs“ directed by Raja Gosnell, 2011)

Und wenn es das letzte ist, was er tut, Gargamel (Hank Azaria) muss diese verdammten Schlümpfe fangen. Denn nur mit deren Essenz kann er den ultimativen Zaubertrank brauen. Und fast hätte er sein Ziel auch erreicht, als der tollpatschige Clumsy versehentlich den Erzfeind ins Schlumpfdorf führt. Aber dann kam doch alles anders. Sowohl der Zauberer wie auch dessen sicher geglaubte Beute stolpern durch ein magisches Tor und landen auf einmal in New York. Während die sechs blauen Winzlinge Unterschlupf bei dem Werbespezialisten Patrick (Neil Patrick Harris) und seiner schwangeren Frau Grace (Jayma Mays) finden, sucht Gargamel unbeirrt weiter nach einer Möglichkeit, die lästigen Schlümpfe zu fangen.

Irgendwann erwischt es jeden einmal. Nachdem die 1958 von dem belgischen Künstler Peyo vorgestellten Schlümpfe erst die Comic-, dann die Zeichentrickwelt erobert hatten – von den unzähligen Merchandising-Produkten ganz zu schweigen –, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sie auch in der Neuzeit ankamen. Das passiert in Die Schlümpfe gleich doppelt: Nicht nur, dass es die sonst in einem abgelegenen Zauberwald lebenden Fabelwesen mit den Irren und Wirren einer modernen Metropole zu tun bekommen, ihre gezeichnete Gestalt haben sie abgelegt und turnen nun als computergenerierte Fassung durchs Leben.

Um den Kontrast zwischen ihnen und dem Rest der Welt möglichst groß zu gestalten, wurde diese aber der Realität entnommen. Sprich: Wie schon bei Garfield und Alvin und die Chipmunks so ist auch Die Schlümpfe eine Mischung aus Real- und Animationsfilm. Mit einem wenig überraschenden Ergebnis. Für ein Werk aus dem Jahr 2011 ist die Interaktion aus virtuellen und physischen Elementen in Ordnung, zumal die Schlümpfe ohnehin keinen naturwissenschaftlichen Gesetzen folgen. Die bald sechs Jahre, welche der Film auf dem Buckel hat, wiegen aber mitunter schon etwas schwerer. Wenn die Schlümpfe auf Patrick herumtollen, treffen tatsächlich zwei Welten aufeinander. Wenig überzeugend. Und wann auch immer Gargamels Katze Azrael auftaucht, hält man sich am besten gleich ganz die Augen zu.

Das eigentliche Problem von Die Schlümpfe ist aber nicht die etwas in die Jahre gekommene Optik von Sony Pictures Animation inklusive gewöhnungsbedürftig hässlicher Schlümpfe. Es ist der Inhalt. Der war 2011 schon nicht besonders. Besser geworden ist er in der Zwischenzeit auch nicht. Eher schlechter: Einige Anspielungen verraten recht deutlich, wann der Film entstanden ist, sind so einfach nicht mehr zeitgemäß. Eher zeitlos gehalten sind die Witze. Positiv ausgedrückt. Man darf sie aber auch langweilig nennen, da hier der jungen Zielgruppe vermeintlich angemessen die übliche Mischung aus kleinen Slapstickszenen geboten wird. Viel Tempo ist angesagt, von der ersten Verfolgungsjagd im Zauberwald bis zu den diversen Versuchen Gargamels, die blaue Pest doch noch einzufangen. Aber nur wenig Abwechslung. Von diversen Meta-Witzen abgesehen, wenn im Film auch Schlumpf-Comics auftauchen, bewies man hier nicht unbedingt den Willen zur Kreativität.

Und das gilt auch für den zweiten Handlungsstrang, der sich um das Ehepaar Patrick und Grace dreht. Und um Patricks gemeine Chefin Odile Anjelou (Sofía Vergara), die natürlich auf völlig falsche Sachen Wert legt. Hier wird ein bisschen auf die Tränendrüse gedrückt, mal wieder müssen alle lernen, worauf es im Leben ankommt. Und wer sie sind. Dass Clumsy seinem Namen zum Trotz Held sein darf, Leute mehr sein dürfen als nur eine Charaktereigenschaft, das ist natürlich nett. Am Ende ist Die Schlümpfe aber an der Stelle ebenso wenig geschickt wie der besagte Tollpatschschlumpf. Von dem verspielten Charme der Vorlage ist nicht so wahnsinnig viel übrig, der Großauftritt der Schlümpfe verschlumpft in der Minimalkonsens-Belanglosigkeit.



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„Die Schlümpfe“ wartet mit großen Comicfiguren auf, ist am Ende aber nur ein kleiner Animationsfilm. Die Optik zeigt inzwischen ihr Alter, inhaltlich ist die Adaption sowohl in den komischen wie ernsten Momenten enttäuschend einfallslos.
4
von 10