Batman The Killing Joke
© Warner Bros

Batman: The Killing Joke

(„Batman: The Killing Joke“ directed by Sam Liu, 2016)

Batman The Killing Joke
„Batman: The Killing Joke“ ist seit 4. August auf DVD und Blu-ray erhältlich

Auch wenn sie prinzipiell gut zusammenarbeiten, in der letzten Zeit knirscht es immer wieder zwischen Batman und Batgirl. Sie sei zu sorglos, würde die Gefahren nicht ernst genug nehmen, meint der dunkle Rächer. Sie wiederum fühlt sich selbst nicht ernst genug genommen. Das schwierige Verhältnis rückt jedoch bald in den Hintergrund, als der Joker aus dem Arkham Asylum entkommt. Dass der nichts Gutes im Schilde führt, ist klar. Vielmehr will er sich an seinem Erzfeind Batman rächen und hat auch schon eine Idee, wie er das am besten anstellt …

26 Filme ist die DC Universe Animated Original Movies genannte DC-Comics-Zeichentrickfilmreihe inzwischen schon stark, alle paar Monate kommt etwas Neues hinzu. Wer sich nicht gerade zu den großen Fans der Comicvorlagen zählt, wird deshalb so seine Probleme haben, bei dieser Flut den Überblick zu behalten. Sofern er überhaupt etwas mitbekommt, hält sich die Marketingmaschine hier doch im Gegensatz zu den Real-Blockbustern meist recht zurück. Batman: The Killing Joke ist eine der großen Ausnahmen, bei der dann doch ein wenig mehr in die Öffentlichkeitsarbeit investiert wurde, in den USA hat es sogar für einen kleineren Kinostart gereicht. Das liegt zum einen daran, dass die 1988 erschienene Graphic-Novel-Vorlage von Alan Moore Kultstatus genießt, zum anderen an Mark Hamill, der dem Joker hier seine unvergleichliche Stimme lieh.

Zum erhofften Höhepunkt reicht es dann aber doch nicht, sowohl Kritiker wie auch Fans waren tendenziell eher enttäuscht. Vor allem der neu hinzugefügte, mehr als zwanzig Minuten lange Prolog stieß dabei auf viel Ablehnung. Dieser sollte Batgirl mehr Kontur verleihen und dem weiteren Verlauf der Geschichte auch eine stärker emotionale Wirkung. So richtig geklappt hat das aber nicht. Zunächst einmal verpasst es Batman: The Killing Joke, die beiden Teile starker miteinander zu verknüpfen. Eigentlich besteht der Film aus zwei inhaltlichen Hälften, die losgelöst voneinander sind. Man könnte den Prolog sogar komplett weglassen, ohne dass dabei ernsthaft etwas verloren ginge. Zum anderen erfahren wir dadurch auch nur, dass das Verhältnis zwischen Batman und Batgirl auf einer Schieflage ist, sich väterliche und romantische Gefühle miteinander vermischen. Dafür hätte es aber nicht so viel Zeit gebraucht. Während sich viele der DC-Zeichentrickfilme zu sehr von Szene zu Szene hetzen, kommt man hier kaum vom Fleck.

Deutlich spannender wird es in der zweiten Hälfte, wenn wir der Graphic Novel folgen. Anders als etwa bei Christopher Nolans The Dark Knight, der den Joker bewusst als Mysterium auffasst, dessen Bosheit nicht erklärt wird, nicht erklärt werden soll, ist er hier sehr viel menschlicher gehalten. Sein Handlungsstrang springt dann auch recht beständig zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, beleuchtet dabei, wie aus einem vom Pech verfolgten Menschen ein grausames Monster werden kann. Oder stellt zumindest die Frage, wie viel es eigentlich braucht. Ob dieser Zugang nun besser ist, darüber darf man sich streiten, auch ob der hier so überzeugend ist – angesichts der kurzen Laufzeit bleibt die Geschichte zwangsweise recht sprunghaft, zum Ende gibt es ein paar befremdliche Dialoge. Eine interessante Alternative ist sie aber immerhin.

Sehenswert ist zudem die alptraumhafte Szenerie, welche gegen Ende aufgebaut wird, wenn der Joker einen Vergnügungspark zu seinem Hauptquartier ernennt. Gerade auch im Zusammenspiel mit Hamills Stimme tauchen wir tief ein in die psychologischen Abgründe des diabolischen Meisterverbrechers, der oftmals von reinem Sadismus getrieben ist. Ansonsten aber ist Batman: The Killing Joke weit von einem optischen Höhepunkt entfernt, sieht an vielen Stellen sogar erschreckend schlecht aus. Die Animationen sind holprig, die Mundbewegungen und Dialoge haben nichts miteinander zu tun, es fehlt an allen Ecken und Enden an Details. Wer angesichts der hochkarätigen Vorlage und der ebenso hochkarätigen Besetzung ein hochkarätiges Sehvergnügen verspricht, darf sich bald die wunden Augen reiben. Dass bei einer Direct-to-Video-Produktion das Budget nicht ganz so üppig ausfällt, ist verständlich und bis zu einem gewissen Grad zu verschmerzen. Der wird hier jedoch überschritten, anstatt sich in der unheilvollen Atmosphäre zu verlieren, ist der größte Schrecken hier damit verbunden, sobald sich jemand bewegt oder wir die nichtexistenten Hintergründe sehen – da hätte die Geschichte eindeutig mehr verdient.



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„Batman: The Killing Joke“ ist ein sehr zwiespältiges Vergnügen: Während die zweite Hälfte mit alptraumhaften Szenerien und Mark Hamills Interpretation eines etwas anderes Jokers gefällt, ist der Prolog banal und unpassend, die gesamte optische Umsetzung zudem ein schlechter, weil sehr billiger Witz.
6
von 10