Monk Comes Down the Mountain
© Sony Pictures

Monk Comes Down the Mountain

(„Dao shi xia shan“ directed by Kaige Chen, 2015)

Monk Comes Down the Mountain
„Monk Comes Down the Mountain“ ist seit 20. Mai auf DVD erhältlich

Dumm gelaufen. Eigentlich dachte der junge Mönch He Anxia (Baoqiang Wang) ja, wenn er seine Brüder im Kampf besiegt, dürfe er in dem von Geldsorgen geplagten Kloster bleiben. Aber es kommt genau anders herum, aufgrund seiner Kampfkünste könne er sich sicher allein durchschlagen, heißt es, als man ihn sanft, aber bestimmt vor die Tür setzt. Mittellos streift er daraufhin durch die Stadt, schreckt auch vor Mundraub nicht zurück, bis er einem wohlhabenden Apotheker (Wei Fan) und dessen bildhübschen Frau (Chi-ling Lin) begegnet, die ihn bei sich aufnehmen. Bald jedoch droht schon neues Ungemach, He Anxia muss immer neue Abenteuer bestehen und dabei auch darüber nachdenken, was Gerechtigkeit eigentlich bedeutet.

Auch wenn das große Interesse an Martial-Arts-Filmen hierzulande spürbar nachgelassen hat, dann und wann versuchen doch noch Verleihe, an die ruhm- und ertragreiche Zeit anzuknüpfen, als Tiger & Dragon und Hero noch als Kinoereignisse durchgingen. Bei Monk Comes Down the Mountain war man hier wohl etwas pessimistischer, was die Vermarktungsmöglichkeiten angeht: Die hiesigen Lichtspielhäuser werden ebenso ignoriert wie das Blu-ray-Format, lediglich auf DVD ist der Film erschienen. Dabei war die chinesische Produktion in der Heimat ein Achtungserfolg, spielte an vier Tagen knapp 40 Millionen Dollar ein und kann sich zudem mit einigen bekannteren Schauspielern brüsten.

Andererseits ist die Zurückhaltung auch irgendwo verständlich, denn Monk Comes Down the Mountain ist nur bedingt mit den bekannten Genrekollegen zu vergleichen. Da wäre zum einen der Humor. He Anxia ist kein klassischer Held. Kämpfen kann er, wie er in der schönen Eingangsszene unter Beweis stellt, die nötige Beweglichkeit bringt er mit sich. Aber nicht den Ernst. Eigentlich sieht man ihn fast immer nur lachen, selbst die nichtigsten Anlässe reichen da schon aus, er gleicht mit seinen lustvollen Mimikübertreibungen eher einem Clown als einem Kämpfer, was in einem starken Kontrast zu den sonst üblichen Martial-Arts-Filmen steht. Eine wirkliche Komödie ist der Film trotz seiner Neigung zu albernen Einlagen – darunter eine eigenwillige Drogensequenz – aber auch nicht, anders als etwa Tai Chi Zero nimmt man sich und die eigene Geschichte durchaus ernst.

Eigentlich will die Adaption eines Romans von Xu Haofeng nämlich eine Art Coming-of-Age-Abenteuer erzählen. In mehreren Episoden begegnet der unbedarfte He Anxia den verschiedensten Menschen, oft aus dem Kung-Fu-Bereich, lernt deren Philosophien und Ansichten, muss dabei seine eigenen infrage stellen. Während etwa Zhou Xiyu (Aaron Kwok) ein Leben in Frieden und Harmonie sucht, ist dessen Kriegskamerad Boss Zha (Chen Chang) zu einem Opernsänger aufgestiegen. Auf der Gegnerseite wiederum finden sich unter anderem Wah Yuen als glänzend aufgelegter, durchtriebener Martial-Arts-Meister Peng Qianwu sowie dessen eher nichtsnutziger Sohn Qizi (Jaycee Chan). Da treffen also nicht wenige Konzepte aufeinander, sowohl inhaltlicher wie auch genretechnischer Natur.

Dass das nicht immer so passt wie erhofft, liegt irgendwie in der Natur der Dinge, ist wohl auch mitverantwortlich dafür, dass die Resonanz auf Monk Comes Down the Mountain eher verhalten war. So interessant der Film immer mal wieder auch ist, Hes orientierungslose Suche nach Antworten und Vorbildern bleibt nie lange genug an einem Punkt stehen, um auch mal etwas zu vertiefen. Dafür gibt es aber, wie es bei dem Genre üblich ist, einiges zu sehen, von den schönen 30er Jahre Kulissen bis hin zu den zahlreichen Kämpfen. Die folgen jedoch der verspielten Wuxia-Tradition, wo die Schwerkraft keine Macht mehr hat, die Menschen nach Belieben durch die Luft schweben können und zwischendrin auch mal ein wenig Magie zum Einsatz kommt. Wer bei Martial Arts lieber im Geiste Knochen brechen hören mag, die etwas dreckigere, geerdetere Variante eines Ip Man bevorzugt, der ist dem versponnen-märchenhaften Monk Comes Down the Mountain daher an der falschen Adresse. Hier wird der schönen Dinge gehuldigt, auch wenn es zwischendurch immer mal wieder um die klassischen Themen geht: Ehre, Verrat und Selbstfindung.



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In mehreren mal humorvollen, dann wieder dramatischen Episoden erzählt „Monk Comes Down the Mountain“ die Geschichte eines Mönches auf der Suche nach dem eigenen Weg. Die nicht immer befriedigenden Einzelgeschichten finden nur bedingt zusammen, sind dabei aber schön anzusehen, gerade auch für Fans etwas fantasievollerer Martial-Arts-Geschichten.
6
von 10