Verjaehrung

Verjährung

(„Mong-ta-joo“ directed by Geun-seop Jeong, 2013)

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Verjaehrung15 Jahre sind vergangen seit die Tochter von Ha-kyung (Jeong-hwa Eom) entführt und getötet wurde. Während damit die Verjährungsfrist erreicht wurde und der nie gefasste Täter nicht mehr belangt werden kann, tun sich sowohl die noch immer von Schmerz zerfressene Mutter wie auch der ermittelnde Polizist Cheong-ho (Sang-kyung Kim) schwer damit, die Vergangenheit auf sich ruhen zu lassen. Dann jedoch bietet sich die Gelegenheit, den Täter doch noch auf die Spur zu kommen: Als Han-cheol (Young-chang Song) seine Enkelin kurz aus den Augen verliert, ist sie plötzlich verschwunden. Und die Entführung weist einige erschreckende Parallelen zu dem damaligen Fall auf.

Wer sein Wissen über fremde Länder vor allem aus dort entstandenen Filmen bezieht, muss bei Südkorea zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass das Land ein überaus trostloser Ort ist: Ob es nun die menschlichen Abscheulichkeiten von Kim Ki-duk (Pieta, Möbius, die Lust, das Messer) sind, das satirische Geldjagddrama Taste of Money, Thriller wie The Suspect oder auch der harte Anime King of Pigs, es sind vor allem die düsteren Geschichten, die ihren Weg hierher finden. Und zu denen darf man Verjährung zweifelsfrei zählen: Anders als Hochglanzhollywoodthriller fängt die ostasiatische Variante damit an, dass ein Kind getötet wurde und niemand den Täter noch zur Verantwortung ziehen kann. Kein schöner Auftakt.

Und auch in der Folgezeit bietet Verjährung kaum Anlässe zur Euphorie – des traurigen Inhalts wegen natürlich, aber auch die dunklen Aufnahmen haben ihren Anteil an dem Gefühl von Trostlosigkeit: Die Bilder sind von dunklen Farben geprägt, von viel Grau, es regnet oft oder wir sehen Nachtaufnahmen. Und wenn dann doch einmal idyllische Szenen zu sehen sind, etwa ein spielendes Kind, endet das gleich mit einer Entführung. Wenn schon keine Freude, dann gibt es hier zumindest ein wenig Adrenalin in Form von gelegentlichen Verfolgungsjagden auf Mister unbekannt, die von treibender Musik begleitet werden.

So richtig spannend ist der Thriller indes nicht, was zum einem dem recht gemächlichen Mittelteil und der etwas in die Länge gezogene Geschichte geschuldet ist. Aber auch das Gefühl, alles an dem Film doch schon einmal woanders gesehen zu haben, regt einen nicht unbedingt zum Mitfiebern an. Das Figurenensemble besteht durch die Bank weg aus Stereotypen, auch die einzelnen Handlungsstationen sprühen nicht unbedingt vor Inspiration. Während die erste Hälfte so relativ austauschbar und eintönig ist, wird es in der zweiten dafür deutlich interessanter.

Denn dort baute Regisseur und Drehbuchautor Geun-seop Jeong bei seinem Debüt Twists ein, die dank eines cleveren Tricks auch tatsächlich funktionieren und selbst krimiaffine Zuschauer überraschen sollten. Und auch die moralische Komponente, die auf den Schlussmetern ihren Weg in den Film findet, erzielt die erwünschte Wirkung, wenn sich gut und böse auf einmal zum Verwechseln ähnlich sehen, man jeden zumindest in Ansätzen verstehen kann. Ein bisschen über das Gesehene nachgrübeln darf der Zuschauer im Anschluss also, ohne aber gleich vällig erschlagen zu werden. In seiner Heimat kam die Mischung aus Krimi, Thriller und Drama auch gut an, mehr als zwei Millionen Menschen lockte der Film in die Kinos. Ganz so viel traute man dem Streifen in Deutschland wohl nicht zu, weshalb er hier die Lichtspielhäuser übersprang und gleich auf DVD erschien. Wer aber gerade die düsteren und gleichzeitig emotional aufgezogenen Genrevertreter schätzt, der darf durchaus mal mit Cheong-ho auf Verbrecherjagd gehen.



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In der ersten Hälfte ist „Verjährung“ ein zwar schön düsterer, insgesamt aber zu gewöhnlicher Krimithriller. Dafür dreht der Film in der zweiten Hälfte auf, gefällt mit cleveren Twists und einer interessanten moralischen Komponente.
6
von 10