Stockmann
© Concorde

(„Stick Man“ directed by Jeroen Jaspaert and Daniel Snaddon, 2016)

„Stockmann“ ist seit 17. Januar auf DVD und Blu-ray erhältlich

Das Schöne an Animationsfilmen ist, dass einem grundsätzlich erst mal keine Grenzen gesetzt sind, weder was die Geschichten, Schauplätze, noch Figuren angeht. Da werden alle möglichen Lebensformen von Mensch über Tier bis zu Dinosauriern und Monstern zu Protagonisten gemacht, zuweilen auch Nicht-Lebensformen wie Spielzeuge (Toy Story), Haushaltsgeräte (Die Schöne und das Biest) oder Gemälde (The Painting). Warum also nicht mal einen Stock zum Helden erklären? Das Problem ist nur: Eigentlich ist Stockmann ja gar kein Stock, er wird nur immer wieder für einen gehalten. Und so wird der kleine Kerl von unwissenden Begegnungen regelmäßig zweckentfremdet und immer weiter weg von zu Hause gebracht. Dabei wünscht er sich doch nur eins: an Weihnachten bei seiner Familie sein!

Das Duo bestehend aus der britischen Autorin Julia Donaldson und dem deutschen Illustrator Axel Scheffler kennt man nicht nur hierzulande vor allem für das Kinderbuch „Der Grüffelo“. Dabei haben die beiden noch diverse andere Werke gemeinsam realisiert, unter anderem auch „Stockmann“ im Jahre 2008. Der darauf basierende Kurzfilm hält sich eng an die Vorlage, behält sogar die Reimsprache bei. Die ist auch im Filmform sehr süß und kindgerecht, im Deutschen wunderbar unter anderem von Christoph Maria Herbst eingesprochen. Auf Worte kommt es dennoch kaum an, die sind eher eine Begleiterscheinung.

Im Mittelpunkt stehen vielmehr die abenteuerlichen Begegnungen von Stockmann. Die sind oftmals witziger Natur, mal naheliegend – ein Hund apportiert ihn zu seinem Herrchen – mal ein wenig absurder. Große Slapstickeinlagen gibt es hingegen nicht. Zwar passiert hier ständig etwas, jeder Versuch des verkannten Wesens nach Hause zu kommen, führt ihn weiter davon weg. Aber es wird nicht penetrant versucht, aus jeder Einstellung einen Witz zu machen. Stattdessen ist Stockmann ein im Grund recht ruhiger Film, sowohl auf die Handlung wie auch den Humor bezogen. Einer, der vor allem viel Wert auf Gefühle legt: Wie sich der Pseudo-Stock nach seiner Familie sehnt, umso mehr in der Weihnachtsumgebung, macht ihn zu einem sehr menschlich anmutenden Protagonisten, in den man sich trotz seines Äußeren gut hineinversetzen kann.

Eine tiefergehende Geschichte bietet der Film jedoch nicht, was angesichts der Laufzeit von rund 25 Minuten auch nicht weiter überrascht. Stattdessen besteht er aus einer Aneinanderreihung von Episoden ohne größeren Mehrwert, die allein von ihrer Warmherzigkeit, dem leicht Märchenhaften und dem Charme leben. Unterstützt wird der Mini dabei von einer tendenziell schlichten, aber sehr ansprechenden Optik, die sich an Claymation orientiert und zumindest bei einigen Figuren schön comichaft ist. Warum Stockmann außerhalb der Weihnachtszeit veröffentlicht wird, in die der Kurzfilm atmosphärisch und inhaltlich eigentlich gehört, bleibt ein kleines Geheimnis. Aber als narrative Zwischenmahlzeit für Familien funktioniert die Buchadaption auch jetzt noch ziemlich gut.



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Die Adaption des Kinderbuches erzählt die ruhige, warmherzige Geschichte eines Stocks, der zurück zu seiner Familie will. Das ist insgesamt recht simpel, aber doch ein charmanter, optisch ansprechender, leicht märchenhafter Kurzfilm für Familienabende.
7
von 10