Boys Like Us

Boys Like Us

(„Boys Like Us“ directed by Patric Chiha, 2014)

Boys Like Us
„Boys Like Us“ ist seit 30. April auf DVD erhältlich

Größer hätte der Schock wohl kaum sein können: Desillusioniert von seinem abrupten Beziehungsende beschließt der österreichische Buchhändler Rudolf (Florian Carove) seiner Wahlheimat Paris Adieu zu sagen – und damit auch seinen beiden besten und ebenfalls offen homosexuell lebenden Freunden Gabriel (Raphaël Bouvet) und Nicolas (Jonathan Capdevielle). Die können gar nicht begreifen, warum man aus der Stadt der Liebe weg will, um ausgerechnet in ein Dorf in den Bergen zu ziehen. Nachdem sie Rudolf schon nicht umstimmen können, wollen sie ihm wenigstens dabei helfen, sich dort einzurichten. Und so macht sich das Trio auf den Weg, den Schick der Großstadt gegen Natur, frische Luft und Herbergen ohne Espresso oder Internet einzutauschen.

Egal ob es nun das Landei in die weite Welt verschlägt oder überhebliche Großstädter die Provinzen aufmischen, der Kontrast zwischen Metropol-Highlife und Dorfleben ist ein immer wieder gern verwendetes Mittel, um Zuschauer zum Lachen zu bringen. Auch Regisseur und Ko-Autor Patric Chiha vertraut auf die bewährte Zutat, reichert sie noch um ein paar Culture-Clash-Momente an, wenn er die Unterschiede zwischen Österreich und Frankreich thematisiert, dazu noch die unvermeintlichen Sprachprobleme, wenn es darum geht, seinen morgendlichen Kaffee zu bestellen. Neu ist Boys Like Us da nicht, aber die Mischung funktioniert größtenteils, an einigen Stellen sogar sehr gut.

Gleichzeitig will die Komödie aber auch noch etwas anderes sein. Was genau, das wird im Lauf der rund 90 Minuten aber nicht wirklich klar. Wenn Gabriel einem Verflossenen nachjagt oder Nicolas sich ständig an deutlich Jüngere ranmacht, ist das dann eine Satire auf schwulen Lebensalltag? Oder war das doch eher als Drama gemeint, der Versuch, Vergangenes zu verarbeiten? So oder so kommt der Film an solchen Stellen leicht aus dem Tritt, präsentiert eine Reihe von unzusammenhängenden Szenen, die mal die eine, mal die andere Tonart anschlagen, zum Schluss dann auch noch mal richtig bizarr werden. Ganz überzeugend ist diese Balance nicht, es gibt zwar komische und rührende Momente, zwischendurch darf dann auch einem jungen Schwulen ein paar Weisheiten mit auf den Weg gegeben werden, meistens aber plätschert Boys Like Us etwas unentschlossen vor sich her.

Auch musikalisch verweigert man sich bemerkenswert konsequent einer konsequenten Richtung, wenn Synthieklänge auf New Wave und dramatische Stücke treffen, die man vor einigen Jahrzehnten vermutet hätte, aber nicht heute. Spaßig ist das irgendwo schon, hilft jedoch zudem mit dem fehlenden roten Faden nicht unbedingt, dem Film eine eigene Identität zu geben. Dafür sind die Schauspielleistungen überraschend ansprechend, die Naturkulisse mit den majestätischen Bergen sogar richtig schön. Das reicht zwar nicht aus, um Boys Like Us über das obere Mittelfeld hinauszukatapultieren, eine nette Komödie um Selbstfindung und große Träume ist die französisch-österreichische Koproduktion aber schon geworden.

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Drei schwule Pariser verschlägt es in die österreichische Provinz, das bedeutet zwangsweise Reibereien am laufenden Band. Das ist streckenweise sogar ganz lustig, bietet auch ansprechende Schauspielleistungen und schöne Naturbilder. Insgesamt fehlt es „Boys Like Us“ aber an einer überzeugten Richtung, inhaltlich und musikalisch wird hier wahllos zusammengeschmissen, die Komödie plätschert oft etwas vor sich hin.
6
von 10