Raving Iran
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Raving Iran

(„Raving Iran“ directed by Susanne Regina Meures, 2016)

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„Raving Iran“ läuft ab 29. September im Kino

Es gibt sicher bei jedem so einige Bilder und Themen, die einem zum Iran einfallen. Der über Jahre andauernde Atomstreit beispielsweise. Der gottesfürchtige Staat, der alles und jeden verbietet, der mit Spaß zu tun haben könnte, insbesondere im Zusammenhang mit westlichem Teufelszeug. Die mitunter blutig unterdrückten Aufstände. Die künstlerische Seite des Landes ist hierzulande jedoch nahezu unbekannt, was auch damit zusammenhängt, dass auch hier viel Druck von oben ausgeübt wird – was nicht den klassischen Vorstellungen entspricht, wird erschwert, wenn nicht gar verboten.

Davon können auch Anoosh und Arash ein Lied singen, haben die sich doch einer Musikrichtung verschrieben, die so ziemlich das Gegenteil von dem darstellt, was der Iran propagiert: Techno. Traditionelle Klänge wären in Ordnung oder auch Klaviermusik, so erfahren wir irgendwann in Raving Iran. Der Rest? Schwierig, sehr schwierig. Das müssen auch die beiden Mittzwanziger immer wieder feststellen, die aufgrund ihrer Underground-Partys durchaus zu Ruhm gekommen sind. Einem inoffiziellen aber, denn die Behörden dürfen nichts von den Aktivitäten erfahren, sonst droht dem Duo ein Aufenthalt im Gefängnis. Schon die Weitergabe der Musik kann sehr unangenehme Folgen haben, vor allem wenn der Eindruck entstehen sollte, dass diese sich gegen das Regime richtet und in irgendeiner Form politisch gefärbt ist.

Wie riskant die kulturelle Unverfrorenheit ist, daran lässt die Schweizer Regisseurin Susanne Regina Meures bei ihrem Abschlussfilm auch keinen Zweifel. Ob sie ihre beiden glücklosen Musikrevolutionäre nachts bei der Suche nach einem Kopierladen begleitet, der die etwas heiklen Cover ausdrucken soll, oder wir von einer Polizei-Razzia erfahren, die eine der Party unsanft beendet – das ist schon immer mit einem ziemlichen Nervenkitzel verbunden. Der stärkste Moment ist aber der, wenn Anoosh und Arash ausnahmsweise einmal versuchen, sich an das Gesetz zu halten und eine offizielle Bewilligung für ihre Musik zu bekommen. Dann nämlich erfahren wir, was im Iran geht, vor allem aber, was nicht geht. Und das ist so einiges. Allein schon für das zwischen amüsiert und entgeistert schwankende Gesicht der zuständigen Dame, wenn das Duo von seinen Plänen berichtet, lohnt es sich, Raving Iran einmal angeschaut zu haben, der absurde Behördengang lässt einen geradezu hilflos lachen.

Ein Fan der Musikrichtung muss man übrigens nicht sein, dafür spielt sie etwas überraschend eine viel zu geringe Rolle im Film an sich. Wer beispielsweise neugierig ist, wie sich denn elektronische Musik aus dem islamischen Land wohl anhören mag, bekommt hier nur kleine akustische Fetzen geboten. In Raving Iran wird vor allem gesprochen, weniger musiziert, von den angesprochenen Partys wissen wir größtenteils nur per Hörensagen. Das ist auch deshalb ein wenig schade, weil die Geschichte der beiden DJs an vielen Stellen zu offensichtlich inszeniert wurde. Das gilt gerade zum Ende hin, wenn der Fokus sich komplett auf die zwei verschiebt und es gar nicht mehr um die Musikszene im Iran geht, sondern den Traum vom Westen. Davon frei zu sein und sich selbst ausdrücken zu können. Verständlich ist dieser Traum natürlich, er ist sogar so universell, dass er auch hierzulande jungen Menschen aus dem Herzen spricht. Allein auf den Iran bezogen ist er jedoch nicht. Aber vielleicht ging es Meures ja auch genau darum, aufzuzeigen, dass es auf Nationalität oder den Glauben gar nicht so sehr ankommt, dass wir uns viel ähnlicher sind, wenn es die Umstände nur zulassen.



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Zwei iranische DJs leiden unter den restriktiven Bestimmungen ihres Landes und träumen vom Westen. Das wird gerade dann spannend, wenn wir die konkreten Umstände sehen, in denen die beiden muszieren. Das Porträt der beiden ist hingegen wenig außergewöhnlich, an manchen Stellen auch etwas zu inszeniert.