Among the Living
© 2015 Tiberius Film

Among the Living (2014)

(„Among the Living“, directed by Julien Maury, Alexandre Bustillo, 2014)

Among the Living
„Among the Living“ ist seit 5. März auf DVD und Blu-ray erhältlich

Nur noch wenige Stunden trennen die Schüler Tom (Zacharie Chasseriaud), Dan (Damien Ferdel) und Victor (Theo Fernandez) von den heißt ersehnten Ferien. Doch als sie sich schon in Sicherheit wähnen, werden sie von ihrer Lehrerin zum Nachsitzen verdonnert. Um diesem Schicksal zu entkommen – und aus einer allgemeinen Lustlosigkeit dem Unterricht gegenüber heraus – beschließen die drei Freunde, gleich ganz zu schwänzen und stattdessen lieber zum verlassenen Gelände der Blackwood Filmstudios zu fahren. Dort entdecken sie nicht nur eine Frau, die in einem Kofferraum gefangen gehalten wird, sondern auch einen maskierten Mann. Und der hat nicht vor, die drei mit diesem Wissen entkommen zu lassen.

Die Horde, Inside, Martyrs – oft kommt es ja nicht vor, dass französische Horrorfilme ihren Weg nach Deutschland finden, stattdessen vertraut man hierzulande lieber auf die Komödienkenntnisse der Grande Nation (Ziemlich beste Freunde, Paulette, Monsieur Claude und seine Töchter). Doch wenn, dürfen unsere romantisch veranlagten Nachbarn zeigen, dass sie auch eine härter Gangart beherrschen. Ein sehr viel härtere. Mit einem solchen Schockmoment fängt auch Among the Living an, der wie so viele seiner Kollegen seine Deutschlandpremiere auf dem Fantasy Filmfest feierte. Ein Paar ist hier zu sehen. Sie ist eine aufgedunsene Schwangere, er ein pöbelnder Schlägertyp, beide sind sie schäbig, wohnen in einer heruntergekommenen Wohnung. Eine Fernsehsendung ist zu hören, von Mutationen ist die Rede. Ein Streit, ein blutiges, brutales Ende.

Schnitt. Nach diesem Auftakt lässt es das Autor-Regie-Duo Julien Maury und Alexandre Bustillo ruhiger angehen, erzählt großzügig die Geschichte der drei Jungs und wie es dazu kam, dass sie überhaupt das ehemalige Studiogelände betraten. Das dürfte so manchem Zuschauer zu langsam gehen, denn so richtig viel passieren tut hier nicht. Zwar ist der Frust der Schulschwänzer gut umgesetzt, mit schönen Bildern erzählen die beiden Franzosen von dem Sommeralltag seiner kleinen Helden. Doch mit einem Horrorfilm hat Among the Living an der Stelle nur wenig gemeinsam, stattdessen werden Erinnerungen an das nostalgisch gefärbte Stand by Me wach.

Erst als beide Handlungselemente aufeinandertreffen, die Horrorgestalten des Einstiegs in das ausgelassene Sommerabenteuer eindringen, wird die Spannungsschraube angezogen. Und das nicht zu knapp. Immer wieder zeigen Maury und Bustillo hier ihr Talent für bizarre Einfälle, lassen uns Situationen erleben, welche mal die Nerven auf Trab halten oder durch ihre seltsamen Elemente in Erinnerung bleiben. Während Among the Living so im Mittelteil zu Hochform aufläuft, baut der Horrorfilm auf den letzten Metern wieder stark ab. Was eigentlich der Höhepunkt der Geschichte sein sollte – der maskierte Mann jagt den Kindern hinterher – wird erst überhastet erzählt, dann wieder zu ausufernd.

Dieses unausgegorene Tempo frustriert, ist aber nicht das einzige Problem. Schlimmer noch ist, dass Among the Living ab diesem Zeitpunkt Pfade betritt, die heute eigentlich keiner mehr sehen muss. Fantasielos, klischeehaft und unglaubwürdig wird der neueste Film der Franzosen zu einem völlig austauschbaren Genrebeitrag. Wenn der Streifen an der Stelle noch aus der Masse herausragt, dann nur noch durch seine Brutalität. Doch auch da ist das Vergnügen eher zwiespältiger Natur, schwankt zwischen genuiner Perfidie und unfreiwillig komischem Splatter. Genrefans werden dabei sicher bei aller Kritik ihre Freude haben, das zwischenzeitlich angedeutete Potenzial wird aber nicht genug genutzt, um zu einem echten Horrorhighlight zu werden.



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Drei Jungs treffen auf einen mörderischen, maskierten Mann. Das ist streckenweise atmosphärisch und bemerkenswert bizarr, krankt aber an seiner unausgegoren Erzählweise. Zum Schluss wird es dann auch recht beliebig, wenn sich „Among the Living“ mit langweiligen Genrestandards und unfreiwillig komischem Splatter begnügt.
6
von 10