American Ultra
© Concorde

American Ultra

(„American Ultra“ directed by Nima Nourizadeh, 2015)

American Ultra
„American Ultra“ läuft ab 15. Oktober im Kino

Mike (Jesse Eisenberg) und seine Freundin Phoebe (Kristen Stewart) führen ein ganz normales Loserleben, voller Drogen und schwachsinniger Comics. Wären da nicht Mikes seltsame Panikattacken, die ihn jedes Mal heimsuchen, wenn er die Stadt verlassen möchte. Was der planlose Kassierer in einem Supermarkt für einen psychischen Defekt hält, ist in Wahrheit jedoch eine Sicherheitsmaßnahme der US-Regierung: Mike ist ein Schläfer-Agent, der zur Killermaschine wird, wenn jemand das geheime Losungswort sagt. Und diese Fähigkeiten wird er brauchen, schließlich lässt ihn der Regierungsbeamte Adrian Yates (Topher Grace) von einer Schar ähnlich modifizierter Agenten jagen.

2015 scheint irgendwie das große Jahr der nicht ganz so ernst gemeinten Agentenfilme zu werden. Erst lieferte uns Kingsman: The Secret Service eine albern-absurde Parodie auf James Bond, dann pummelte sich Melissa McCarthy durch das erstaunlich unterhaltsame Spy – Susan Cooper Undercover, und jetzt American Ultra. Wenn es nur um die puren Sympathiewerte der Protagonisten geht, steht der neue Film von Regisseur Nima Nourizadeh (Project X) sogar an der Spitze. Im Zentrum des Geballers und der Alberei steht nämlich eine erstaunlich berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Aussteigern, die auch jedem echten Drama gut gestanden hätte und eine der schönsten Beziehungsmetaphern der letzten Zeit vorweisen kann.

Schwieriger sieht da auf der Humorseite aus. Ein Kiffer, der ungewollt zur Superwaffe wird? Das hört sich komischer an, als es letztendlich ist. An vielen Stellen würde man sich wünschen, Drehbuchautor Max Landis hätte sich noch ein bisschen mehr um Lacher bemüht, anstatt sich „nur“ auf das originelle Szenario zu verlassen. Denn die Zutaten stimmen ohne Zweifel: Eisenberg ist fantastisch als verhuschter Träumer, der andere abknallt und anschließend vor lauter Schreck die Waffe fallen lässt. Wenn er sein wahres Gesicht zeigt, die unscheinbarsten Alltagsgegenstände nimmt, um den Gegner auszuschalten, schnellt der Unterhaltungspegel alleine schon der Absurdität wegen nach oben, gerade auch beim explosiven, teils sehr dynamischen Finale.

Aber so richtig reichen will das alles nicht, da hätte man noch so viel mehr aus dem Thema herausholen können und müssen. Am Ende hat American Ultra sehr damit zu kämpfen, keinen eindeutigen Weg einschlagen zu wollen. Ist der Film Komödie? Drama? Action? Alles ist drin, aber von nichts genug. Sollte es zu einem zweiten Teil kommen, wie das Ende andeutet, dann bitte mit etwas mehr Liebe zum Detail, Konsequenz und etwas mehr Einfallsreichtum – der Rest hätte es verdient. Vor allem die Besetzung ist erstklassig: Neben Eisenberg überzeugt Stewart als überforderte Freundin, Topher Grace gibt den wunderbar rücksichtslosen und lächerlichen CIA-Agenten, Connie Britton das mütterliche Gegenstück. Abgerundet wird das Vergnügen durch satirische Spitzen gegen das unkontrollierte Werkeln der Geheimdienste, die auch nicht davor zurückschrecken, alles in Schutt und Asche zu legen, damit ihnen niemand auf die Schliche kommt.



(Anzeige)

Ein verhuschter Kiffer wird zur Killermaschine, ohne zu wissen warum – das ist doch mal eine originelle Ausgangslage für eine Komödie. Leider wird aus dem Szenario zu wenig gemacht, trotz erstklassiger Besetzung, absurder Situationen und schön satirischer Spitzen gegen Geheimdienste ist „American Ultra“ insgesamt nicht so unterhaltsam, wie es die einzelnen Bestandteile verdient hätten.
6
von 10