Central Intelligence
© Universal Pictures

Central Intelligence

(„Central Intelligence“, directed by Rawson Marshall Thurber, 2016)

Central Intelligence
„Central Intelligence“ läuft seit 16. Juni im Kino

„Kennst du eine Buddy-Komödie, kennst du sie alle“. Das ist der Leitspruch, dem man nach einigen Jahren in der Welt der medialen Unterhaltung oftmals vorbehaltlos folgen kann. Im Vorfeld spricht nichts dafür, dass der neue Film von Rawson Marshall Thurber (Wir sind die Millers, Voll auf die Nüsse) da eine Ausnahme bilden wird. Um das zu untermauern, folgt dieses Machwerk in den ersten zehn Minuten jedem Klischee, das man in einer Rückblende erwarten darf. Da ist der dicke Junge – der Außenseiter, Freak, Loser, wenn man so schön will. Er hat nicht nur auf billigste Weise das Gesicht von Dwayne Johnson verpasst bekommen, damit auch der letzte Spätaufsteher im Kino merkt, welche der im Anschluss folgenden Personen er sein könnte, sondern hat auch weder Freunde noch Mitleid seiner Schulkameraden und Lehrer. Aus dem wird nie was.

Und auf der anderen Seite – natürlich – das gewitzte Sportass, verkörpert von Mini-Comedian Kevin Hart. Er ist nett, hat das schönste Mädchen der Schule zur Freundin und die besten Chancen, in Zukunft eine steile Karriere aufs Parkett zu legen. Ach ja. Außerdem hat er einmal etwas Nettes für den Außenseiter, namentlich Bob, getan. Zwanzig Jahre später treffen die beiden erneut aufeinander und ehe man sich versieht, jagt ein Durchschnittsbürger mit einem Supersoldaten durch die Stadt. Die besten Grundvoraussetzungen also, für eine altbekannte Abendunterhaltung im nicht ganz so neuen Gewand. Wer aber Fan von solchen Komödien ist, sollte jetzt trotzdem aufhorchen. Denn das eine oder auch andere macht Central Intelligence dann doch richtig.

Zum Beispiel waren die Macher sehr wohl in der Lage, einen Schritt weiter zu denken und sich genau die Mühe zu machen, für die die meisten Schreiberlinge heute einfach zu faul scheinen. Als Beispiel dürfen hier die Protagonisten Bob und Calvin stehen, die charakterlich ja quasi schon in eine Richtung gepresst wurden. Und auch, wenn sich der sarkastische Gedanke erfüllt hat und der Verlierer nun ein Top-CIA-Agent ist und der Beliebte von der Schule in einem Job festhängt, der ihm keine Aufstiegsmöglichkeiten bietet, so unterscheiden sich ihre Persönlichkeiten doch herzhaft von dem, was man sonst so gewöhnt ist.

Statt einfach nur in ihren Schubladen vor sich hin zu welken, bieten sie eine kleine, aber feine Charaktervielfalt. So ist Bob nicht nur der unfehlbare Superheld, sondern auch ein großes Baby mit viel zu vielen geistigen Macken. Und Calvin ist nicht die Art Nervensäge, die wir von Kevin Hart sonst so gewöhnt sind, sondern eigentlich ein recht einfacher und anständiger Kerl, der aber langsam in den Wahnsinn getrieben wird. Einige Szenen profitieren daher von dem durchaus witzigen Wechselspiel der beiden Helden. Leider viel zu wenige, aber der Ansatz war schon mal der richtige.

Abseits der Protagonisten gibt es nur wenige nennenswerte Charaktere – wie die CIA-Agentin Pamela Harris (Amy Ryan) und Vielleicht-Bösewicht Phil (Aaron Paul). Und die bleiben auch recht eindimensional und von flacher Persönlichkeit. Ähnlich verhalten sich die gekonnten Situationen der beiden Hauptfiguren im Kontrast mit allen anderen Szenen, die wie gigantische Lückenfüller wirken. Wie ein Haus, das mehr Platz als Ziegelsteine bieten soll und daher hauptsächlich aus Bauschaum besteht. Flacher Humor, altbekannte Gags und der übliche Kram, den man schon zum Umfallen kennt, sofern man den dreizehnten Geburtstag hinter sich gebracht hat.

Viel spricht also nicht dafür, sich unbedingt für diesen Film zu entscheiden, wenn es doch so viele andere Optionen gibt. Ob die es wirklich besser machen, sei einfach mal in den Raum gestellt. Schlechter geht es auf jeden Fall und daher seid nicht zu sehr abgeschreckt, wenn ihr dem Film eine Chance geben wollt. Gerade wenn man diese Art von Komödien bevorzugt, ist man positiv überrascht, dass es wohl doch noch Luft nach oben und das Interesse der Drehbuchautoren nach Veränderung gibt. Dieser Film schafft es zwar nur sehr bedingt, neue Wege zu gehen, aber wenigstens versucht er es.



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Für einen gemütlichen Fernsehabend ohne Alternativen reicht der Film definitiv aus und man darf ihm zu Gute halten, dass er hier und da durchaus versucht, neue Wege einzuschlagen und gute Ideen umzusetzen. Doch bei dem Ansatz darf es natürlich nicht bleiben und so erreicht "Central Intelligence" nicht das Niveau, dass er haben könnte, wenn er doch nur wollte. Zum Berieseln reicht´s, aber danach ist der Film auch ganz schnell wieder aus dem Sinn.
6
von 10