Beyond the Bridge
© FALLENDREAM Pictures

Beyond the Bridge

(„Beyond the Bridge“ directed by Daniel P. Schenk, 2015)

Beyond the BridgeAls die junge Marla Singer (Maya Schenk) vor zwei Jahren ihre Heimat verließ, um im Ausland zu studieren, hatte sie keine Ahnung was sie erwarten würde, falls sie je zurückkehren sollte. Nachdem ihre Eltern vor einiger Zeit tödlich verunglückten, steht das Haus der Familie jedoch leer und soll nun verkauft werden. Endlich kann sie mit ihrer Vergangenheit abschließen und ein neues Leben beginnen – wären da nicht die alten Erinnerungen und bekannten Gesichter, die ihr das Vergessen erschweren. Sie schmeißt eine Abschiedsparty, zu der auch ihre beste Freundin Barbara (Eleanor Buechler) und der partyhungrige Jean (Jean-Noël Molinier) erscheinen. Letzter hat eine neuartige Partydroge mit im Gepäck, die alle aufmuntern und den Abend unvergesslich machen soll. Wenig später erwacht Marla in einem dunklen Wald und versucht sich ihren Weg zurück nach Hause zu bahnen. Am nächsten Morgen sucht sie die Schuld für diesen bizarren Trip bei Jean, der davon nichts wissen will. In den darauf folgenden Nächten findet sie sich an Orten aus ihrer Vergangenheit wieder und erfährt dabei längst verdrängte Wahrheiten. Ihr wird schnell klar, dass jemand oder etwas ihre Aufmerksamkeit sucht.

Für Fans der bewegten Pixel ist Daniel P. Schenk kein Unbekannter sondern ein Gleichgesinnter, der im Jahre 2005 mit A Gamer’s Day eine Hommage an das Videospiel Counterstrike auf die jugendlichen Bildschirme brachte. Neben bis dato nur existierenden Best Ofs und kurzen Showreels setzte er somit einen Meilenstein für viele kommende Fanvideos und seine eigene Karriere als Filmemacher. 2006 folgte The Cheat Report, der sich ebenfalls mit dem Ego-Shooter befasste, bevor mit Beyond the Bridge (2015) sein erster Feature Film das Licht der Leinwand erblicken sollte. Mit von der Partie: seine Schwestern Maya und Carolina Schenk, die in A Gamer’s Day bereits zu sehen waren und nun ihre erste wirkliche Filmchance erhalten. Übernimmt Maya die Hauptrolle der Marla Singer, schlüpft Carolina in die des mysteriösen Mädchen auf der Brücke. Als wären die ersten schauspielerischen Schritte nicht schwer genug, wurde der Film komplett auf Englisch, über fünf Jahre und mit gerade einmal zehntausend Euro Budget gedreht. Ein Herzensprojekt der Familie Schenk möchte man meinen, doch wie sieht es mit dem schlussendlichen Ergebnis aus?

Marla kommt zu Hause an, die Eltern sind tot, das Haus soll verkauft werden, ihr Ex-Freund Eric (Thomas Koch) will zunächst nichts von ihr wissen und ihrer besten Freundin kann sie nicht von den nächtlichen Albträumen erzählen. Sie ist allein und nicht mit sich im Reinen, was sie tagtäglich zu spüren bekommt. Begleiten wir sie über den Tag hinweg teils voyeuristisch und verfolgend, wechselt die Kameraperspektive in der Nacht zur Schulterperspektive, wie sie oft in Videospielen verwendet wird. Dabei gibt der Regisseur offen seine Inspirationen der Spielreihe Silent Hill zu, dessen omnipräsente Note über die gesamte Spielfilmlänge unverkennbar ist – sei es die ständig auftauchende Taschenlampe, das unheilklingelnde Telefon oder der Wechsel zwischen zweier Realitäten. Die erneute Hommage an ein Videospiel unterstreicht seine spielerische Authentizität, die trotz starker Übereinstimmungen mit der Videospielvorlage überwiegend gelingt.

Beyond the Bridge ist beklemmend und entfaltet sich erst langsam zum versprochenen Thriller. Die englische Aussprache sowie der Dialog sind anstrengend bis durchschnittlich, Atmosphäre und Soundkulisse trotz geringen Budgets hervorragend und Videospielfreunde werden in nostalgischen Momenten schwelgen. Die etwas mehr als einhundert Minuten Spieldauer ziehen sich über die erste Hälfte, können mit dem letzten Drittel aber neuen Wind in die schlaffen Filmsegel treiben. Daniel P. Schenk bleibt seinem Stil in jeglicher Hinsicht treu und überzeugt durch einen grundsoliden Thriller, dessen Ende leider hinter den aufgebauten Erwartungen zurückbleibt.

Größter Gewinner des Films und zugleich imposantester Auftritt: die schwarze Folie!



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Der Film schreit förmlich: "Silent Hill in Low Budget", kann aber eigene Akzente setzen und trotz schwacher Dialoge mit starken Sound und einer dichten Atmosphäre bestehen. Für Fans des Genres ein Blick über den Tellerrand, der sich lohnt.
6
von 10