February

Die Tochter des Teufels

(„February“ directed by Oz Perkins, 2015)

Endlich Ferien“, heißt es für die Schüler an dem renommierten kanadischen Bramford Internat. Für die meisten zumindest. Allein die 16-jährige Kat (Kiernan Shipka) und die etwas ältere Rose (Lucy Boynton) sind gezwungen, noch etwas länger in der Schule zu bleiben, da sich und breit keiner zeigt, der die beiden abholen will. Für Rose ist das kein Problem, wartet sie doch nur auf eine Gelegenheit, sich nachts rauszuschleichen und zu ihrem Freund zu gehen. Kat wiederum hat sehr damit zu kämpfen, allein in einer Schule zu bleiben, in der Gerüchten zufolge das Böse haust. Die geistig etwas verwirrte Joan (Emma Roberts) versucht sich derweilen als Anhalterin und wird auf ihrer Reise durch die Winterlandschaft von einem älteren Ehepaar mitgenommen.

Bekannte Namen sind immer ein probates Mittel, um auf einen Film aufmerksam zu machen. Am besten haben die Schauspieler oder der Regisseur zuvor schon Berühmtheit erlangt, zur Not tut es aber auch ein Produzent. Im Programmheft der Fantasy Filmfest White Nights 2015 versuchte man bei February aka. Die Tochter des Teufels hingegen einen kleinen Umweg, indem auf die Verwandtschaftsverhältnisse von Oz Perkins verwiesen wurde: Der Regisseur und Drehbuchautor ist der Sohn von Psycho-Star Anthony. Und wenn der sich in seinem Debüt ausgerechnet am Horror-/Thrillergenre versucht, dann schaut man allein schon aus Neugierde rein.

Die wurde hier dann auch weitestgehend belohnt. Von einem Genreklassiker ist man zwar weit entfernt, mehrere Fortsetzungen wird February mit Sicherheit nicht nach sich ziehen. Ein solider Einstieg ist dem Debütanten hier dann aber doch gelungen. Dabei zeigt der Amerikaner vor allem in punkto Atmosphäre ein geschicktes Händchen. Die unterkühlten Winteraufnahmen sparen nicht an düsteren Einstellungen, vor allem aber in der verwaisten Schule entsteht durch die exzessiven Schattenspiele und den basslastigen, unheimlichen Score die Ahnung, dass gleich etwas sehr sehr Böses geschehen wird.

Das tut es jedoch nur zum Teil, wirklich explizit wird February erst zum Ende hin. Vorher beschränkt sich Perkins auf unheilvolle Andeutungen und nächtliche Alpträume, bei denen unklar ist, ob sie mehr sind als eine Spinnerei, lässt einen als Zuschauer im Unklaren, ob an den Gerüchten von bösen Mächten mehr dran ist. Zudem stiftet er Verwirrung durch die Erzählstruktur: Zwei Handlungsstränge sind es, die hier parallel laufen. Dass beide in einem Bezug zueinander stehen, das ahnt man relativ früh. Aber es dauert doch eine ganze Weile, bis einem die Zusammenhänge klar werden. Das funktioniert nicht zuletzt durch einen kleinen Trick, der an Schummelei grenzt. Umso größer ist dann aber auch die Freude des Aha-Effekts, wenn es einem gelingt, die Puzzleteile doch noch zusammensetzen.

Ist es so weit, hat der aus mehreren Perspektiven erzählte Horrorthriller seinen Höhepunkt erreicht, aber noch nicht sein Ende. Die Geschichte geht anschließend weiter, verliert sich dabei aber in blutigen Szenen, die nicht so ganz im Einklang stehen mit dem zuvor wohltuend altmodisch gestrickten Grusler. Etwas unglücklich sind auch die Erklärungsversuche, welche den Film unnötig in die Länge ziehen, ohne dabei letztendlich wirklich etwas zu erklären. Dennoch ist February ein netter kleiner Genrebeitrag, der aus seinem geringen Budget mehr herausholt als so mancher großer Kollege und durch seine leicht traumartige Atmosphäre positiv in Erinnerung bleibt.



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Durch die düsteren Bilder und die unheimliche Musik ist „February“ für die Freunde kleiner, atmosphärischer Horrorfilme eine solide Bereicherung der Sammlung, die fragmentarische Erzählweise aus mehreren Perspektiven tut ihr übriges, um Spannung zu erzeugen. Das Ende ist jedoch unnötig lang und gibt auch leider die wohlige (Alp-)Traumatmosphäre auf.
6
von 10