Banana
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Banana

(„Banana“ directed by Lewis Arnold, Luke Snellin and Al Mackay, 2015)

BananaOffensichtlich hatte sich bei Russell T Davies doch recht viel angesammelt zwischen seiner Durchbruchserie Queer as Folk und seiner 15 Jahre später erfolgenden Rückkehr in den LGBT-Bereich. Gleich drei Fernsehproduktionen nahm er gleichzeitig an, Banana, Cucumber und Tofu – benannt nach den drei Erektionsgraden eines Penis in einer wissenschaftlichen Studie –, die sich allesamt mit Themen aus dem homosexuellen, transsexuellen oder vergleichbaren Umfeld befassen. Kennen muss man die beiden anderen Serien nicht, um sich Banana anschauen zu können. Es macht jedoch ein wenig mehr Spaß, da es immer mal wieder Querverweise zu Cucumber gibt, einzelne Szenen von dort hier fortgeführt werden. Und auch diverse Figuren der Schwestersendung tauchen hier auf, allen voran Dean (Fisayo Akinade) und Freddie Baxter (Freddie Fox).

Insgesamt ist Banana jedoch völlig eigenständig, was auch am Konzept liegt: Die Serie besteht aus acht Folgen, die völlig unabhängig voneinander sind, meistens völlig unterschiedliche Protagonisten aufweisen. Das können mal Menschen sein, die sich erstmals begegnen und sich vorsichtig abtasten, etwa bei Sian (Georgia Henshaw) und Violet (Hannah John-Kamen), die bald feststellen, dass Beziehungen ganz schön schwierig sein können. Mal wird die Geschichte von Helen erzählt, die von der tatsächlich transsexuellen Bethany Black gespielt wird und sich mit einem hartnäckigen Exfreund herumplagt. Oder es sind einfach nur Freunde wie bei dem schwulen Josh (Luke Newberry), der seine Jugendfreundin Sophie (Chloe Harris) besucht, die kurz davor ist zu heiraten.

Der Ton der Serie ist dabei ähnlich zu Cucumber überall und nirgendwo. Während die Geschichten manchmal im versponnen-komischen Bereich herumturnen, können sie im nächsten Moment eine bittere Richtung einschlagen oder plötzlich doch noch versöhnliche Worte finden. Wenn die herrlich neurotische Amy (Charlie Covell) während ihres Dates mit Kay (T’Nia Miller) bei jeder halbwegs wichtigen Entscheidung – vom Bestellen des Getränks bis zur Frage des Gutenachtkusses – auf völlig unzusammenhängende Zeichen wartet, dann wird das so absurd, dass Banana zu einer etwas anderen Liebeskomödie wird. Verschroben, skurril und doch auch irgendwie nah am Leben.

Und das bedeutet eben auch, die Schattenseiten zu zeigen. Wenn Josh beispielsweise nach einem One-Night-Stand Freddie anhimmelt und sich trotz eindeutig ablehnender Signale des Angebeteten unentwegt bei diesem meldet, dann ist das eine ebenso tragische wie nachvollziehbare Situation für all die, die schon einmal vergeblich jemandem hinterhergerannt sind. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Episode 7, in der Banana offen die wenig attraktiven Seiten der Schwulenszene anspricht. Du kannst witzig und aufmerksam sein, wie du willst, es ist das Aussehen, das entscheidet, ob sich jemand für dich interessiert. Dabei vermeidet es die Serie jedoch, hier zu sehr in Schwarz-Weiß zu malen: Sowohl der für sein wenig vorteilhaftes Aussehen gescholtene Frank (Alex Frost) wie auch der umschwärmte Beau Aiden (Dino Fetscher) haben Vorzüge wie Nachteile, die Serie presst tief den Finger in die Wunde und hat damit einiges über das Paarungsverhalten geschlechtsreifer Großstädter zu erzählen.

Kleinere qualitative Schwankungen gibt es innerhalb der Episoden durchaus, manche fesseln dann doch mehr als andere. Insgesamt ist Banana aber ebenfalls ein erfrischend anderer und ehrlicher Blick auf das Leben im LGBT-Umfeld, der seine Figuren wie auch den Zuschauer ernst nimmt, anders als viele Filme aus dem Bereich aber so universelle Geschichten zu Liebe und Sex entdeckt, dass sich hier jeder an der einen oder anderen Stelle wiederfinden dürfte.



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„Banana“ folgt in acht Folgen den unterschiedlichsten Figuren aus dem LGBT-Umfeld und erzählt ihre Geschichten. Die sind mal komisch, dann traurig, manchmal sogar richtig bitter, fast immer aber so sehr aus dem Leben gegriffen, dass die sexuelle Orientierung kaum mehr eine Rolle spielt.
8
von 10