Muppets aus dem All
© Sony Pictures

Muppets aus dem All

(„Muppets From Space“ directed by Tim Hill, 1999)

Muppets aus dem AllFreunde hat Gonzo, schließlich lebt er mit dem Rest der verrückten Muppets-Truppe zusammen unter einem Dach. Über mangelnde Gesellschaft kann er sich also wirklich nicht beklagen. Und doch nagt es an ihm, seit langer Zeit sogar, dass da so gar niemand ist wie er, dass er der einzige seiner Art ist. Woher kommt er? Wo ist seine Familie? Wer ist er eigentlich? Eine Antwort darauf kann ihm keiner geben. Doch dann scheint da jemand mit ihm Kontakt aufnehmen zu wollen, fremde Wesen aus dem All womöglich, die mithilfe von Cornflakes-Buchstaben kommunizieren. Während die anderen Muppets recht wenig von Gonzos Ideen halten, weckt dieser mit seinen Aktionen die Neugierde von K. Edgar Singer (Jeffrey Tambor), der bei der geheimen Regierungsorganisation C.O.V.N.E.T. arbeitet und schon immer davon geträumt hat, richtige Aliens kennenzulernen und zu erforschen.

Eines muss man den Machern von Muppets aus dem All, dem am wenigsten geliebten der Muppets-Kinofilme, ja lassen: Sie versuchten zumindest, hier etwas von bisherigen Schema abzuweichen. Zunächst einmal erzählten sie nach den Literaturverfilmungen Die Muppets-Weihnachtsgeschichte und Muppets – Die Schatzinsel wieder eine eigenständige Geschichte. Und das war den Muppets auf der großen Leinwand zuvor 15 Jahre nicht mehr der Fall gewesen. Und es ist eine tatsächliche Geschichte, die nicht nur wie bei einigen Filmen zuvor ein bloßer Anlass für Gags und Musiknummern ist. Eine Geschichte, die zudem ausnahmsweise mal nicht Kermit in den Mittelpunkt stellte, sondern den ewigen Sidekick Gonzo. Das allein bringt dem Film schon einmal einige Sympathiepunkte.

Sympathisch bedeutet aber leider nicht zwangsweise gut, weshalb es anschließend auch satte zwölf Jahre dauern sollte, bis sich wieder jemand an das Wagnis eines Muppets-Films wagen sollte. Denn das große Problem von Muppets aus dem All ist, dass es einfach nicht wirklich Spaß macht. Sich komplett von den Musicalwurzeln zu verabschieden, die seit der Muppet Show Teil nahezu jeden Muppet-Auftritts waren, das war für viele nicht nur ein Sakrileg, es fehlte den Verantwortlichen die Idee, womit die anderthalb Stunden denn sonst gefüllt werden könnte. Ein paar Gastauftritte gibt es, zum ersten Mal seit Die Muppets erobern Manhattan. Die bekannten Gesichter zu sehen bringt allein aber nichts, wenn man den Schauspielern nichts Interessantes zu tun gibt, ihnen keine guten Witze auf den Leib schreibt.

Und gerade beim letzten Punkt enttäuscht Muppets aus dem All, es mangelt dem Film hinten und vorne an Witz. Der selbstironische Ton von einst fehlt, die Wortspielereien, die absurden Situationen, in welche die Puppen immer wieder geraten. Stattdessen ist die zahme Komödie von ein paar Anspielungen abgesehen im Grunde kaum von den vielen anderen Science-Fiction-Werken zu unterscheiden, in denen einsame Aliens allein auf der Erde zurechtkommen müssen und sich zurücksehnen zur Heimat und der Familie. Nicht einmal sonderlich bewegend ist das Ergebnis, da hat das ähnlich humorbefreite Die Muppets-Weihnachtsgeschichte doch noch einiges mehr an Herz zu bieten. Ganz verloren ist der Charme der verrückten Figuren nicht, zudem gibt es ein Wiedersehen mit vielen alten Freunden aus der zweiten Reihe. Aber es ist ein Wiedersehen, dem die unbändige Energie von damals abhandengekommen ist, die Lust am Verrückten und der Albernheit. Und das ist letztendlich schon irgendwie traurig, da hätten die TV-Pioniere ein würdigeres Schicksal verdient.



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Keine Gesangseinlagen, keine bekannte Vorlage – bei „Muppets aus dem All“ wurde bewusst versucht, Neuland zu betreten. Das ist zwar sympathisch und die Puppen selbst sind natürlich immer noch charmant. Nur haben sie hier nicht wirklich etwas Interessantes zu tun, es fehlt dem Film sowohl an Energie wie auch an Witz.
5
von 10