Die Luegen der Sieger
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Die Lügen der Sieger

(„Die Lügen der Sieger“ directed by Christoph Hochhäusler, 2014)

„Die Lügen der Sieger“ läuft ab 18. Juni im Kino

Wenn die Story gut ist und viele Leser anzieht, dann ist Enthüllungsjournalist Fabian Groys (Florian David Fitz) so ziemlich jedes Mittel recht. Das brachte ich ihm viel Ruhm und Geld ein, aber auch sein Ego mehrte sich dadurch sehr stark. Als ihm die Redaktionspraktikantin Nadja (Lilith Stangenberg) aufs Auge gedrückt wird, hält sich seine Begeisterung daher auch ziemlich in Grenzen. Eine belanglose Recherchearbeit zu einem Selbstmord im Zoo soll sie ihm vom Leib halten. Doch dann muss er feststellen, dass der Fall mit seinem eigenen über die Bundeswehr zusammenhängt, an dem er schon länger sitzt und bei dem jemand alles dafür tut, dass er nicht publik wird.

Ein einsamer Journalist kämpft für die Wahrheit, eine Kollegin, die zum Love Interest wird, eine finstere und korrupte Gegenseite, die üble Machenschaften vertuschen will – das Grundgerüst von Die Lügen der Sieger bedient sich bewährter Mechanismen und Konstellationen früherer Politthriller. Das muss nicht zwangsweise verkehrt sein, wenn die damit verbundene Geschichte interessant ist. Hier ist das jedoch nur in Ansätzen der Fall: Die Frage, wie die „Sieger“ eine Wahrheit unabhängig von Fakten konstruieren, ist durchaus relevant, gleich ob es sich dabei nun um Politiker, einen Konzern oder auch Journalisten handelt. Doch daraus allein leitet sich eben noch kein spannender Film ab.

Schon bei den Figuren wäre deutlich mehr drin gewesen. Dass sie Groys etwas mehr Individualität geben wollen, indem sie ihm ein Schulden- und Wettspielproblem anhängen, dazu noch Diabetes, ist ja irgendwie nett. Nur bringt das relativ wenig, wenn das für die eigentliche Geschichte kaum relevant ist, den Film nur unnötig in die Länge zieht. Schlimmer noch ist aber Nadja, die mal als Praktikantin, dann wieder als Volontärin bezeichnet wird, und komplett ungeeignet für den Job zu sein scheint. Nun mag man das dramaturgisch noch rechtfertigen können, schließlich darf der alte Hase ihr so zeigen, wie es in der Welt läuft. In einer Zeit, in der Printmedien links und rechts sterben und der Andrang auf die Arbeitsplätze derart hoch ist, wirkt eine solche übertrieben unfähige Figur jedoch wie ein Anachronismus, der völlig losgelöst ist von der Wirklichkeit da draußen. Warum ausgerechnet sie in einer begehrten Redaktion einen Platz bekommt, ist ebenso unverständlich wie die sehr erzwungene Romanze zwischen dem Egoarsch und dem Naivling, die doch sehr aus dem Nichts entsteht.

Und auch an anderer Stelle hat man den Eindruck, dass Regisseur und Ko-Autor Christoph Hochhäusler nicht so ganz im Hier und Jetzt lebt. Die Gefahren einer digitalen Ausspähung sind seit dem NSA-Skandal längst kein abstraktes Phantom mehr, diesen Aspekt bei einem Film über konstruierte Wahrheiten einzubauen, ist daher nur folgerichtig. In Die Lügen der Sieger geschieht das jedoch beiläufig und ohne ein tatsächliches Interesse für das Medium, so als hätte man sich dem Zeitgeist verpflichtet gefühlt, ohne ihn aber so richtig verstehen zu können – einen wirklichen Gefallen tat man sich damit nicht.

Schick inszeniert ist das Ganze, wenn es eine Sache gibt, in der Die Lügen der Sieger glänzt, dann ist das die Atmosphäre. Und handelte es sich hierbei um einen Fernsehfilm, den man zufällig eingeschaltet hat, manch einer würde vermutlich vor dem Bildschirm bleiben, um dann eben doch zu erfahren, wie das Ganze ausgeht. Gezielt ansehen braucht das Ganze aber niemand, dafür ist der Film dann doch zu halbherzig und ziellos und gemessen an den Möglichkeiten eine herbe Enttäuschung.



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Ein Journalist ist einer üblen Sache auf der Spur, die anderen wollen ihn aufhalten – zusammen mit der in Ansätzen interessanten Thematik bringt „Die Lügen der Sieger“ einiges für gepflegte Thrillerunterhaltung mit. Die will sich aufgrund der ziellosen Geschichte und der plumpen Figuren aber kaum einstellen, da hilft auch die schicke Inszenierung nicht mehr.
4
von 10