Kleiner König Kalle Wirsch
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Kleiner König Kalle Wirsch

(„Kleiner König Kalle Wirsch“ directed by Manfred Jenning, 1970)

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„Kleiner König Kalle Wirsch“ ist seit 2. Dezember auf DVD erhältlich

Friedlich lebten sie zusammen, die fünf Völker der Wirsche, Wolde, Gilche, Trumpe und Murke. Zumindest bis zu jenem Tag, an dem Zoppo Trump, der Anführer der Trumpe, nach dem Thron greift. Der ist bislang zwar durch Kalle Wirsch besetzt, eine alte Regel der Erdmännchen besagt jedoch, dass jeder den amtierenden König in einem Kampf herausfordern und so die Macht übernehmen kann. Und eben das hat Zoppo vor. Gewissermaßen. Eigentlich wäre es ihm lieber, einfach so neuer König werden zu können und so versucht er mit anderen Verschwörern, Kalle daran zu hindern, den Kampfplatz überhaupt zu erreichen. Aber der Plan geht nicht ganz auf, denn an der Oberfläche begegnet der Herrscher den beiden Kindern Jenny und Max, welche ihn fortan bei seinem Abenteuer begleiten.

Mangelnde Produktivität kann man Tilde Michels sicher nicht vorwerfen, weit über 60 Werke verfasste die deutsche Schriftstellerin im Laufe ihres langen Lebens. Größere Berühmtheit erlangte sie dabei vor allem mit dem 1969 veröffentlichten „Kleiner König Kalle Wirsch“, nicht zuletzt weil es ein Jahr später von der beliebten Augsburger Puppenkiste fürs Fernsehen adaptiert wurde. Damit befand sich die Geschichte um das kleine Erdmännchen natürlich in bester Gesellschaft, hatten sich die Puppenmeister doch mit vielen Kinderbuch-Adaptionen einen Namen gemacht, der in den 70ern noch mal um einiges größer wurde.

Teilweise ist es auch beeindruckend, was die Augsburger hier optisch aus dem Stoff herausgeholt haben. Vor allem wenn Kalle und die anderen in engen Höhlen unterwegs sind, später einem bösen Drachen begegnen oder auch einen Fluss überqueren, durften sich Manfred Jenning und sein Team kreativ austoben. Aber nicht jede Szene davon überzeugt am Ende: Wenn die beiden Kinder aufgrund einer besonderen Wurzel größer oder kleiner werden, dann sind die Einschränkungen eines Marionettenspiels doch zu groß. An diesen Stellen muss man schon sehr viel nostalgischen Willen mit sich bringen, um aus der spärlichen Szene wahre Magie herauszuquetschen.

Am ehesten wird das noch Kindern gelingen, die hier ja von Anfang zur Zielgruppe auserkoren wurden. Ob die mit der altmodischen Inszenierung heute noch etwas anfangen können, sei mal dahingestellt, zumindest inhaltlich gibt sich Kleiner König Kalle Wirsch zeitlos. Und sehr sehr klassisch. Wer hier gut, wer böse ist, das wird schon zu Beginn klar gemacht. Der Sieger ist am Ende der, der Mut bewiesen hat. Unterwegs gibt es kleinere Abenteuer zu bestreiten und Rätsel zu lösen, sowie kleinere humorvolle Einlagen, vor allem wenn Kalle mal wieder andere Namen für seine Mitstreiter erfindet.

Das ist alles relativ schlicht und ohne die ganz große Fantasie entstanden. Im Vergleich etwa zu Michael Endes Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, welches ebenfalls von der Augsburger Puppenkiste umgesetzt wurde, sind die unterirdischen Geschichten recht gewöhnlich. Nur an manchen Stellen, etwa einer Passage zu Schatten, wagt sich König Kalle über Standardsituationen hinaus. Selbst für eine relativ kurze Laufzeit – die vier Episoden ergeben zusammen weniger als zwei Stunden – ist das zwischenzeitlich etwas wenig, ein bisschen langweilen darf man sich hier schon. Ein nettes Überbleibsel einer früheren Zeit ist der altmodische Puppenauftritt dennoch, eines, das man unbesorgt noch heute Kindern mit auf den Weg geben kann.



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Die Mini-Serie „Kleiner König Kalle Wirsch“ zeigt an einigen Stellen die visuelle Kreativität der Augsburger Puppenkiste, stößt an anderen aber an ihre Grenzen. Inhaltlich ist die Adaption eines Kinderbuches ohnehin recht simpel, da hätte es gern mehr fanatasievolle Stellen geben dürfen.
5
von 10