Das Königreich der Katzen
© 2002 Nekonote-Do – GNDHMT

Das Königreich der Katzen

(„Neko no Ongaeshi“ directed by Hiroyuki Morita, 2002)

Das Koenigreich der Katzen
„Das Königreich der Katzen“ erscheint am 24. September auf Blu-ray

Es war Rettung in letzter Sekunde: Fast wäre die Katze von dem heranrasenden Lastwagen erfasst worden, wäre nicht die 17-jährige Haru unter Einsatz ihres Lebens auf die Straße geeilt. Doch der eigentliche Schreck folgt erst noch, als sich das Tier aufrichtet, auf zwei Beine stellt und sich bei dem Mädchen höflichst bedankt. Und mehr noch: In der folgenden Nacht erhält sie Besuch von dem Katzenkönig, der sich als Vater des zuvor geretteten Katers vorstellt und zum Dank Haru zur Braut ihres Sohnes machen möchte. Ein Traum, eindeutig. Denkt sie. Bald aber muss sie feststellen, dass sie tatsächlich ins Königreich der Katzen geführt wird, wo die Hochzeitsvorbereitungen schon im vollen Gange sind.

Kaum zu glauben, aber in der 30-jährigen Unternehmensgeschichte der japanischen Animationskünstler von Studio Ghibli, welche immerhin 21 Filme hervorbrachte, gab es trotz der vielen in der Heimat gebrochenen Rekorde keine einzige Fortsetzung und nur ein Spin-off – und Letzteres war nicht einmal geplant. Ein Vergnügungspark hatte 1999 beim berühmten Animationsstudio angefragt, ob sie für ein Projekt nicht einen Kurzfilm über Katzen drehen wollten. Regielegende und Studiomitbegründer Hayao Miyazaki sagte zu, machte jedoch zur Bedingung, dass die beiden aus Stimme des Herzens – Whisper of the Heart bekannten Katzenfiguren des Barons und Muta dort auftauchen sollten. Am Ende wurde zwar aus dem Projekt nichts, die begonnene Arbeit jedoch fortgesetzt und zu einem ganzen Kinofilm ausgearbeitet, an dem sich der Studionachwuchs versuchen durfte.

Dass hier keiner der Veteranen unmittelbar beteiligt war, sieht man Das Königreich der Katzen dann auch an. Die üblicherweise detailverliebten Szenerien der Ghibli-Granden wichen zwar stimmigen und freundlichen, aber doch recht simplen, oft sogar erstaunlich leeren Hintergründen. Auch bei den Animationen und den Figuren gibt es Abstriche, hier ist alles eine Nummer kleiner und einfacher, als man es von den Animemeistern gewohnt ist. Hinzu kommt, dass die Protagonisten durch die Geschichte bedingt optisch nicht wirklich viel Abwechslung bieten, von den Dutzenden von Katzen, die im Laufe des Films auftauchen, gibt es nur wenige, die überhaupt wiederzuerkennen sind.

Inhaltlich sieht es nicht wirklich besser. Zwar vertraute man auch hier auf das durch „Alice im Wunderland“ bekannte und bewährte Prinzip, eine junge Protagonistin in eine magische Welt stolpern zu lassen. Doch im Vergleich zu den thematisch ähnlichen Mein Nachbar Totoro oder Chihiros Reise ins Zauberland fehlt es dabei am gewissen Etwas. Für eine echte Fantasygeschichte hätte es mehr fantasievolle Elemente gebraucht oder Alternativen zu den Katzen, auch der Abenteuerfaktor kommt etwas kurz – in Das Königreich der Katzen passiert relativ wenig. Bliebe noch die Möglichkeit, eine Coming-of-Age-Story daraus zu machen, so wie es Stimme des Herzens eben war. Dafür jedoch geben Haru und ihre tierischen Freunde zu wenig her, der gerade mal 75 Minuten lange Film nimmt sich nicht die Zeit, um die Persönlichkeiten seiner Helden zu vertiefen. Charmant ist der Ausflug ins Katzenreich jedoch, an manchen Stellen auch witzig, schließlich lässt selbst ein schwacher Ghibli-Film einen Großteil der Konkurrenz hinter sich. Gerade ein etwas jüngeres Publikum darf sich hier dann auch in einer etwas anderen und zugleich überschaubaren Welt verlieren. Erwachsene Sammler wiederum dürfen sich freuen, dass das etwas unbekanntere Werk der Japaner in Deutschland diese Woche erstmals auf Blu-ray erscheint.



(Anzeige)

„Das Königreich der Katzen“ nimmt Elemente, die wir aus anderen Filmen von Studio Ghibli kennen und lieben, präsentiert jedoch eine inhaltlich wie optisch deutlich abgespeckte Version davon. Charmant ist der Film jedoch, oft auch witzig, gerade auch für ein etwas jüngeres Publikum.
6
von 10