Johan und der Federkoenig
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Johan und der Federkönig

(„Resan till Fjäderkungens Rike“ directed by Esben Toft Jacobsen, 2014)

Johan und der Federkoenig
„Johan und der Federkönig“ ist seit 6. März auf DVD erhältlich

Glücklich lebte der kleine Hasenjunge Johan mit seinen beiden Eltern, bis eines Tages der geheimnisvolle Federkönig seine Mutter mit sich nahm – so zumindest erklärte sein Vater, weshalb sie plötzlich nicht mehr da war. Seither ist die Zeit nicht stehengeblieben, zu zweit schippern sie mit einem kleinen Boot übers Meer, haben eine Menge zu tun und auch eine Menge Spaß. Doch vergessen hat Johan seine Mutter nie. Als er eines Tages in einem Funkspruch hört, dass der Federkönig in der Nähe gesehen sein soll, fasst er den Beschluss, diesen zu treffen und zu bitten, ihm doch seine Mutter wiederzugeben.

Wenn Freunde fantasievoller Animationsfilme nach Nachschub suchen, schauen sie entweder nach Westen, an Frankreich vorbei bis in die USA. Oder nach Osten, wo besonders Japan eine ganze Industrie auf den Träumen jüngerer und älterer Zuschauer aufgebaut hat. Aber der Norden? Gibt es dort etwas zu sehen? Selten, aber dann und wann lohnt es sich doch, den Blick etwas schweifen zu lassen. Der zauberhafte Marionettenfilm Strings – Fäden des Schicksals war so ein Fall. Und das gilt auch für die dänisch-schwedische Koproduktion Johan und der Federkönig, welche dieser Tage ihren Weg in den heimischen Handel fand.

Anders als der norwegische Kollege Boats – Elias und die königliche Yacht kürzlich, ist das Abenteuer des kleinen Johan zwar ebenfalls für eine jüngere Zielgruppe angedacht, gleichzeitig aber auch für ein etwas älteres Publikum empfehlenswert. Ein Grund dafür ist die Optik. Sicher, mit den großen Kollegen aus dem Westen kann es der Film nicht aufnehmen, dafür sind hier manche Objekte zu blockig, die Texturen zu schlicht, große Spezialeffekte gibt es auch nicht. Mit stimmungsvollen Licht-/Schattenspielereien, vor allem aber dem wundervoll-expressionistischen Design der Stadt, in welcher der Federkönig haust, lässt es einen das spürbare geringere Budget vergessen.

Vor allem aber erzählt Regisseur und Ko-Auto Esben Toft Jacobsen (Der große Bär) mit viel Einfühlungsvermögen eine erstaunlich anspruchsvolle Geschichte, die wie Strings oder auch Die Mumins düstere Elemente enthält. Wie gehe ich mit dem Verlust eines geliebten Menschen um? Schon Erwachsene scheitern immer wieder an dieser Aufgabe, umso schwieriger, wenn Kinder auf einmal mit dem Thema Tod konfrontiert werden. Der wird hier nie als solcher bezeichnet, und tatsächlich gibt es in Johan und der Federkönig dieses Reich ja auch, in dem all die Verschwunden leben, nachdem sie der seltsame Federkönig geholt hat. Nach welchem System dies geschieht, wird nie verraten, warum manche Leute gehen müssen, andere nicht – das bleibt hier genauso unerklärlich wie im wahren Leben.

Aber um Erklärungen geht es in Johan und der Federkönig eben auch nicht, stattdessen wird hier aus den Augen eines Kindes erzählt, was es heißt, sich nach einem Menschen zu sehnen, immer in der Hoffnung, ihm eines Tages wieder zu begegnen, auch wenn die Erwachsenen einen vom Gegenteil überzeugen wollen. Frei von Kitsch oder unnötigem Melodram, aber auch ohne bleischwere Düsternis wird aus Johans Suche nach seiner Mutter so gleichzeitig ein Film über Glaube und Trauer, über Trost und Verlust. Darüber, an einem Menschen festzuhalten und ihn dennoch loslassen zu können. Denn am Ende wird doch alles gut werden, so lautet die Überzeugung, wenn wir den Ozean hinter uns lassen und mit dem großen Dampfschiff ins Reich des Federkönigs fahren. Und darauf lohnt es sich zu warten.



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Ein Film über den Tod? Das ist bei einem Animationsfilm für ein jüngeres Publikum ungewöhnlich, im Fall von „Johan und der Federkönig“ aber mehr als gelungen. Mit einer schlichten, aber stimmungsvollen Optik erzählt die dänisch-schwedische Koproduktion, in eine fantasievolle Geschichte verpackt, was es heißt, als Kind jemand zu verlieren, sich nach ihm zu sehnen, am Ende aber doch loslassen zu müssen.
7
von 10