Blutsbande
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Blutsbande – Staffel 1

(„Tjockare än vatten“ directed by Erik Leijonborg, Anders Engström et al., 2014)

BlutsbandeSeit vielen Jahren haben sich die Geschwister nicht mehr gesehen, sind in alle Winde verstreut: Während Lasse (Björn Bengtsson) mit seinem schlecht laufenden Restaurant und seiner gescheiterten Ehe beschäftigt ist, und Jonna (Aliette Opheim) einer Karriere als Schauspielerin hinterherläuft, ist allein Oskar (Joel Spira) bei seiner Mutter (Stina Ekblad) geblieben, um mit ihr das Gästehaus auf einer Insel zu führen. Eben dorthin lädt die Witwe ihre Kinder ein, gibt ihnen jeweils noch einen Rat mit auf dem Weg, bevor sie sich im Meer ertränkt. Und der größte Schock steht noch bevor: In ihrem Testament zwingt die Verstorbene die drei, gemeinsam einen Sommer lang das Gästehaus zu betreiben und so ihre Streitigkeiten aufzubereiten – ansonsten ist das Erbe weg.

Dass skandinavische Filme und Serien nur selten Anlass zur Freude geben, ist hinlänglich bekannt. Ob es nun reine Krimis sind oder auch Dramen, unsere nordischen Freunde haben eine Vorliebe dafür, tief in die Finsternis der menschlichen Seele zu blicken und jede dort gefundene Hässlichkeit nach außen zu kehren. Eine ganze Serie darüber zu drehen, wie sich drei Geschwister zusammenraufen und mit einer unglücklichen Vergangenheit auseinandersetzen müssen, das ist dann wie maßgeschneidert für das heimische Publikum. Tatsächlich war Blutsbande in  Schweden dann auch so erfolgreich, dass eine zweite Staffel nachproduziert wurde – ohne eine gebraucht zu haben, denn ausnahmsweise endet hier eine Geschichte mal ohne einen nennenswerten Cliffhanger.

Die Voraussetzungen sind also bestens, die Erwartungen weit oben angesetzt, richtig überzeugen will das Ergebnis indes aber nicht. Der Einstieg ist dabei noch sehr vielversprechend: eine abgelegene Insel, farbentleerte Bilder, die den Sommer schon vorab zum Herbst machen, eine wehmütige Musik, dazu zahlreiche Andeutungen auf dunkle Geheimnisse. Die Idee um das recht eigensinnige Testament ist natürlich ziemlich umständlich, immerhin aber originell und bietet somit den Anlass für eine klaustrophisch-düstere Familiengeschichte, die in der von den Skandinaviern so meisterhaft besetzten Nische zwischen Drama und Krimi angesiedelt ist.

Je weiter die Serie fortschreitet, umso mehr macht sich jedoch Ernüchterung breit. Die atmosphärische Inszenierung bleibt auf einem hohen Niveau, die Schauspieler sind engagiert. Nur müssen die Beteiligten dabei gegen ein holpriges Drehbuch ankämpfen, was ihnen mal mehr, oft weniger gelingt. Dass im Mittelteil das Tempo rausgenommen wird, ließe sich noch verschmerzen, bietet sich so doch die Gelegenheit, die Charaktere ein wenig zu vertiefen. Leider fielen den Autoren hier aber nur eine Aneinanderreihung von Klischees ein, die Dialoge sind oft sehr gekünstelt, die Handlungen kaum nachzuvollziehen. Da werden munter Meinungen geändert, als wüsste keiner mehr, was er fünf Minuten zuvor gesagt hat, manchmal wird es auch so übertrieben, als hätte man versehentlich eine Soap Opera eingeschaltet – nur eben eine, in der auch Brandstiftung, Misshandlung, Mord und Totschlag vorkommen. Und das ist sehr schade, denn die Zutaten stimmen, die hier an eine letzten Endes nur durchschnittliche und kaum glaubwürdige Serie verschwendet werden. Freunde düsterer Familiengeschichten dürfen natürlich dennoch ihren Spaß haben, an Werke wie Das Fest oder Die Erbschaft kommt man hier jedoch nicht heran.



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„Blutsbande“ erzählt die Art Familiengeschichte, wie wir sie an den Skandinaviern schätzen: düster, dramatisch, voll finsterer Geheimnisse. Trotz einer atmosphärischen Inszenierung und engagierter Darsteller ist die Serie aber nur Durchschnitt, dafür sind die Dialoge einfach zu gekünstelt, die Klischees zu zahlreich und mancher Einfall schlicht zu übertrieben.
5
von 10