UFO Es ist hier
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UFO – Es ist hier

(„UFO – Es ist hier“ directed by Daniele Grieco, 2016)

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„Ufo – Es ist hier“ ist seit 28. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich

Fünf Filmstudenten werden bei den Dreharbeiten zu ihrem Abschlussprojekt Augenzeugen vom Absturz eines unbekannten Flugobjekts. Mit der Gewissheit, Medien und Behörden zuvorzukommen, machen sie sich auf den Weg zur Absturzstelle, die sie einige Kilometer außerhalb der Stadt in einem Waldstück vermuten. Bei ihrer Ankunft bestätigen sie dichte Rauchschwaden und verwüstete Waldpassagen in ihrer Annahme. Getrieben von ihrer Neugier, wagen sie sich tiefer ins Dickicht, bis ihnen die Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht Einhalt gebietet und sie zum Übernachten zwingt. Am nächsten Morgen ist einer der Studenten verschwunden, dessen Blut und Überreste sie wenig später unweit des aufgeschlagenen Lagers entdecken. Panik bricht aus, die sie immer tiefer in das unbekannte Terrain treibt, in welchem sie augenscheinlich nicht alleine sind. Etwas ist ihnen auf der Spur, kommt stetig näher und scheint sich zu vermehren.

Verfluchte Wälder und spuckende Häuser gibt es inzwischen genug. Das Found-Footage-Genre dürstet nach neuen Impulsen und lechzt nach frischem Wind. Amerikanische Vertreter wie Paranormal Activity haben sich über die Jahre zum Fluch und Segen entwickelt, dessen Erfolgsrezeptur auch von deutschen Filmemachern nicht unentdeckt bleibt. Seekers (2015) versuchte bereits, den Rubel um den amateurhaften Grusel hierzulande ebenfalls ins Rollen zu bringen, mit mäßigem Erfolg. Nun macht sich Regisseur und Drehbuchautor Daniele Grieco (Die Präsenz, 2015) die kreative Dürre zunutze, um der wackeligen Kamera seine ganz eigene Note zu verleihen. Anstatt aus Hexenkesseln und Dämonenbibeln kommt der Horror diesmal von oben, aus dem All, aus dem Unbekannten.

Natürlich dürfen genreklassische Klischees nicht fehlen: Die Studentengruppe wird sporadisch vorgestellt, persönliche Hintergründe sucht man vergeblich; Jump Scares finden auch Anwendung, werden jedoch anders als beim zuletzt erschienenen Blair Witch auf ein Minimum reduziert und nicht durch unnötige Geräuschkulissen künstlich aufgebauscht. Den Anfängen sollte man trotz origineller Inszenierung nicht zu viel logischer Beachtung schenken: Am helllichten Tag fällt ein glühendes Objekt vom Himmel, verwüstet ein ganzes Waldstück und löst Rauchschwaden aus, die selbst die Reiter von Gondor auf den Plan gerufen hätten und doch ist von der Behörde und den Medien nichts zu sehen oder zu hören. Ein Gestrüpp an unausgereiften Handlungssträngen, durch welches man sich zunächst kämpfen muss, um an die eigentlichen Lorbeeren zu gelangen.

Ist die Geschichte nämlich einmal an den Haaren herbeigezogen, darf man sich genüsslich zurücklehnen und in den nostalgischen Anfängen der Filmart schwelgen. Dabei sind besonders die abwechslungsreichen Drehorte der treibende Faktor, der die panische Studentenmeute niemals langweilig werden lässt. Vom Kölner Zoo in den bekannten düsteren Wald über enge Felswände bis hin zur Bauernhütte samt Scheune. Wie auch die Studenten ist man stetig in Bewegung und anders als bei vielen Genrevertretern hat man nicht das Gefühl, auf der Stelle zu treten, obwohl die Situation genauso aussichtslos erscheint. Gepaart wird dieser bunte Strauß aus Stock und Stein mit einer Gruppe authentischer Schauspieler, die zwar auf keine ausführliche Charaktertiefe zurückgreifen kann, sich aber durch eine gelungene Leistung in Szene setzt, im späteren Verlauf jedoch an ihre schauspielerischen Grenzen gerät. CGI sucht man bis auf wenige Ausnahmen vergeblich – Hallelujah! Stattdessen legt man Atmosphäre und Authentizität in die fähigen Hände eigens gebauter Spezialeffekte und Modelle.

Alles wirkt handgemacht und mit Herz zu einer fast perfekten Illusion geformt, die dem Zuschauer den Absturz eines außerirdischen Eindringlings gekonnt präsentiert. Finanziell mag UFO – Es ist hier vielleicht nicht auf der selben Budgetstufe sein wie ein Blair Witch oder Paranormal Activity, kann dafür durch längst vergessene Aspekte auftrumpfen, von denen sich eben diese Schwergewichtler ein Stück abschneiden könnten. Die offensichtliche Inspiration von Ridley Scotts Alien gibt Daniele Grieco offen zu und macht aus den gesammelten Eindrücken seinen ganz persönlichen Grusel. Hier ein wenig mehr Charaktertiefe, dort eine etwas nachvollziehbare Einleitung und ein weniger schwindelerregender Schnitt hätten dem Film auch seine letzten Ecken und Kanten genommen, der darüber hinaus alle Erwartungen übertrifft.



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Found Footage wie er sein sollte! Trotz einiger Schnitzer vertraut man auf altbewährte Spezialeffekte, detaillierte Modelle und facettenreiche Drehorte, die dem Film seine ungewohnte Vielfalt und authentische Atmosphäre verleihen.
7
von 10