22 Was To Die
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(„The ABCs of Death“, 2012)

22 Was To DieWas haben eine Ente, ein Furz und Nazis gemeinsam? Sie alle beginnen mit einem Buchstaben und haben etwas mit Tod zu tun – zumindest in 22 Ways to Die. Horroranthologien gibt es nicht wenige, sind eine schöne Gelegenheit, alte wie neue Talente zusammenzubringen und mal richtig die Sau rauszulassen. Das Konzept hinter dieser hier ist so originell wie simpel: Jeder Filmemacher bekam einen Buchstaben zugewiesen und durfte nun eine Geschichte erzählen, die sich irgendwie mit dem Ableben befasst und ein Wort als Titel verwendet, das mit eben diesem Buchstaben beginnt. Und so treffen hier dann Apocalypse auf Ingrown, Exterminate auf Quack – das ganze Alphabet wurde auf diese Weise berücksichtigt. Zumindest im Original.

In Deutschland durften sich hingegen anschließend die Schnittmonster verewigen, vier der Kurzfilme wurden zwecks Verkaufsfreigabe gestrichen, aus The ABCs of Death wurde 22 Ways To Die. Und das ist nicht nur aufgrund des etwas drögeren Titels schade, sondern auch weil unter den vieren Libido ist, ein Musterbeispiel für bizarre Einfälle, die es nie zu einem ganzen Film geschafft hätten, in seiner Kürze aber einen äußerst verstörenden bleibenden Eindruck hinterlässt. Ebenfalls bedauerlich ist, dass auf diese Weise das lustige Ratespiel, welcher Titel denn im Anschluss an den Film gezeigt wird, so natürlich nicht mehr funktioniert.

Lässt man dieses Gimmick nun weg, bleibt eine recht unausgegorene Mischung, die zwar viele Perspektiven und Spielarten bietet, von denen aber nur wenige auch tatsächlich sehenswert sind. Masse statt Klasse lautet das Stichwort, an viele der Beiträge wird man sich im Anschluss nicht mehr erinnern, und wenn doch dann nicht unbedingt auf eine positive Art und Weise. Nun gehören Qualitätsschwankungen bei Anthologien natürlich dazu, man könnte sogar argumentieren, dass es dieses Nebeneinander von Abfall und Brillanz ist, der einem solchen Film erst den eigentlichen Reiz verleiht. Nur bräuchte es aber dafür eben auch eine gelegentliche Brillanz. Die meisten Beiträge von 22 Ways To Die tummeln sich jedoch im Mittelfeld, viele auch darunter.

Einer der wenigen Kurzfilme, die tatsächlich die Existenz der Anthologie rechtfertigen, ist Dogfight des relativ unbekannten amerikanischen Kollegen Marcel Sarmiento: eine hypnotische Sequenz um einen Kampf zwischen Mensch und Tier, der mit einem heftigen Einsatz von Detailaufnahmen und Zeitlupe dem Zuschauer elegant die Eingeweide aus dem Körper reißt. Auch Quack von Adam Wingard (You’re Next, The Guest) und Simon Barrett ist gelungen, erzählt von einer tierisch komischen Snufffilmvariante. Ansonsten ist 22 Ways To Die vor allem für Sammler interessant, denn unter den zahlreichen Filmemachern befinden sich noch weitere diverse Genregrößen wie Nacho Vigalondo (Open Windows), Noboru Iguchi (Zombie Ass), Ti West (The Innkeepers, The Sacrament) und Ben Wheatley (Sightseers, A Field in England). Ein Muss ist der Beitrag zu den Fantasy Filmfest Nights 2013 aber auch dann nicht.



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Die Idee hinter „22 Ways To Die“ ist bemerkenswert, das Ergebnis ist es weniger. Nur wenige der Kurzfilmtode sind wirklich sehenswert, die Anthologie ist allenfalls für Sammler interessant. Die werden sich aber über die gekürzte deutsche Fassung ärgern, in der gleich vier Beiträge fehlen.
4
von 10